„Futterneid“ am Gerolsteiner Frachtbahnhof?

Gerolstein. Endlich ist mal wieder viel los an der Gerolsteiner Güterverladestation. Aber nicht nur geschäftiges Treiben, sondern offensichtlich auch viel Ärger mit einem Bahnunternehmer vor Ort. Aufgrund des Sturmtiefs Xynthia Ende Februar 2010  werden zurzeit in Gerolstein riesige Mengen von Schnittholz von LKWs auf die Schiene verladen. Dabei kommt es offensichtlich regelmäßig zu Problemen, die die Beteiligten auf Willkür, Unvermögen oder Überforderung eines Herrn Jörg Petry zurückführen. Petry ist Geschäftsführer der VEB Vulkan-Eifel-Bahn Betriebsgesellschaft mbH in Gerolstein und betreibt unter anderem auf eigene Rechnung Güterverkehre in der Eifelregion und auch darüber hinaus. Petry ist gleichzeitig auch Geschäftsführer der Bahnbetriebswerk Gerolstein gGmbH, die den Lokschuppen betreibt, der mit 2,3 Millionen Euro Steuergelder aus Landes- und Kreismittel subventioniert worden ist.

Vergangene Woche soll es fast zum Eklat gekommen sein, weil Petry mit zwei anscheinend willkürlich abgestellten Waggons einen Mitbewerber beim Verladen behindern haben soll. Beide Waggons blockierten die Verladegleise. <br />

Fakt ist, es gibt in Deutschland etliche Privatunternehmen wie „VEB“, die mit eigenen oder gemieteten Loks und Waggons auf eigene Rechnung das Schienennetz der Deutschen Bahn nutzen dürfen. In Gerolstein gibt es eine Besonderheit. Dort betreibt das Konsortium „CTG“ Container Terminal Gerolstein ein Gleis, das nicht der Deutschen Bahn gehört. Dieses Konsortium besteht zu drei gleichen Teilen aus Sped. Rotschild, Sped. Ludwig und VEB. Jeder private Mitbewerber von VEB benötigt also eine Nutzungserlaubnis für dieses „Privatgleis“. Grundsätzlich darf Petry keinem möglichen Nutzer dort das Laden verwehren. Schon gar nicht hat Petry (VEB) mit seinem 33%-CTG-Anteil das Recht, andere Unternehmer beim Verladen zu behindern. Dies hat Sped. Ludwig auf Anfrage der Eifel-Zeitung bestätigt. Petry sei auch kein Geschäftsführer des Konsortiums. Sped. Ludwig war über Petry’s „unfaire“ Praktiken sehr überrascht und hat ihm dies in einem Telefonat auch deutlich zu verstehen gegeben. Petry soll im Anschluss eingelenkt haben.   

Zuständig für den Güterverkehr an den Ladestationen in Gerolstein, Daun und Ulmen ist die „DB Schenker Nieten GmbH, ein 100-prozentigesTochterunternehmen der Deutschen Bahn AG. Bei „Schenker-Nieten“ müssen die Transportunternehmer oder Händler ihren Bedarf an Ladekapazität (Waggons) rechtzeitig bestellen. Nach Informationen der Eifel-Zeitung hat Schenker-Nieten als örtlichen „Transportmittelbereitsteller“ dieser drei Verladestationen (Gerolstein, Daun und Ulmen) die „VEB“ beauftragt. Nach Informationen von Beteiligten soll es ausgerechnet bei diesen drei Verladestationen regelmäßig zu Problemen kommen. Angeblich läuft der Ladeverkehr bei anderen Stationen wesentlich reibungsloser – äußern sich Beteiligte. Natürlich käme es überall mal gelegentlich zu Engpässen, aber nicht in der Häufigkeit wie bei den „Petry-Stationen“ – hieß es am vergangenen Freitag.

Nach Informationen der beteiligten soll das Problem darin bestehen, dass die über „Schenker-Nieten“ bestellten Waggons oder ganze Zugeinheiten für Gerolstein ohne erkennbaren Grund von Petry – überhaupt nicht, oder nicht zu den vereinbarten Terminen bereitstehen und es dadurch zu unnötigen Staus und zu erheblichen Zeitverlusten kommt. Hinzu kommt, dass Petry oft gar nicht oder nur sehr eingeschränkt erreichbar ist. Von dieser Problematik dürfte bei Schenker-Nieten sicherlich nichts bekannt sein, weil wahrscheinlich alle Beteiligte Angst haben, keine Aufträge mehr zu bekommen. 

Bei den von uns am vergangenen Freitag kontaktierten Personen besteht der Eindruck, dass Petry bestimmte Firmen und/oder Organisationen, mit denen er verbunden ist, bevorzugt bedient, zu Lasten anderer Firmen. Hierzu ein Beispiel aus der vergangnen Woche: Ein Transportunternehmen aus Baden-Württemberg wurde beauftragt, dringende Holztransporte von Kelberg nach Gerolstein durchzuführen. Die Güterwaggons sollten gemäß Zusage am Mittwoch (07.07) ab 22:00 Uhr bereitstehen.Tatsächlich aber soll das Gleis zu diesem Zeitpunkt mit irgendwelchen Waggons blockiert gewesen sein und Petry war wieder einmal nicht erreichbar. Der besagte Transportunternehmer konnte nach seinen Angaben erst am darauffolgenden Donnerstag (08.07.) gegen 19:00 Uhr seine Holzfracht auf die Waggons verladen und hat dadurch unnötig viel Zeit und Geld verloren.

Am Montag (12.07.) erreichte uns überraschend der Anruf eines weiteren beteiligen Unternehmens, das am vergangenen Freitag noch von „Willkür nach Gutsherrenart“ sprach und mittlerweile aus Angst vor Sanktionen unter keinen Umständen namentlich genannt werden möchte. Der Vorfall am Gerolsteiner Verladestation scheint also kein Einzelfall gewesen zu sein. Der Eifel-Zeitung liegen weitere Aussagen von Firmen vor, die über die gleiche Probleme berichten.

Vielleicht sollten sie alle Parteien mal zusammen an einen Tisch setzten und miteinander reden. Es kommt keiner zu kurz. Wenn sich jemand überfordert fühlt, lässt sich das Problem sicherlich auch lösen.

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