Unser Wald ist mitten im Klimastress

Deutschlandweit zeigen sich in den Wäldern derzeit immense Schäden. Durch die dynamische Schadensentwicklung mit der Überlagerung von Schadensursachen und -abfolgen durch Stürme, Dürre, Hitze und Borkenkäfer kann die aktuelle Situation nicht mit früheren Katastrophen verglichen werden. Das ganze Ausmaß der Schäden wird sich in den unterschiedlichen Regionen erst mit deutlicher Zeitverzögerung zeigen. Niemand kann so etwas genau vorhersagen. Den Forstleuten den „Schwarzen Peter“ zuzuschieben, ist völliger Unsinn.

Bei der jüngsten Waldbegehung im Stadtforst der Stadt Daun haben die Forstfachleute vom Forstamt Daun anschaulich den Zustand im Dauner Stadtwald aufgezeigt. Ein Bus voll interessierter Stadtratsmitglieder war unterwegs. Die Stadt Daun besitzt ca. 1.300 Hektar Wald – etwa 50% Nadel- und 50% Laubwald und ein hervorragendes Waldwegenetz, um das die Kreisstadt von anderen Kommunen beneidet wird. Jedoch zeigt die monatelange Trockenheit in den zwei aufeinander folgenden Jahren 2018/2019 im Dauner Wald deutlich ihre Spuren. Auch die Baumvernichtung durch den Borkenkäfer nimmt inzwischen nie gekannte Ausmaße an.

Aufmerksam hören die Stadtratsmitglieder den Worten von Forstamtsleiter Horst Womelsdorf zu. Ein vergleichbares Ereignis hat Revierförster Gerhard Herzog (li.) in den 35 Jahren seiner Arbeit im Forstamt Daun auch noch nicht erlebt.

Gerhard Herzog, zuständiger Revierförster für den Dauner Stadtwald, Forstamtsleiter Horst Womelsdorf, Büroleiter Engelbert Schmidt und Forstwirtschaftsmeister Hendrik van Schooten haben eindrucksvoll den Ist-Zustand unseres Waldes aufgezeigt und mögliche Strategien zum Umgang mit den Folgen des Klimawandels erläutert.

„Die Lage ist sehr ernst“ – sagt Gerhard Herzog. „In 2019 wurde auf den Einschlag gesunder Nadelbäume vollständig verzichtet. In 2020 wird es voraussichtlich genauso sein. Der Klimawandel und die Schadverläufe nehmen an Dynamik zu und haben sich zu einer Herausforderung eines nie zuvor gekannten Ausmaßes entwickelt“.

Forstamtsleiter Horst Womelsdorf: „In 2018 sind rund 55.000 Festmeter Schadholz bei der Baumart „Fichte“ im Forstamtsbereich angefallen. In 2019 wird die Menge mit geschätzten 90.000 Festmeter erheblich über dem Vorjahr liegen. Für den Dauner Stadtwald waren 2018 etwa 7.000 Festmeter Normaleinschlag geplant. Der Schadholzanteil lag in der Vergangenheit erfahrungsgemäß bei durchschnittlich rund 1.000 Festmeter im Jahr. Tatsächlich sind aber 9.500 Festmeter Schadholz (Isteinschlag) in 2018 angefallen. Wohlgemerkt, es wurden keine Durchforstungen gemacht. Für 2019 hatten wir geplant / geschätzt rund 6.000 Festmeter Fichten-Schadholz (Windwurf und Käfer). Zum Ende des Jahres 2019 werden wir mit Sicherheit das Doppelte, also etwa 12.000 Festmeter Windwurf und Käferholz im Stadtwald haben“.

Forstamtsleiter Horst Womelsdorf (re.) vor einer der neuen Info-Tafeln der Landesforsten Rheinland-Pfalz, die über die Auswirkungen des Klimawandels im Wald informieren. Links daneben Revierförster Gerhard Herzog. Überall nachdenkliche Mienen, die den Ernst der Lage ohne Worte beschreiben.

Gerhard Herzog ergänzt: „Der Normaleinschlag von Buchen/Eichenstammholz und Brennholz sowie Industrieholz ist davon nicht betroffen und wird unbeeinträchtigt weiter bereitgestellt“.

Engelbert Schmidt betont in diesem Zusammenhang, dass man in Daun bereits seit mehr als 25 Jahren Maßnahmen zum Umbau und zur Anpassung des Waldes vorantreibt. Frisch gepflanzte Mischbaumarten werden durch regelmäßige Kultur- und Pflegemaßnahmen stabilisiert und für künftige Generationen vorbereitet. Auf die Verantwortung der Jägerschaft für eine waldfreundliche Jagd wurde hingewiesen. Im Forst sind oftmals Zeitsprünge von 50 Jahren und mehr vorauszuplanen.

Zum Borkenkäferbefall sagt Forstwirtschaftsmeister Hendrik Van Schooten: „Das Schadholz muss zügig von den betroffenen Waldflächen beseitigt werden, um eine weitere Schadausbreitung möglichst zu vermeiden. Fakt ist, so wie sich die Situation gegenwärtig darstellt, erleben wir gerade den Anfang einer bisher noch nie dagewesenen Katastrophe, deren Ausmaß noch nicht absehbar ist. Eines dürfte schon sicher sein: Der Fichtenanteil in unseren Wäldern wird sich erheblich verringern, an der Mosel wird die Fichte in ein paar Jahren ganz verschwunden sein“.

Fazit:

Gegenwärtig belasten die in Verbindung mit der dramatischen Borkenkäfersituation anfallenden Holzmengen den Markt immens und führen unweigerlich zu erheblichen forstbetrieblichen Verlusten. Engpässe bestehen bei den Kapazitäten der Holzaufarbeitung, der Holzlagerung sowie dem Holztransport. Die Waldbesitzer werden sowohl mit erhöhten Holzaufarbeitungskosten als auch mit verminderten Holzverkaufserlösen konfrontiert sein. Und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Nur ein feuchtkaltes Jahr 2020 könnte die Situation bei der Borkenkäferentwicklung abmildern.


Was sind Borkenkäfer?

Borkenkäfer sind etwa 2 bis 8 mm große Insekten. Sie bohren sich durch die Rinde von Bäumen und zerstören dort durch den Fraß ihrer eigenen Larven und erwachsenen Käfer das für den Baum lebensnotwendige Bastgewebe. In den meisten Fällen sterben Bäume, die von Borkenkäfern erfolgreich besiedelt wurden, innerhalb kurzer Zeit ab.

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