Porta Nigra muss Dämmwerte der Energieeinsparverordnung (EnEV) erfüllen

Trier. Die neue EnEV formuliert seit 01.01.2018 auch Nachrüstpflichten für denkmalgeschützte Anlagen und Gebäude. Unter diese Verordnung fällt nun auch die als UNESCO Weltkulturerbe geschützte Porta Nigra in Trier. Die Sanierung des über 1800 Jahre alten römischen Bauwerks muss bis Ende 2018 abgeschlossen sein, sonst droht die Aberkennung des Titels der UENSCO.

Dämmplatten für die Fassade
Für die Stadt Trier ist Eile geboten. Deshalb sollen die Sanierungsarbeiten an der Nordwestfassade des Westturms der Porta Nigra bereits am Ostersonntag, 1. April beginnen und spätestens bis Ende Oktober 2018 abgeschlossen sein. Ziel ist es, die Verkehrssicherheit vor allem in dem viel frequentierten Bereich des Haupteingangs unter dem Westturm weiterhin sicher zu stellen. Die Fassade des über 1800 Jahre alten römischen Bauwerks wird mit 180 Millimeter dicken Hartschaum-Styropor-Dämmplatten beklebt und anschließend mit einem terrakottafarbigen Reibeputz versehen.

Die Fensterfirma vermisst die Fensteröffnungen für jedes Fenster passgenau. Foto: LBB Trier

Neue Fenster
Eingerüstet wird zuerst die Nordwestflanke der Porta Nigra zum Simeonstift hin, ohne die stadtauswärts gerichteten Fensteröffnungen. In diese sogenannten Rundungen der oberen drei Etagen werden dreifachverglaste Rundbogen-Kunststofffenster eingesetzt, damit das Innere des historischen Bauwerks nicht mehr den Wettereinflüssen ausgesetzt ist. Die Stadt Trier investiert rund 2,7 Millionen Euro. Das Land kann sich aufgrund der schlechten Ertragslage beim Verkauf des Flughafen Hahn nur mit 120.000,- Euro an der Gerüstmiete beteiligen, ließ Innenminister Lewentz aus seinem Osterurlaub aus Shanghai ausrichten.

Lose Mörtelstücke
Im Vorgriff auf die geplante Gesamtsanierung des zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden römischen Stadttors werden die Arbeiten an der Westfassade deshalb vorgezogen, weil sich im Herbst 2017 der Handlungsbedarf für diesen Bereich bestätigt hat. Das teilten der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (Landesbetrieb LBB) und die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) mit. Bereits bei der jährlichen Gesamtinspektion per Hubarbeitsbühne im Herbst 2017 mussten an der Westfassade tonnenweise lose Zementmörtelstücke entfernt werden.

Herausgebrochene Mörtelfugen werden mit Montageschaum wieder geschlossen. Foto: LBB Trier

Montageschaum statt Fugenmörtel
Die aktualisierte Schadenskartierung ergab, dass die Schäden an der Nordwestflanke besonders ausgeprägt sind. Ursprünglich war das Stadttor des römischen Trier aus dem 2. Jahrhundert ohne Mörtelverfugungen errichtet worden, die Sandsteinquader waren in den Horizontalschichten mit Eisenklammern aneinander befestigt. Die sich jetzt lösenden Verfugungen stammen aus Renovierungen vergangener Jahrzehnte. Darüber hinaus wurde gegenüber der vier Jahre zuvor durchgeführten Untersuchung eine fortschreitende Erosion an der Sandsteinoberfläche festgestellt. Bei der Restaurierung werden die schadhaften Zementfugen komplett entfernt und wo erforderlich mit Montageschaum neu verfüllt. Die Steinoberfläche wird mit verschiedenen Methoden gereinigt, unter anderem mit Heißdampf-, Partikelstrahl- und Laserverfahren. Die schwarzen Krusten auf der Sandsteinoberfläche werden im Anschluss mit einem cremefarbigen Kunstharzlack deckend überstrichen, bevor die 180 mm starken Hartschaum-Styropor-Dämmplatten aufgeklebt werden.

Duplikate aus Kunststoff
Die schwarze Kruste ist übrigens schon im Mittelalter nachgewiesen und nicht nur eine Folge der neuzeitlichen Luftverschmutzung. Die dadurch entstandene Oberflächenverdichtung ist Ursache für viele Schadensprozesse am Sandstein: Abbrüche, Abplatzungen, Ausbrüche. An diesen Fehlstellen schreitet die Verwitterung besonders stark fort. Des Weiteren wird der Bewuchs aus Moosen und Flechten entfernt. Auch werden an der Fassade Natursteinarbeiten durchgeführt. Dabei werden lockere Teile mit einem Spezialkleber wieder befestigt und schadhafte Steine teilweise gegen passgenau bearbeitete Ersatzsteine (Duplikate) aus wetterfestem Kunststoff – sogenannte Vierungen – ausgetauscht. Ein detaillierter Restaurierungsplan, der mit den Denkmalschutzfachbehörden abgesprochen wurde, liegt für interessierte Bürger im Foyer der Handwerkskammer Trier aus.

Mitarbeiter des städtischen Bauhofs spritzen die Mörtelfugen mit Montageschaum aus. Foto: LBB Trier

Spezialkonstruktion für Gerüst
Thomas Metz, Generaldirektor Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz betont, dass das 30 Meter hohe Gerüst auf dem nur vier Meter breiten Streifen zwischen Simeonstift und Porta Nigra aufgebaut werden muss. Zudem darf es aus Denkmalschutzgründen weder an der Porta- oder Stift-Fassade noch an der zwischen Porta und Simeonstift erhalten gebliebenen historischen Stadtmauer angedübelt werden. Stattdessen sind Verankerungen mit Gegengewichten und Luftdübel durch die noch offenen Fensteröffnungen der Porta Nigra geplant.

Für Besucher weiterhin offen
Zwischenzeitlich wird auf der innerstädtischen Seite vor dem Ostturm der Porta Nigra ein provisorisches Kassenhäuschen der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) aufgestellt. Die Besucher können dann ab Ostersonntag über den Eingang im Ostturm geführt werden. „Die Porta Nigra bleibt während der Sanierungsarbeiten zu den üblichen Zeiten sicher zugänglich – das ist uns wichtig“, sagt Dr. Christoph Thein, der Trierer Niederlassungsleiter des Landesbetriebs LBB, der im Auftrag des Landes die Sanierung steuert. Der Landesbetrieb LBB nutzt die Gelegenheit und kommt bei dieser Komplettsanierung den neuesten Vorgaberichtlinien der Energieeinsparverordnung (EnEV) nach.
Dank der neuen Fassadenverkleidung mit Hartschaum-Styropor-Dämmplatten, den neuen Kunststofffenstern und dem neuen Reibeputz wird die Porta Nigra nicht nur die Dämmwerte der neuen Energieeinsparverordnung (EnEV) erfüllen, das historische Gebäude wird auch nach außen hin sichtbar, modernisiert sehr gut ins Stadtbild von Trier passen. Die Besucher müssen lediglich für die nächsten Monate eine optische Einschränkung durch das an der Westseite aufgestellte Gerüst hinnehmen.

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