Keine Eierlegefabrik im Kylltal!

Eierlegefabrik BirresbornBirresborn. Niederländische Investoren planen in der Gemarkung Birresborn im Gewerbegebiet „Auf dem Boden“ eine moderne Eierfabrik zu errichten.  So weit – so gut. Das Ansinnen ist legitim und der Gemeinderat von Birresborn erhofft sich so, endlich einmal Einnahmen für das seit 2007 leer stehende Gewerbegebiet zu erhalten. Das Gewerbegebiet wurde extra für zwei im Ort ansässige Firmen erschlossen, die dann aussiedeln sollten. Während der Erschließung des Baugebietes gingen beide Firmen in Konkurs. Tragisch, aber nicht zu ändern.Die Gemeinde saß auf einem Kredit von 600.000 Euro und den daraus resultierenden Zinsen in Höhe von 36.000 Euro pro Jahr. Macht zusammen bis heute 216.000 Euro an Zinsen. Rechnet man den Kredit von 600.000 Euro dazu kommt man auf die stolze Schuldensumme von 816.000 Euro. Da freut man sich doch über jeden potenziellen Investor. Selbst auf die Gefahr hin, dass man nochmals 200 – 300.000 Euro für weitere Erschließungsmaßnahmen und verkehrliche Anbindungen berappen muss. Die niederländischen Investoren planen schon seit rund zwei Jahren an dem Projekt. Seit diesen zwei Jahren haben die Bewohner von Birresborn nichts von dem Vorhaben der Gemeinde gewusst. Der Gemeinderat hat dazu geschwiegen, bürgernah und transparent.Am 21. Oktober 2013 wurde dann die Bürgerbeteiligung in einer Einwohnerversammlung simuliert und die Anwesenden über die Absicht der Investoren unzureichend informiert.

In der Versammlung gab es einige wenige kritische Gegenstimmen. Die meisten Bürger waren wohl überrascht und regelrecht vor den Kopf gestoßen worden. Wie sollten sie auch kritische Fragen stellen können, wenn sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, was geplant ist. Sie mussten einfach das glauben und hinnehmen, was ihnen hier serviert wurde. Und das sah so aus:

Drei Stallungen mit je 110.000 Legehennen in Volierenhaltung. Aus den Maßen der Hallen lässt sich eine Stellfläche von 247 cm² pro Henne errechnen. Das ist weniger als ein DIN A 5 Blatt (311 cm²) und natürlich nicht zulässig. Deshalb verteilt man das Ganze auf drei Etagen pro Stallung und kommt so rechnerisch auf 18 Hennen pro m², was wiederum zulässig ist. Der Lebensraum der Henne ist nun etwas größer als die Fläche eines DIN A 4 Blatt Papier. Das Ganze darf sich immer noch Bodenhaltung nennen. Sicher kann das Huhn über den Boden laufen, es sind ja keine Käfige mehr vorhanden, aber der Boden ist betoniert und gefliest. Das ist für den BUND gesetzlich zugelassene Tierquälerei und ist abzulehnen.

Auch Legehennen müssen erst aus einem Ei entstehen. Aus der Hälfte der ausgebrüteten Eier schlüpfen weibliche Küken, also spätere Hennen. Die andere Hälfte besteht aus männlichen Küken, also Hähnen, und die sind dem Investor nichts Wert. Männliche Küken werden nach dem „sexen“ (Feststellung des Geschlechts) ausgesondert und getötet. Die Tötung erfolgt entweder durch vergasen oder durch häckseln. Dabei werden sie von mit Messern bestückten Walzen zerfetzt.
Auf jede Legehenne kommt so ein getötetes Küken. Dessen muss man sich bewusst sein. In einer Stallung mit so vielen Hennen kommt es durch Stress und anderen Faktoren zu erheblichen Todesraten. Die Investoren geben die Todesrate mit 4-5 % pro Jahr an. Informiert man sich im Internet, so werden dort Todesraten von 10 % als realistisch angesehen. Das heißt, im Laufe eines Jahres müssen auch rund 30.000 Todesfälle ersetzt werden. Und nach geschätzten 12 bis 15 Monaten wird der gesamte Bestand ausgetauscht, weil die Hennen nach der ersten Mauser weniger Eier legen. Dann werden auch diese Hennen getötet.
Je nach Zusammensetzung des Futters und der Temperatur in den Ställen werden rund 30.000 Kubikmeter Wasser für die Hennen und das Reinigen der Ställe benötigt. Ein Huhn trinkt zwischen 0,1 und 0,3 Liter pro Tag. Woher kommt das Wasser? Sind die Trinkwasserbrunnen in der Region so Leistungsfähig um diese zusätzlich Mengen an Wasser über Jahrzehnte liefern zu können? Damit verbunden ist auch die Abwasserfrage. Ist das Gewerbegebiet an eine der beiden Kläranlagen in Lissingen oder Birresborn angeschlossen?

Die Verkehrsbelastung im Schwerverkehrbereich wird zunehmen. 15.000 Tonnen Futter im Jahr müssen herbeigefahren werden, 6.600 Tonnen Hühnerkot müssen jedes Jahr abtransportiert werden. Hinzu kommen kommen die Anlieferungen neuer Hennen und der Abtransport toter Tiere. Daraus lassen sich rund 1.200 Lkw-Fahrten errechnen, die je nach Herkunftsort durch Lissingen oder Birresborn führen. Eigentlich sind es ja 2.400 Fahrten, denn die Fahrzeuge fahren ja auch wieder zurück.

Die heute verwendeten Filteranlagen sind technisch nicht in der Lage, Staub und Geruch zu 100 % herauszufiltern. Der Wirkungsgrad liegt bei 80-85 %. 15-20 % werden ins Freie geblasen, und das 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr usw. Durch die Luftströme im engen Kylltal bleibt es daher nicht aus, dass Staub und Ammoniakgeruch je nach Windrichtung nach Birresborn oder Gerolstein getragen werden. Beide Ortschaften schmücken sich mit dem Prädikat „Luftkurort“, ebenso der in einem Seitental der Kyll liegende Ortsteil Gerolstein-Michelbach. Etwa drei Viertel des Jahres herrscht hier Südwestwind. Die Luftströme ziehen von Birresborn das Kylltal hoch nach Gerolstein und treffen zuerst auf den Stadtteil Lissingen. Das andere Viertel des Jahres herrscht Nordostwind und trägt Staub und Ammoniakgestank nach Birresborn.

Ammoniak ist ein ätzendes, beißendes Gas und leichter als Luft. Deshalb wird die Abluft der Ställe auch über den Dachfirst der Stallungen hinaus geleitet. Das funktioniert nur zum Teil. In vorhandener Luftfeuchtigkeit verbindet Ammoniak sich mit dem Wasser und wird schwerer als Luft. Es sinkt als Ammoniakschleier zu Boden. Für die Autofahrer auf der L 24 könnte das bedeuten, dass sie hin und wieder in eine Ammoniakwolke hineinfahren und über das Gebläse sich der Innenraum des Pkw‘s mit diesem beißenden Gas füllt. Auch den Radfahrern auf dem parallel verlaufenden Radweg könnte es passieren, dass sie anstelle von Luft plötzlich Ammoniak einatmen. Die Radtour wird zwischen Lissingen und Birresborn zum Gesundheitsrisiko, besonders für kleine Kinder.

Eine Eierfabrik dieser Größe verbraucht rund 1 Million kWh Strom im Jahr. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Unternehmer sich von der Ökosteuer befreien lässt. Das heißt, die Allgemeinheit zahlt ihm einen Großteil der Stromkosten. Wie sich das genau verhält, war in den letzten Wochen mehrmals in der Presse zu lesen.
Nicht abzuschätzen sind die Auswirkungen von Staub und Ammoniak auf die Fauna und Flora im angrenzenden Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet. Pflanzen und Tiere reagieren äußerst empfindlich auf dieses giftige Gas. Das sind nur wenige Gründe, weshalb die BUND-Kreisgruppe Vulkaneifel diese Massentierhaltung ablehnt. Der Gemeinderat Birresborn wäre gut beraten, das Projekt nicht weiter zu verfolgen. Quelle: BUND Vulkaneifel

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