Jesus in den alltäglichen Lebensräumen Platz geben – Bischof Ackermann predigt am 1. Weihnachtstag im Trierer Dom

Foto: Bistum Trier
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Trier. Der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann hat die Gläubigen am 1. Weihnachtstag (25. Dezember) im Trierer Dom dazu aufgerufen, Jesus und seiner Botschaft nicht nur in den Kirchen, sondern auch in den alltäglichen Lebensräumen einen Platz zu geben. Zwar sei es „die tiefste Wahrheit des Weihnachtsfestes“, dass sich Gott unwiderruflich und endgültig entschieden habe, indem er „in Jesus Christus Mensch geworden ist für uns“. Doch Weihnachten komme erst da wirklich zum Ziel, wo „Menschen Gott aufnehmen, sich für den entscheiden, der sich für sie entschieden hat“.

Daher sei es zu wenig, „den Menschgewordenen nur im Kirchenraum anzunehmen“, sagte der Bischof. „Er will aufgenommen werden in unseren Häusern, in unserem privaten und sozialen Umfeld.“ Die Menschen müssten sich fragen, ob sie bereit seien, dieses Geschenk Gottes anzunehmen und sich darüber wirklich zu freuen. Ackermann erinnerte an einen wesentlichen Aspekt der Weihnachtsbotschaft: „Gott ist nicht in der Sphäre des Heiligen geblieben. Jesus wurde gerade nicht im Tempel geboren, sondern im Profanen, auf freiem Feld.“ Gott selbst habe die Grenzen zwischen seinen und den menschlichen Räumen verschoben. „Betreten wir nicht nur ehrfürchtig heilige Kirchenräume, sondern heiligen wir unsere persönlichen Räume, indem wir Jesus und seiner Botschaft bei uns Raum geben: in unserem Denken und Handeln“, ermutigte Bischof Ackermann die Gläubigen.

Wie ein ganz normaler, weltlicher Raum geheiligt werde, habe er selbst bei einer Afghanistan-Reise kurz vor Weihnachten erfahren. In der deutschen Botschaft in Kabul, die aufgrund der schwierigen Sicherheitslage einer Festung mit Betonwänden und Stacheldraht gleiche, habe er mit in Kabul lebenden Deutschen einen Gottesdienst gefeiert. Dort, im Wohnzimmer des Botschafters, mit Diplomaten, Polizisten, Soldaten und Zivilisten, habe sich ein heiliger Raum mitten in einer gar nicht sakralen Umgebung geöffnet, und das nicht nur durch die Feier des Gottesdienstes. „Unter den Versammelten wurde etwas von dem Frieden, den das wehrlose Kind von Bethlehem in unsere zerrissene Welt gebracht hat und nach dem wir uns so sehnen, spürbar“, betonte der Bischof. Er zollte den in Kabul tätigen Frauen und Männern, „die sich auf je unterschiedliche Weise und unter lebensgefährlichen Bedingungen für den Frieden einsetzen“, seinen Respekt. Gerade sie wüssten sehr genau, wie begrenzt alle politischen, militärischen, diplomatischen und institutionellen Mittel seien: wie wichtig es sei, die Hoffnung nicht zu verlieren, und „wie sehr es das mehr als Menschliche braucht – das, was wir nicht einfach machen können, damit wirklicher Friede unter den Menschen wächst“.

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