Interview – Stoppt den Windkraftwahnsinn!

_1504261211Dem Verbandsgemeinderat der VG Gerolstein scheint die Hose näher zu sein, als das Hemd. Naturpark hin, Naturpark her, die riesigen Windkraftanlagen sind längst kein Tabu mehr. So hat es der Gerolsteiner VG-Rat beschlossen. Die Sorgen von Gastronomen und den  Verantwortlichen des Naturpark Vulkaneifel finden kaum Gehör. Scheinbar zählt nur das schnelle Geld unter den Kommunalpolitikern. Einer katastrophalen Landschaftszerspargelung sind Tür und Tor geöffnet. Die Eifel-Zeitung bringt heute den dritten Teil des Interviews mit dem Nerother Hotel- und Gastronomiebetreiber Dietmar Weides.
EAZ: Herr Weides, Sie sind jetzt seit fast 3 Wochen an dem Thema dran – gibt es irgendwelche neue Erkenntnisse für Sie?
Weides: Allerdings! Der Widerstand gegen diesen Windkraftwahnsinn wird bundesweit immer größer. Es gibt inzwischen zahlreiche Gemeinden, die sich dagegen zur Wehr setzen und sich das nicht länger bieten lassen wollen. Wie sagte mir gestern ein Nerother Bürger: „Die meinen, die könnten mit uns Eiflern machen, was sie wollen!“ An dieser Aussage ist etwas dran, denn hier wurde bei der Abstimmung der VG Gerolstein ein vorauseilender Gehorsam praktiziert und der Weg dafür bereitet, dass im Auftrag der Landesregierung im schlimmsten Fall zwölf 200 Meter hohe Windräder aufgestellt werden dürfen. Und das in einem Naturpark! Das muss man sich einmal vorstellen!

EAZ: Aber man wollte doch der „Verspargelung“ vorgreifen?!
Weides: Die Rechtfertigung für den Beschluss „Pro Windkraft“ in einem Naturpark wird mit einem Verwaltungsdeutsch begründet, dass kaum ein „Normalbürger“ versteht. Die Abstimmung kann letztendlich dazu führen, dass hier der Weg bereitet wurde, um vieles kaputt zu machen, was sich die Eifelregion in den letzten Jahren mühevoll aufgebaut hat. Die Bürger werden sich bedanken, wenn die Häuser und Grundstücke dann nur noch die Hälfte wert sind! Wir haben in der Vulkaneifel ohnehin schon einen Wohnungsleerstand von ca. 5 %.

Als BUV-Mitglied freue ich mich besonders darüber, dass die Mehrheit der BUV bei der öffentlichen Abstimmung GEGEN das Vorhaben der VG Gerolstein gestimmt hat und erfreulicherweise hat auch die Mehrheit der FWG dagegen gestimmt. Die Beigeordneten der übrigen Parteien haben vermutlich schon die „Große Koalition“ geübt…

Die Ausreden: „Es ist der Wunsch der Landesregierung…“ oder „Sachzwänge“ und „Parteiraison“ zählen hier nicht. Die Damen und Herren der „Pro Windkraft“ Fraktion der VG Gerolstein sollten bitte schön nicht vergessen, dass sie die Interessen ihrer Wähler, d.h. der Eifelbewohner, wahrzunehmen haben und nicht alles abzunicken und durchzudrücken, was die Landesregierung von ihnen erwartet. Dabei sind auch die Belange der Dörfer nicht zu vergessen. Wenn die das nicht können oder nicht wollen, sind die in Mainz vielleicht doch besser angesiedelt als hier bei uns.

Und meine Frage an die Grünen, die ja auch dafür gestimmt haben: „Warum lassen sie sich vor den Karren der Energiekonzerne spannen?“ Windkraftanlagen werden niemals ein Ersatz für abgeschaltete Kernkraftwerke sein, dafür ist diese Technologie mit zu vielen Nachteilen behaftet und es gibt viel bessere Alternativen, die weder Landschaftsbild noch Natur und Menschen beeinträchtigen. Da wird vom Erhalt einer intakten Natur gesprochen und es werden uns 200 Meter hohe Türme als das kleinere Übel verkauft! Die Touristen und Anwohner finden das bestimmt ganz toll, wenn hier demnächst mehr Windräder als Wälder rauschen! Aber man kann sich eben alles schön reden…

EAZ: Ein Hauptgrund, warum die Windräder rund um Neroth aufgestellt werden sollen, ist ja das Wetterradar in Neuheilenbach.

Weides: Ich gehe mal davon aus, dass es sich bei diesem Radar wirklich nur um ein Wetterradar handelt. Aber jetzt muss man sich mal vorstellen, dass ein sogenanntes Wetterradar ca. 15 km von diesen 200 Meter Türmen entfernt sein muss, da ansonsten die elektromagnetischen Wellen (Funkwellen) gestört werden könnten. Auch Vögel verfügen übrigens über eine Art inneres Radar, falls das die Grünen vergessen haben sollten. Wenn schon ein Radar bei dieser Entfernung gestört werden kann, um wie viel größer kann da der negative Einfluss von Windrädern auf Menschen, Natur und Tierwelt sein, die man schon in 1 km Abstand an Ortschaften bauen darf?! Warum geht man nicht einfach hin und versetzt dieses Wetterradar? Das dürfte doch kein großes Problem sein. Aber da opfert man dann lieber Naturschutzgebiete, wie jetzt den Natur- und Geopark Vulkaneifel.

Nochmal zum Thema Geld: Hier lassen sich viele einlullen mit Zahlungsversprechen, die teilweise über 20 Jahre gehen, wobei das meiste Geld in die „große Kasse“ fließt und den Gemeinden davon langfristig nicht viel übrig bleiben wird. Uns will man hier einreden, mit den Einnahmen der Windräder, verschuldete Gemeinden sanieren zu können, wobei aber auf der anderen Seite Steuergelder in Milliardenhöhe auch von den Landesregierungen verprasst werden – allen voran unsere Party-Politiker in Berlin. Dafür sollen wir dann auch noch die Zerstörung des Landschaftsbildes unserer Heimat in Kauf nehmen! Nach den Wahlen wird es ohnehin eine radikale Reform zum Thema erneuerbare Energien geben und dann wird auch Schluss sein mit den Dauersubventionen. Spätestens dann werden die Betreiber die Lust verlieren und die Riesentürme mehr oder weniger vergammeln lassen und die Gemeinden dürfen sich dann um den Unterhalt oder „Rückbau“ selber kümmern…

EAZ: Ihr Fazit?

Weides: Da unsere sogenannten Volksvertreter offensichtlich nicht in der Lage sind, unsere Interessen wahrzunehmen, sollten sich die betroffenen Gemeinden bzw. die, die gegen diesen Windkraftwahnsinn sind, solidarisieren und geschlossen dagegen vorgehen. Ich denke, dass ein gemeinschaftliches Handeln mehr Aussicht auf Erfolg hat, als wenn hier jedes Dorf für sich alleine kämpft. Es ist auf jeden Fall ein Lichtblick, dass sich z.B. die Oberstadtfelder Gemeinde gegen die Windräder entschieden hat. Auch die mehrheitliche Ablehnung des Nerother Gemeinderates zeigt, dass die „Geldargumente“ mittlerweile nicht mehr ziehen und nicht mehr alleine dafür ausschlaggebend sind, um solche Anlagen zu befürworten. Es wäre schön, wenn sich auch die anderen Gemeinden, die unmittelbar betroffen sind, solidarisieren würden. Die Verbandsgemeinderats- und Kreistagswahlen im nächsten Jahr werden auf jeden Fall sehr spannend, da uns das Thema bis dahin begleiten wird…

Zum Abschluss noch ein Satz von Reinhold Messner:

„Alternative Energiegewinnung ist unsinnig, wenn sie genau das zerstört, was man eigentlich bewahren will: DIE NATUR!“

 

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