Herbst der Herausforderungen

Erntebilanz im Weinanbaugebiet Mosel: Winzer trotzen schwierigem Jahrgang gute Weine ab

Region. Für die Winzer an Mosel, Saar und Ruwer wird 2013 als Weinjahr der Unbeständigkeit in Erinnerung bleiben. Der Vegetationsverlauf war vom Austrieb bis zur Lese von häufig wechselnden Vorzeichen und Wetterextremen geprägt. Bis zuletzt mussten die Ernteprognosen ständig geändert werden. Dem schwierigen Jahrgang trotzten die Erzeuger im Anbaugebiet dennoch gute Weine ab, so das Fazit des Moselwein e.V. bei der Herbstpressekonferenz für das Anbaugebiet. Das Gros der Ernte lag im Mostgewichtsbereich zwischen 70 und 80 Grad Oechsle.

Die fruchtbetonten, mineralischen Moste, die aus den Trauben gekeltert wurden, lassen aromatische, schlanke Weine mit moderatem Alkoholgehalt erwarten. Gegen Ende Oktober und Anfang November wurden vor allem an Mittel- und Terrassenmosel Rieslingmoste von 90 bis weit über 100 Grad Oechsle – also im Auslesebereich – gekeltert. Etliche Weingüter krönten den Jahrgang mit  Beeren- und Trockenbeerenauslesen mit Mostgewichten bis zu 230 Grad Oechsle.

Mit der Qualität der geernteten Trauben, die vorwiegend zu Qualitätsweinen, Kabinett und Spätlesen verarbeitet werden, zeigte sich Rolf Haxel, Vorsitzender des Moselwein e.V. und Weinbaupräsident des Anbaugebietes, zufrieden: „Das sind genau die Weine, die auch am Markt verlangt werden: Gute Weine für den alltäglichen Konsum“, so Haxel in der Herbstpressekonferenz in der Vinothek des Nells Park Hotels in Trier.  „Vergleicht man den Jahrgang mit den Ernten in den vergangenen 30 bis 40 Jahren, so ist das qualitativ ein gutes Ergebnis“, meinte der Weinbaupräsident. „In den vergangenen Jahren waren wir oft verwöhnt mit Rekordmostgewichten, die 2013er Weine von Mosel, Saar und Ruwer werden dagegen mit klassischer Eleganz überzeugen.“ Die Ernteschätzung für das gesamte Anbaugebiet beträgt rund 620.000 Hektoliter und liegt damit mehr als 25 Prozent niedriger als in einem durchschnittlichen Jahr. Rund 90 Prozent der Weinproduktion 2013, etwa 555.000 Hektoliter, entfallen auf Weißwein. Davon sind rund 340.000 Hektoliter Riesling. Rotwein und Rosé machen mit 66.000 Hektolitern gut zehn Prozent der diesjährigen Ernte im Mosel-Gebiet aus. Werner Kirchhoff, stellvertretender Vorsitzender des Moselwein e.V. und Vorstandsvorsitzender  der Winzergenossenschaft Moselland, sieht trotz der Ertragseinbußen eine ausreichende Versorgung des Marktes gewährleistet.
Schon im Frühjahr war absehbar, dass die Erntemenge unterdurchschnittlich ausfallen würde. Der lange Winter und das kühle Frühjahr hatten einen relativ späten Austrieb und eine späte Blüte zur Folge. Die Rebblüte begann erst um den 20. Juni und wurde durch Regen und kühle Temperaturen beeinträchtigt. Es kam zu erntemindernden Verrieselungen vor allem beim Riesling, nicht alle Blüten wurden zu Fruchtansätzen. An der Mittelmosel sorgten Unwetter mit Hagel zum Beginn der Rebblüte  für Schäden in rund 400 Hektar Weinbergen.
Die weitere Entwicklung der Reben verlief gut. Es gab kaum Rebkrankheiten, die Trauben blieben gesund. Durch das heiße Wetter im Juli und August holten die Reben den Vegetationsrückstand zumindest teilweise wieder auf. Großen Einfluss auf die weitere Reife- und Mengenentwicklung hatte das wechselhafte, teilweise sehr nasse Wetter im Herbst. Entscheidend für den Ernteverlauf war, dass sich auch der Oktober sehr wechselhaft präsentierte und teilweise nochmals erhebliche Niederschläge brachte, örtlich mit Gewittern und Starkregen. Die großen Wassermengen innerhalb kurzer Zeit führten teilweise zum Aufplatzen der Weinbeeren. Die Kombination von Feuchtigkeit und den im Oktober deutlich ansteigenden Temperaturen auf bis zu 20 Grad Celsius sorgte für eine schnelle Ausbreitung der Edelfäule Botrytis und stellte die Winzer vor besondere Herausforderungen. Die Erntemenge wurde durch die Edelfäule erheblich reduziert.
Riesling war stärker als die frühreifenden Sorten betroffen, profitierte andererseits durch ein Ansteigen der Mostgewichte. Die Rieslinglese begann Mitte Oktober etwas eine Woche früher als geplant. Durch selektive Lese und Sortieren der Trauben konnten die Betriebe fast das gesamte Qualitätsspektrum vom Qualitätswein bis zur Trockenbeerenauslese erzeugen. Bei Riesling schätzt der Weinbauverband den durchschnittlichen Ertrag auf 65 Hektoliter je Hektar. Bei Müller-Thurgau liegt die Ernteschätzung bei einem Durchschnitt von 95 Hektoliter/Hektar, bei Elbling 100 Hektoliter/Hektar und bei den Burgundersorten 75 Hektoliter/Hektar. Die Erträge schwanken regional und auch abhängig von der Betriebsphilosophie sehr stark.
An der Saar und an der Terrassenmosel lag die Erntemenge beispielsweise deutlich niedriger als im Gebietsschnitt. Manche Weingüter ernteten nur 2000 bis 3000 Liter je Hektar.
Aufgrund der relativ kleinen Weinernte steigen die Preise für Most und Fasswein gegenüber dem Vorjahr an. Für Müller-Thurgau und Elblingmost liegt der Preis bei etwa einem Euro je Liter, Rieslingmost notiert mit 1,20 bis 1,30 Euro je Liter. Für fertig ausgebaute Fassweine wird ein höherer Preis als im Vorjahr erwartet. 2012er Riesling-Fasswein wurde vor der Ernte für 1,50 Euro je Liter gehandelt. Die Verbraucher müssen mit leicht steigenden Weinpreisen rechnen.

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