Geriatrie – eine medizinische Spezialdisziplin, die immer wichtiger wird

Daun. Angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung gewinnt in der Medizin der Begriff „Geriatrie“ immer mehr an Bedeutung, auch um frühzeitig eine Behandlung durch einen Facharzt einleiten zu können. Dr. med. Hans-Georg Kirch ist am Dauner Krankenhaus der leitende Arzt der Geriatrie. Dr. med. Kirch ist Facharzt für Innere Medizin und ausgebildeter  Gastroenterologe und Geriater. Die Eifel-Zeitung hat Dr. med. Kirch bei seiner Arbeit begleitet, um herauszufinden, was hinter dem Begriff Geriatrie eigentlich wirklich steckt.

Was ist Geriatrie?

Geriatrie ist tatsächlich eine medizinische Spezialdisziplin, die sich mit den körperlichen, geistigen, funktionalen und sozialen Aspekten in der Versorgung von akuten und chronischen Krankheiten, der Rehabilitation und Prävention speziell alter Patientinnen und Patienten sowie deren spezieller Situation am Lebensende befasst und nicht in jedem Krankenhaus behandelt werden kann. Im Dauner Krankenhaus „Maria Hilf“ gibt es solch eine geriatrische Abteilung. Die Patientengruppe, die dort behandelt wird, weist einen hohen Grad an Gebrechlichkeit und Mehrfacherkrankungen auf und erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Im Alter können sich Krankheiten mit einem veränderten Erscheinungsbild präsentieren und sind daher häufig schwer zu diagnostizieren. Therapieerfolge treten oftmals verzögert ein. In der Regel besteht auch zusätzlich ein Bedarf an sozialer Unterstützung. Geriatrie umfasst daher nicht nur organorientierte Medizin, sondern bietet zusätzlich Behandlung in verschiedenen Fachrichtungen innerhalb eines Teams, welches den funktionellen Status und die Lebensqualität des älteren Patienten verbessert und seine Selbstständigkeit fördert. Zu diesem Team gehören in Daun Ärzte, aktivierendes Pflegepersonal, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Sozialarbeiter, die allesamt ihre Patienten aktiv begleiten.

Der Alltag in der Geriatrie

In der Teambesprechung befinden sich also Spezialisten aus ganz unterschiedlichen Berufen. Sie alle arbeiten Hand in Hand, wenn ein Patient zur geriatrischen Behandlung auf die Station kommt. „Die Teambesprechung ist sehr wichtig, um sich auszutauschen, damit jeder weiß, was zu tun ist“, betont Dr. med. Kirch.

Wenn die Selbstständigkeit verloren geht

Die Abteilung der geriatrischen Medizin im Dauner Krankenhaus behandelt speziell die Erkrankungen alter Patientinnen und Patienten, die in der Regel älter als 65 Jahre und mehrfacherkrankt sind. Die Mehrzahl der Patienten, die von geriatrischer Medizin profitiert, gehört der Altersgruppe der über 80-Jährigen an. Die Aufgabe dieser sogenannten akut-stationären geriatrischen Behandlung im Krankenhaus Maria Hilf beinhaltet die akutmedizinische und frührehabilitative Behandlung von betagten und hochbetagten Patienten, die durch eine akute Erkrankung und/oder durch Verschlechterung von chronischen Erkrankungen ihre bisherige Selbstständigkeit in den Aktivitäten des täglichen Lebens zum Teil oder bereits ganz verloren haben. Das Ziel dieser akut-stationären geriatrischen Behandlung ist die Wiederherstellung einer möglichst hohen Selbstständigkeit in den Aktivitäten des täglichen Lebens, damit der Patient nach Abschluss des stationären Aufenthalts mit einer höheren Lebensqualität wieder in sein häusliches Umfeld zurückkehren kann.

Geriatrische Frühmobilisation

Das Behandlungsspektrum der Akutgeriatrie umfasst im Dauner Krankenhaus „Maria Hilf“ neben allen internistischen Erkrankungen auch Krankheitsbilder aus dem Bereich der Neurologie. Dr. Kirch: „Patienten mit einer Erkrankung des Nervensystems leiden häufig an den Folgen eines Schlaganfalls oder an einer Verschlechterung einer chronischen neurologischen Erkrankung wie Morbus Parkinson. In der Krankenhaus-Abteilung für Akutgeriatrie in Daun erhalten diese Patienten neben einer notwendigen medikamentösen Therapie eine sogenannte geriatrische Frühmobilisation. Die Patienten lernen bereits im Krankenhaus, wie sie sich auch in den eigenen vier Wänden möglichste selbstständig helfen können. Schließlich werden in enger Zusammenarbeit mit den chirurgischen und orthopädischen Fachkollegen Patienten z. B. nach operativer Versorgung von Knochenbrüchen mittels Mobilisationstherapie stationär nachbehandelt. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang auch die Planung der Lebensverhältnisse nach der Entlassung unter Einbeziehung des Hausarztes, der Angehörigen und der sozialen Dienste. Dazu gehören die Organisation von ambulanter Pflege, Einrichtung von Hausnotrufe-Systemen, Auswahl und Beschaffung von Hilfsmitteln und die Vermittlung von Kurzzeitpflege, Tagespflege oder eines Pflegeheimplatzes. Primäres Ziel der geriatrischen Behandlung ist jedoch die Entlassung in die eigenen vier Wände.

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