Blumen für Bitburg?

Bitburg. (ak) Die Bierstadt ist eine Stadt der Ideen – manche hochfliegend, manche ausgesprochen bodenständig. Als „Ente“ entpuppt sich vorerst die SWR-Meldung, Bitburg bewerbe sich um die Landesgartenschau 2020.

Wer keine militärischen Flächen zu konvertieren hat, muss sich zwangsläufig nicht den Kopf darüber zerbrechen, was aus Flughäfen oder Kasernen wird, wenn der martialische Zweck von einst der Vergangenheit angehört. Bitburg jedoch braucht Visionen für die Airbase, auf der etliche in den letzten Jahren angesiedelte Firmen erst in wirtschaftliche Turbulenzen gerieten und dann vom Radar des Marktes verschwanden. Bitburg braucht auch Visionen für das Gelände der amerikanischen Wohnkasernen, auf dem derzeit noch etwa 250 Familien leben. Sie werden in vier Jahren ins benachbarte Spangdahlem umziehen; die so genannten Housings fallen dann zunächst an den Bund als Eigentümer zurück.

Offenbar etwas zu forsch meldete jetzt der SWR: „Bitburg bewirbt sich für Landesgartenschau 2020“. Der Sender nannte das Konversionsgebiet der Housings als Areal für eine solche Schau der Blumen. Bereits 2004 hatte die Stadt Trier ihr Kasernenareal auf dem Petrisberg mit Hilfe einer Landesgartenschau verwandelt: Während die Besucherzahlen der Schau selbst deutlich hinter den Erwartungen zurückblieben, ist aus dem Gelände längst ein erfolgreicher Wohn- und Wirtschaftsstandort in direkter Universitätsnähe geworden.

„Ideen, aus den Housings ein Landesgartenschaugelände zu machen, gibt es schon seit 2007“, sagt Werner Krämer, Pressesprecher der Stadt Bitburg, „aber die aktuelle Meldung in den Medien stimmt so nicht.“ Weder wisse man, ob und wann das gesamte Housingareal zur Verfügung stehen werde, noch sei die vom SWR gemeldete Gründung eines städtischen Zweckverbands für die zivile Nutzung des Geländes noch in diesem Jahr beschlossene Sache. Es habe jedoch eine grundsätzliche Anfrage der Stadt Bitburg an die Projektgesellschaft Landesgartenschau Rheinland-Pfalz gegeben – und die habe Interesse an einer Schau in Bitburg bekundet.

Fraglich erscheint indes, ob sich die Planung eines internationalen Fracht- und Passagierflughafens, wie sie für die Airbase vorgesehen ist, mit einer Gartenschau in direkter Nachbarschaft in Übereinstimmung bringen ließe. Garten- und Blumenliebhaber sind für gewöhnlich Menschen, die sich an Natur, Entschleunigung und Stille delektieren.

Ob sie es gutheißen würden, statt des Summens von Bienen und Flatterns von Schmetterlingen das Brummen von startenden und landenden Jets zu vernehmen, darf bezweifelt werden. Auch die zurückhaltende Besucherresonanz der Trierer Landesgartenschau wurde gemeinhin mit zu wenig floraler Romantik und zu viel Kasernencharme begründet.

Eine Landesgartenschau mit Kasernencharme, die zusätzlich unter fliegerische Fittiche geriete, bietet womöglich noch weniger herzerfrischende Auszeit von Hektik und Stress. Vermutlich muss sich Bitburg entscheiden zwischen Flowerpower und Flugschneise.

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