Dieter Kühn wird mit Carl-Zuckmayer-Medaille 2014 ausgezeichnet

Mainz/Brühl. Der in Brühl bei Köln lebende Schriftsteller Dieter Kühn erhält die Carl-Zuckmayer-Medaille 2014. Ministerpräsidentin Malu Dreyer wird ihm die bundesweit beachtete Auszeichnung bei einem Festakt am 18. Januar 2014, dem Todestag des großen rheinhessischen Dichters, im Staatstheater Mainz verleihen. „Dieter Kühn ist einer der gescheitesten und stilistisch beeindruckendsten Romanciers, Biografen und Essayisten deutscher Sprache. Er spielt in der Liga von Grass, Lenz und Walser“, begründete Ministerpräsidentin Dreyer ihre Entscheidung, die sie auf der Grundlage von Empfehlungen einer unabhängigen Fachjury getroffen hat.

Dieter Kühn wurde im Februar 1935 in Köln geboren. Er ist promovierter Germanist. Seit 1965 bestreitet er seine berufliche Existenz als freier Schriftsteller. Als Prosaautor debütierte er 1970 mit einer Erzählung über alternative Lebensläufe Napoleons. Mit diesem Werk weckte er auf Anhieb das Interesse der Fachwelt und des Publikums. Überhaupt stehen bedeutende historische Persönlichkeiten im Zentrum von Kühns Schaffen. Er hat Biografien vorgelegt, die zu Referenzwerken wurden, etwa über Clara Schumann. Nicht minder begeistert aufgenommen wurden seine Übertragungen aus dem Mittelhochdeutschen in eine zeitgemäße Sprache. Dazu zählen insbesondere die Biografie über Oswald von Wolkenstein (Ich, Wolkenstein, 1977), die Neuübersetzung des „Parzival“ (Der Parzival des Wolfram von Eschenbach, 1986) und seine Fassung der Geschichte von „Tristan und Isolde“ (Tristan und Isolde des Gottfried von Straßburg, 1991).

„Dieter Kühn ist ein literarischer Grenzgänger, der in vielen Genres zuhause ist und sie allesamt gleichermaßen gekonnt beherrscht“, bilanzierte die Ministerpräsidentin. Und noch etwas beeindruckt sie: „Neben seiner schriftstellerischen Klasse gefällt mir an Dieter Kühn, dass er kein Literat im Elfenbeinturm ist, sondern einer, der sich in unsere Gesellschaft einmischt. Da sehe ich auch Parallelen zum Namensgeber dieser Auszeichnung.“ Dreyer verwies darauf, dass Kühn sich eine Zeitlang unter anderem aktiv an Wahlkämpfen beteiligt, einen deutsch-türkischen Verein gegründet, einen Strafgefangenen betreut und in der Drogenhilfe mitgearbeitet habe.

Sie freue sich, dass Kühns vor wenigen Wochen erschienene Autobiografie – Das magische Auge – Mein Lebensbuch – so viel Anklang finde. So habe der Deutschlandfunk beispielsweise die genaue Menschen- und Milieubeobachtung und die „Hellsichtigkeit eines politisch wachen Zeitgenossen“ in diesem fast 1.300 Seiten umfassenden Buch hervorgehoben. „Politische Hellsichtigkeit, genaue Menschen- und Milieubeobachtung, dies lässt sich gewiss auch über Carl-Zuckmayer sagen“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ehrt das Land Rheinland-Pfalz seit 1979 Persönlichkeiten, die sich um die deutsche Sprache verdient gemacht haben. Zur Ehrung gehört die von Otto Kallenbach geschaffene Medaille sowie ein 30-Liter-Fass mit dem von Carl Zuckmayer geschätzten Nackenheimer Wein. Eine Fachkommission unter der Leitung von Kulturministerin Doris Ahnen hatte Ministerpräsidentin Malu Dreyer mehrere preiswürdige Kandidatinnen und Kandidaten genannt. Dieser Jury gehörten an: Professorin Doris Dörrie (Preisträgerin 2013), Peter Krawietz (Präsident der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz e.V.), Professorin Dr. Franziska Schößler (Universität Trier), Professorin Dr. Dagmar von Hoff (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Gabriele Korn-Steinmetz (Rheinland-pfälzische Landesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller), Denis Scheck (Literaturkritiker), Dr. Joachim Unseld (Verleger, Frankfurter Verlagsanstalt), Martina Zöllner (Journalistin und Autorin), Petra Gerster (Moderatorin und Autorin) und Eberhard Duchstein (Buchhändler).

Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille sind:

Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012) und Doris Dörrie (2013).

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