Tränenreicher Football-Abschied für Fans und Fernsehsender

Football ist bei jungen Sportfans in den letzten Jahren ungeheuer populär geworden. Das liegt auch am TV-Team von ProSieben. Am Sonntag ist mit dem Super Bowl Schluss, es wird emotional.

Für viele Football-Fans wird der Super Bowl am Sonntag ein schwerer Abschied – und für das gesamte TV-Team von ProSieben sowieso. Zum vorerst letzten Mal läuft das Endspiel bei einem Sender der ProSiebenSat.1-Gruppe, die den US-Sport vor allem bei jungen Menschen in den vergangenen Jahren extrem populär gemacht hat. NFL-Profi Jakob Johnson hat zum Abschied die Bedeutung des Senders betont. «Dass Football mittlerweile nicht mehr nur eine Randsportart ist, haben wir den “ran”-NFL Leuten zu verdanken», sagte Johnson der Deutschen Presse-Agentur vor dem Super Bowl in Glendale.

Football gilt bei den TV-Sendern inzwischen als zweitwichtigste Mannschaftssportart bei den jungen Zuschauern nach Fußball. Seit dem Start 2012 haben die Sender der ProSiebenSat.1-Gruppe die Zahl der Live-Übertragungen massiv erhöht und mit der zum Teil eigenwilligen Berichterstattung um Figuren wie Christoph «Icke» Dommisch immer wieder Quotenrekorde aufgestellt. Der Hype um die NFL-Gastspiele in Deutschland hat auch mit der umfangreichen, flapsigen und zugleich kenntnisreichen Berichterstattung zu tun.

Das Duell der Kansas City Chiefs mit den Philadelphia Eagles in der Nacht zu Montag (0.30 Uhr MEZ) ist nun die letzte Partie, für die ProSiebenSat.1 die Rechte hat. Ab der kommenden Saison liegen die NFL-TV-Rechte fürs Free-TV bei der RTL-Gruppe. «Die emotionale Trauer hält bis heute an, das lässt sich nicht leugnen», sagte Sportchef Alexander Rösner der dpa. «Bei der letzten Sendung aus dem Studio kam das nochmal besonders hoch», sagte er über das Halbfinale vor knapp zwei Wochen. In Glendale ist das Team des Senders beim Endspiel nun vor Ort in den USA.

«Wir haben vom ersten Tag an zum Ausdruck gebracht, dass wir sehr gerne weiter machen wollen», sagte Rösner zu den Gesprächen mit der NFL. Umso größer war die Enttäuschung, als RTL im September vergangenen Jahres den Zuschlag bekommen hatte und sein Sender trotz zwölf Jahren mit stetig steigenden Quoten bei den Verhandlungen um die Medienrechte leer ausgegangen war. Es liefen bei einigen Mitarbeitern Tränen.

Rösners Arbeitgeber hatte die NFL-Berichterstattung in Deutschland 2012 von der ARD übernommen und den Super Bowl zunächst bei Sat.1 übertragen. «In dieser Saison werden es 56 Spiele sein, fast alle auf dem großen Sender ProSieben. Das ist mit anderen Rechten, die kommen und gehen, nicht vergleichbar», sagte Rösner zum schweren Abschied.

Warum die NFL so entschied? An den Quoten kann es nicht gelegen haben. «Die Steigerung des Zuschauerinteresses, insbesondere in der jüngeren Zielgruppe, war außergewöhnlich», sagte Rösner. Allein beim Super Bowl lag die Steigerung bei mehr als 100 Prozent. 2021 schauten erstmals mitten in der Nacht mehr als zwei Millionen Menschen zu.

«Die NFL ist ein Business», sagte NFL-Profi Johnson, der in der vergangenen Saison für die Las Vegas Raiders aktiv war. Seine Vermutung: «Am Ende des Tages sahen die Nummern bei RTL besser aus. Die NFL ist immer Fan davon, eher mehr Geld zu machen als weniger. Da nehmen die keine Rücksicht drauf, dass sich bei «ran» eine Community aufgebaut hat. Es ist, denke ich aber auch, eine Gelegenheit für was Neues.»

NFL-Deutschland-Chef Alexander Steinforth begründete den Wechsel von ProSieben zu RTL mit größeren Wachstumsmöglichkeiten bei dem Kölner Sender, der sich derzeit noch nicht zu Details äußern möchte. «TV-Partner sind einfach überragend wichtig für die NFL. Der Großteil der Saison wird nicht in Deutschland ausgetragen, die meisten Berührungspunkte der Fans werden also über die Medienpartner sein», sagte Steinforth. «Für uns war das Ziel, einen Partner zu finden, mit dem wir den nächsten Wachstumsschritt einleiten wollen.»

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