Wittlich-Besuch als Herzensanliegen

Wittlich. Begrüßt hat Bürgermeister Joachim Rodenkirch am Dienstag Carlos Sänger mit seiner Frau Silvia im Stadthaus. Begleitet wurde er dabei von René Richtscheid vom Emil-Frank-Institut. Carlos Sänger wurde 1941 in Argentinien geboren und hatte 1976 schon einmal Wittlich für einen Tag besucht. Bis vor kurzem hat Sänger bei Mercedes-Argentinien als Ingenieur gearbeitet. Ihm war der erneute Abstecher nach Wittlich, der Geburtsstadt seines Vaters, ein besonderes Herzensanliegen.

Der Vater von Carlos, Paul Sänger (geb. 1901 in Wittlich), hat nach seiner Schulzeit in Wittlich in Trier Abitur gemacht, in Frankfurt/ Main Jura studiert und wurde nach seinem Referendariat am Amtsgericht Wittlich dann Staatsanwalt in Oberschlesien (Beuthen, Oppeln etc.). Da Oberschlesien nach dem 1. Weltkrieg unter Mandat des Völkerbundes stand, wurde Paul Sänger definitiv erst im September 1937 entlassen, war aber schon im September 1933 in den Ruhestand versetzt.

Schon von Frankfurt/ Main aus bereitete das Ehepaar Sänger seine Auswanderung nach Argentinien vor. Nach Wittlich konnten sie wegen der von Dr. Hürter 1935 erlassenen Zuzugsbeschränkung nicht zurück. Im Februar 1938 traten sie die Fahrt nach Argentinien an, wo sie zunächst in einer landwirtschaftlichen Genossenschaft für jüdische Emigranten arbeiteten. Später war Paul Sänger in einer Molkerei beschäftigt und montierte Holzkisten.

Seine Frau Gertrud stammt aus der Lehrerfamilie Kann – sie war die älteste Schwester von Otto Ernst Kann, der schöne Fotografien über Wittlich und Umgebung hinterlassen hat.

Die Großeltern von Carlos Sänger hatten in der Trierer Straße 4 ein Kleidergeschäft und wurden in Wittlich begraben. Eine Großtante von Carlos Sänger, Emma Mendel, starb im Krankenhaus und wurde als letzte jüdische Bürgerin in Wittlich beerdigt.

Besondere Eindrücke hinterließen zum Beispiel der Besuch der ehemaligen Wittlicher Synagoge, des jüdischen Friedhofs, der Besuch am Haus der Großeltern in der Trierer Straße und ein spontanes Zusammentreffen mit Wittlichs Ehrenbürger Willi Schrot, der dem Ehepaar viele Details auf die Heimreise nach Argentinien mitgeben konnte. 

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