Wir tragen einen großen Namen

Wittlich. -MR- Klara Viebigs Bücher kennen Viele. Ein „Clara-Viebig-Song“ ist neu: den interpretierten Schüler der Klassenstufe 5 zu Beginn der feierlichen Namensgebung. Schulleiterin Rosemarie Bölinger freute sich sehr, dass „ihre“ Schule nun, nach vielen Diskussionen, den Namen der bedeutenden Schriftstellerin trägt: „Hauptschule Wittlich Sehlemet 1969,  Duale Oberschule 1999, Realschule plus 2009 – warum jetzt 2011 Clara-Viebig-Realschule: die Namensgeberin ist in Trier geboren, hat viel Zeit in Eisenschmitt, Manderscheid und Bad Bertrich verbracht. Handlungsorte ihrer Romane sind in unserer Region und bis hinauf zum Hohen Venn aber auch im Moseltal. Sie zog mit ihren Werken die Aufmerksamkeit eines breiten Publikums auf unsere Heimat. Sie machte durch ihre Romane mit den hervorragenden Schilderungen der Schönheit unserer Landschaft die Gegend für viele Bevölkerungsschichten „schmackhaft“.

Sie setzte durch ihre klaren Schilderungen unserer Region ein Denkmal. Ein weiterer Aspekt bei der Namenssuche war aber auch die Tatsache, dass alle Wittlicher Schulen nach Männern benannt sind, da war es wohl höchste Zeit: es muss eine Frau her!“ Frau Bölinger begrüßte gemeinsam mit den Schulsprecherinnen Elvan Ersoy und Duresa Miftari sehr persönlich die vielen Gäste aus verschiedenen Religionsgemeinschaften, Behörden, Vertretern der Stadt und des Kreises,  aus Politik und Wirtschaft, von anderen Bildungsstätten, diverser Institutionen und Kolleginnen und Kollegen der ehemaligen „Realschule plus“.  Ihr Dank ging an zahlreiche Unterstützer der Schule, an die Schüler selbst und das Lehrerkollegium. Verbandsbürgermeister Christoph Holkenbrink, Vorsitzender des Schulzweckverbands Realschule plus Wittlich, erklärt die halb anonyme, „no name“-Zeit mit einem verordneten Namen zur Vergangenheit. Jetzt hat sie einen richtigen Namen: Clara-Viebig-Realschule – ein Name mit einer Botschaft und er ging auf die Wichtigkeit und Bedeutung von Namen und den von Clara Viebig im Besonderen ein. C. Holkenbrink schilderte einige Epochen ihres Lebens und ihre beeindruckende Verbindung zur Eifel. 1897 schrieb sie ihren ersten Novellenband, sieben Geschichten: „Kinder der Eifel“.

Diesem Band folgte 1900 ihr erster Roman „Das Weiberdorf“ mit naturalistischen Schilderungen in und um Eisenschmitt, z. T. in der Sprache der Einheimischen. Dieses Werk wurde nahezu weltweit übersetzt. „Dieser neue Name tut der Schule gut, er macht die Schule unverwechselbar und bringt zum Ausdruck, dass uns, der Verbandsgemeinde und der Stadt, die Schule sehr wichtig ist und uns am Herzen Liegt“, so der Verbandsbürgermeister. Dunkle, gruselige Wälder gibt es in der Eifel, war das vielleicht eine Assoziation zu Transsilvanien? Schüler der Klasse 6F sangen und tanzten als Vampire den „Dracula-Rock“! Arne Houben, Präsident der Clara-Viebig-Gesellschaft, schilderte im Anschluss das beeindruckende Leben und Wirken der Namensgeberin. Er schätzt sich glücklich, dass die Schule nun den Namen der berühmten Dichterin trägt, wissend, dass das Clara Viebig Zentrum mit seinem ersten Vorsitzenden Georg Fritzsche in Eisenschmitt ebenso stolz ist. Unterstützt von hervorragenden Fotos, die für die damalige Zeit eine beeindruckende Qualität aufweisen, legt Arne Houben das Leben einer emanzipierten, fortschrittlichen Frau dar. „Eine ganze Galerie historischer Dinge die ihr Leben in der Zeit von 1860 bis 1952 beeinflussten“ – wie er es nannte.

Sie hatte enormen schriftstellerischen Erfolg und wurde durch ihren Ehemann Fritz Cohn, der gleichzeitig ihr Verleger ist, stark unterstützt. Sie führten nicht nur eine glückliche Ehe, in der Sohn Ernst geboren wurde, sie waren auch in ihrem gemeinsamen Schaffen ein „Super-Team“.  Dieses „Team“  war in die Gesellschaft der Literaten Berlins voll integriert und ihr Haus Treffpunkt intellektueller Leute und Künstler. Theodor Fontane,  Wilhelm Busch, Max Liebermann oder  Heinrich Zille zählten zu ihrem Kreis. Der Familie Viebig ging es finanziell gut, denn Clara Viebig war eine extrem fleißige Frau. 29 Romane und unendlich viele Novellen entstammten ihrer Feder. „Beigesetzt im Grab ihres Vaters in Berlin, aber lebt sie weiter in Eisenschmitt mit dem Brunnen und dem Clara-Viebig-Zentrum,  in Bad Bertrich im Clara Viebig Pavillon und ab jetzt auch in der Clara Viebig Realschule in Wittlich“ so Arne Houben. Akustischer Höhepunkt des sehr informativen Vortrags bildete ein Originaltondokument. Nahezu andächtig lauschend, vernahmen die Gäste die Stimme Clara Viebigs mit ihrem, für unsere Ohren, vertraut klingenden, rheinischen Akzent. Den musikalischen, temperamentvollen Abschluss boten Schüler der Musik AG mit „Krieger des Lichts“.  
 

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