Wieder mehr Unfälle und mehr Verletzte

Verkehrsunfallbilanz der Polizeiinspektion Wittlich

Wittlich. Die Verkehrsunfallbilanz für das Jahr 2013 war gekennzeichnet von einem deutlichen Rückgang der Unfallzahlen und damit einhergehend der verletzten Personen im Straßenverkehr. Leider hat sich diese positive Entwicklung im Jahr 2014 nicht fortgesetzt.

Insgesamt ereigneten sich 1021 Verkehrsunfälle, 67 mehr als im Jahr zuvor, welches einer Quote von + 7 % entspricht. Knapp ein Drittel, genau 302, entfielen dabei wiederum auf Wildunfälle.

Bei 74 Personenschadenunfällen wurden 97 Verkehrsteilnehmer verletzt, davon 31 schwer und leider auch drei tödlich. Besonders in Erinnerung sind die schweren Kollisionen nach dem nächtlichen Karnevalsumzug in Graach und dem tragischen Ereignis während des Bernkasteler Weinfestes am frühen Sonntagmorgen. Während die Senioren über 65 Jahre zu 20 % an allen und 23 % an den Verletztenunfällen beteiligt waren, stieg der Anteil bei den jungen Fahrern und Fahrerinnen bis 24 Jahre auf 211 und damit knapp 21 % am Gesamtaufkommen an, 15 „junge“ Verunglückte wurden verletzt.

Die Zweiradunfälle liegen erneut über dem Vorjahresniveau: Insgesamt waren 39 (37), davon 32 (24) motorisierte Zweiräder über 125 ccm, bei Unfällen involviert. Bei 18 (12) Unfällen wurden 21 Beteiligte verletzt (Klammerwerte von 2013). Diese Negativentwicklung ist auch die Folge der immer noch wachsenden Zahl von neuen Motorradfahrern. Hieraus erkennt die Polizei Bernkastel auch die weitere Notwendigkeit, nicht nur die polizeilichen Präventionsprogramme sondern auch die gezielten Überwachungsmaßnahmen noch stärker an dieser Verkehrsgruppe auszurichten. Die Zahl der Alkoholunfälle fiel von 17 auf 14 Unfälle; Zusätzlich wurden bei Verkehrskontrollen 56 Kraftfahrzeugführer wegen Alkohol oder Drogen am Steuer aus dem Verkehr gezogen; 47 Autofahrer hatten mehr Glück; ihnen konnte oft vor Antritt der Fahrt die Fahrzeugschlüssel sichergestellt werden und wurden somit vor einer großen Dummheit bewahrt.

Als häufigste Unfallursache registrierten die Beamten mangelnder Abstand (225-mal), gefolgt vom fehlerhaftem Abbiegen (205), nicht angepasster Fahrgeschwindigkeit (88) und Missachten der Vorfahrt (56).

Obwohl die Daten zur Beurteilung der Unfallhäufungsstellen vom Landesbetrieb Mobilität noch nicht vorliegen ist heute schon festzustellen, dass das jahrelange „Sorgenkind“, die Auf- und Abfahrt an Mülheimer Brücke zur bzw. von der B53 durch die neue Vorfahrtregel kein Unfallproblem mehr darstellt. Auch wenn bislang die Regelung baulich nur provisorisch installiert ist, hat es dort 2014 seit der Änderung nur einmal gekracht. Die Bergstrecke der K62 zwischen der Ürziger Höhe und der L58 sowie die L 158, dem Mülheimer Berg, bleiben aber weiterhin unfalltechnisch die Problemzonen der PI Bernkastel.

156 Kraftfahrzeugführer entfernten sich im letzten Jahr unerlaubt von der Unfallstelle. Dies sind mehr als 15% am Gesamtaufkommen. Mehr als jeder Zweite, nämlich 51%, wurde ermittelt und musste sich in einem anschließenden Strafverfahren wegen Unfallflucht verantworten.

Statistische Auswertung
der Unfallentwicklung 2014
gegenüber dem Vorjahr:
2013 wurden 1610 Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich der PI Wittlich verursacht. 2014 wurden dagegen 59 Unfälle mehr verursacht, was zu einer Gesamtzahl von 1669 führte! Die meisten Verkehrsunfälle musste die Dienststelle innerhalb geschlossener Ortschaften aufnehmen.  Hierbei steigerte sich die Zahl von 857 Unfällen im Jahr 2013 auf insgesamt 911 Verkehrsunfälle  im Jahr 2014!

Unfälle mit Personenschaden
Deutlich gestiegen ist die Zahl der im Straßenverkehr verletzten Personen.  Die Anzahl der Verkehrsunfälle bei denen Personen zu Schaden kamen stieg von 157  im Jahr 2013 auf  189 im Jahr 2014. Hierbei wurden insgesamt  258 ( 2013 –  214) Personen verletzt, davon 45 schwer und 213 leicht. Leider gab es auch 3 Verkehrstote im Bereich der PI Wittlich zu beklagen.

Kinder
Es konnte seitens der Dienststelle im Jahresvergleich 2012/2013 noch eine erfreuliche Halbierung der Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Kindern festgestellt werden, so stieg die Zahl der in  Verkehrsunfälle verwickelten Kinder von 13 (2013) auf nunmehr 16 (2014) an. 5 dieser Kinder nahmen als Fußgänger am Straßenverkehr teil, 4 Kinder als Radfahrer und 7 Kinder als Mitfahrer in einem PKW. Bei Kontrollen im Bereich der Zufahrtstraßen zu Schulen stellt die Polizeiinspektion Wittlich immer wieder gravierende Verstöße gegen die Sicherungspflichten von Kindern in Kraftfahrzeugen fest. Unverhältnismäßig oft sind die Kinder nicht ordnungsgemäß oder überhaupt nicht gesichert.

Junge Fahrer
Zu diesem als Risikogruppe erkannten Personenkreis zählen die 18 – 24-jährigen Fahrzeugführer. Seit Jahren sind sie überdurchschnittlich an Verkehrsunfällen beteiligt, was sich letztendlich auch in höheren Versicherungstarifen nieder schlägt. Leider musste auch hier eine Steigerung der Unfallzahlen festgestellt werden. Lag die Zahl im Jahr 2013 noch bei 396 Verkehrsunfällen, so stieg sie im Jahr 2014 leider wieder auf das Niveau von 2012. Exakt 430 Unfälle wurden durch Kraftfahrer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren verursacht.

Motorradfahrer
Eine deutliche Steigerung ist im Bereich des motorisierten Zwei-radverkehrs feststellbar. Bezogen auf die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten stieg die Zahl hier von 28,3 Prozent im Jahr 2013 auf 37,1 Prozent im Jahr 2014. Im Einzugsbereich der PI Wittlich liegen auch Teile der Eifelregion, die bevorzugt von niederländischen und belgischen Motorradgruppen aufgesucht wird. So verunglückten 2014 auch 6 Holländer und 5 Belgier mit ihren Motorrädern auf den kurvenreichen Strecken. Bei den 14 deutschen verunglückten Motorradfahrern kam der überwiegenden Teil von außerhalb der hiesigen Region.

Besonders gefährdet ist die Altersgruppe der 45 bis 64-jährigen Motorradfahrern. 18 von insgesamt 31 verletzten Fahrern befinden sich in dieser Altersgruppe. Zwei Motorradfahrer waren über 61 und nur ein Fahrer jünger als 24 Jahre. Die für Zweiradfahrer interessante, aber auch sehr anspruchsvolle Streckenführung überfordert vielfach die aus weniger kurvenreichen Ländern stammenden Zweiradfahrer. Eine hohe Motorisierung, einhergehend mit immenser Geräuschentwicklung ist leider ein Merkmal des größten Teils dieser Gruppe von Kradfahrern.

Hier bleibt zu hoffen, dass das Verkehrssicherheitskonzept „Motorradfahren in der Eifel – aber sicher“ langfristig greift und zu dem angestrebten Rückgang der Unfallzahlen und der Geräuschemissionen führt. Motorradfahrer sollten sich immer bewusst sein, dass sie bei der Ausübung ihrer anspruchsvollen Passion ein vielfach höheres Unfallrisiko als andere Verkehrsteilnehmer tragen und die Folgen eines Unfalls unmittelbar mit aller Härte zu spüren sind. Zwar trägt die Industrie einen Teil zur Minimierung möglicher Unfallfolgen bei (Protektoren an Armen, Beinen und im Rückenbereich. ABS und ASR an den Maschinen), aber letztendlich besitzt ein Zweiradfahrer keine sogenannte Knautschzone wie ein PKW.

Ältere Menschen/Senioren
Zu der Gruppe der älteren Menschen im Straßenverkehr zählt man Personen, die älter als 65 Jahre sind. Sie gelten gemeinhin als besonders erfahrene Verkehrsteilnehmer. Hier konnte ein leichter Rückgang der Unfallzahlen von 257 auf 244 für das Jahr 2014 verzeichnet werden, wobei sich drei Viertel dieser Unfälle innerhalb geschlossener Ortschaften zugetragen haben.

Unfallursachen
Wie auch im Vorjahr steht als häufigstes Fehlverhalten im Zusammenhang mit Verkehrsunfällen ein falsches Verhalten beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren. Die Anzahl der Auffahrunfälle durch mangelnden Sicherheitsabstand blieb nahezu auf dem hohen Vorjahresniveau (335 Unfälle 2013 und 326 Unfälle 2014). Bei den sogenannten Geschwindigkeitsunfällen hat sich der erfreuliche Rückgang der Jahre 2012/2013 leider nicht fortgesetzt. Die Zahl stieg von  113 Unfällen 2013 auf 146 Unfälle im Jahr 2014. Im Vergleich der Unfallursachen sind im Zusammenhang mit Unfällen durch nicht angepasste Geschwindigkeit bei weitem die meisten Unfallopfer zu beklagen.

Oft bedenken Verkehrsteilnehmer nicht, dass es neben der absoluten Höchstgeschwindigkeit (angeordnet z. B. durch Beschilderung) auch die sogenannte relative Höchstgeschwindigkeit gibt. Diese relative Höchstgeschwindigkeit kann zum Beispiel in einem Kurvenbereich deutlich unter der absoluten Höchstgeschwindigkeit liegen. Kraftfahrer unterschätzen hier die Auswirkungen der Fahrphysik und geraten schnell an deren Grenzen. Auch hier steuert die Industrie ihren Teil zur Unfallverhütung bei. Antiblockiersystem, Antischlupfregelung und anderen „intelligente“ Systeme unterstützen den Fahrzeugführer. Trotz aller technischen Highlights gilt immer noch der alte Leitsatz der StVO: Man darf nur so schnell fahren, dass man sein Fahrzeug ständig beherrscht. Im Bereich der Unfallursache Alkohol musste eine sehr deutliche Steigerung verzeichnet  werden. Die Zahl der Alkoholunfälle stieg von 16 im Jahr 2013 auf nunmehr 27 im Jahr 2014. Hierbei wurden insgesamt 14 Personen verletzt!
Als Risikogruppe kann man deutlich die Altersklasse zwischen 45-64 Jahren feststellen. Auch tut sich eine klare Spitze bezüglich der Uhrzeiten im Zusammenhang mit alkoholbedingten Unfällen hervor. Hier ist ganz klar die Nachtzeit von Samstag auf Sonntag zu nennen.

Diese und die Erkenntnisse der vergangenen Jahre werden konsequent bei der Einsatzplanung der Polizei umgesetzt. So wurden 2014 bei Kontrollen  insgesamt 91 Fahrzeugführer mit zum Teil immensen Blutalkoholkonzentrationen aus dem Verkehr gezogen. Bei weiteren 18 alkoholisierten  Personen konnte ein Fahrtantritt zum Glück verhindert werden. Trotz des hohen Überwachungsniveaus gerade auf diesem Sektor setzen sich verantwortungslose Kraftfahrer immer wieder betrunken hinter das Steuer und verursachen Unfälle.
Diese Fahrzeugführer bedenken nicht, dass sie das Leben anderer, ihr eigenes Leben, ihren Beruf und somit unter Umständen ihre ganze Familie aufs Spiel setzen. Leider ist auch die Zahl der Unfallfluchten leicht angestiegen. Entfernten sich 2013 noch 238 Fahrer unerlaubt von der Unfallstelle, so waren es 2014 immerhin 271. Aufgrund der immer weiter fortschreitenden technischen Möglichkeiten, der Spezialisierung polizeilicher Ermittlungen und der Mitteilungen aus der Bevölkerung war im Jahr 2014 eine Steigerung der Aufklärungsquote um 10 Prozent auf insgesamt fast 50 Prozent zu verzeichnen, so das immerhin annähernd jede zweite Unfallflucht aufgeklärt werden kann.

Unfallhäufungsstellen
und Unfallhäufungslinien
Eine Auswertung der Unfallhäufungsstellen und Unfallhäufungslinien für das Jahr 2014 hat noch nicht stattgefunden. Zwei aus dem Jahre 2013 bereits bekannte Stellen wurden anlässlich der Sitzung der Unfallkommission überprüft und durch entsprechende Maßnahme belegt, so dass für 2014 eine Besserung zu erhoffen ist. Der Kurvenbereich nach dem Ortsausgang von Bausendorf in Richtung Wittlich-Neuerburg war in den vergangenen Jahren für Motorradfahrer gefährlich. Hier ereigneten sich insgesamt acht Unfälle mit insgesamt neun verletzten Personen. Dort werden neue Warntafeln und rot-weiße Kunststoffpoller installiert und die Kurveneingänge sowie Kurvenverläufe für die Motorradfahrer zu verdeutlichen.

Auf der freien Strecke zwischen Bergweiler und Wittlich, der K 44, kam es in den vergangenen vier Jahren wegen überhöhter Geschwindigkeit, immer wieder zu schweren Verkehrsunfällen mit Personenschäden. Nach der Sitzung der Unfallkommission unter der Leitung des Landesbetriebes Mobilität, Außenstelle Trier, hat die Straßenverkehrsbehörde zeitnah reagiert und eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 km/h angeordnet. Die Polizei wird entsprechend kontrollieren.

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