Verkehrsplanung als Bestandteil aktiver Stadtplanung

Der ursprünglich während der am 27. Juni beginnenden Sommerferien geplante Beginn der Testphase für die geänderte „Verkehrsführung Oberstadt“ musste verschoben werden. Im Bau- und Verkehrsausschuss am 16. Juni 2011 wurde der Zeitraum 4. Oktober bis 14. November 2011 genannt. Zunächst wird diese Verschiebung die verunsicherten Anwohner beruhigen, die Versuchsphase wird aber kommen. Eine zu frühe, nicht auf Fakten beruhende Berichterstattung einer regionalen Tageszeitung sorgte für Irritationen. Im vorliegenden Fall haben Presseberichte ohne ausreichenden sachlichen Hintergrund die Anwohner verunsichert. Obwohl es nie Planungen gab, Verkehrsströme durch Wohnstraßen umzuleiten, wurden solche Szenarien beschrieben. Da verwundert es nicht, dass sich die Anwohner zu Unterschriftsaktionen entschlossen haben, in welchen sie ihren Unmut über die vermeindlichen Planungen kundtun.
 
Die Verwaltung geht erst dann mit Maßnahmen an die Öffentlichkeit, wenn feststeht, dass und was geschehen soll. Seit der Fertigstellung von „Schlossgalerie“ und „Fürstenhof“ mit seinen Dienstleistungs- und Gewerbeflächen hat sich die verkehrliche Situation auf der Kurfürstenstraße verändert. Der geplante Rathausneubau neben dem Verwaltungsgebäude von  Wittlich-Land und andere städtebauliche Entwicklungen (Gelände Rauschmann/Thiel) werden weitere Verkehrsströme auf den Straßenabschnitt zwischen dem Türmchen und dem Zentralen Omnibusbahnhof lenken. Stadtverwaltung und Stadtwerke befassen sich intensiv mit den Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich Oberstadt und suchen nach Lösungen der erwarteten Verkehrsprobleme.

Überlegungen zur Verkehrsführung in der Oberstadt spielen eine grundlegende Rolle. Gerade die Kurfürstenstraße ist erheblich durch Kraftfahrzeuge, Busse, querende Fußgänger und ruhenden Verkehr auf den angrenzenden Parkflächen geprägt.  Nach Meinung der Verwaltung bildet die vielbefahrene Straße eine Trennlinie zwischen Alt- und Oberstadt. Bei der Zählung im März wurden 12.300 Fahrzeuge täglich gezählt. In der Spitzenzeit zwischen 17 und 18 Uhr sind es annähernd 800 Fahrzeuge. Darüber hinaus belastet dieser Verkehr auch die nachfolgenden Knotenpunkte Kreuzung Kurfürstenstraße/Gerberstraße und die am ZOB vorbeiführende Verbindungsspange zwischen Kurfürstenstraße und Schloßstraße. Alle bisher angedachten Überlegungen, auch der „große Verkehrskreisel“ um den alten Bahnhof, wuden verworfen.

Täglich 12.000 Kfz über die Kurfürstenstraße?

Verkehrsleitplanung heißt der Fachbegriff, der den Überlegungen zu Grunde liegt. Müssen diese über 12.000 Fahrzeuge tatsächlich täglich über die Kurfürstenstraße durch den Bereich Oberstadt rollen? Wo kommen diese her und wo fahren sie hin? Schätzungen gehen davon aus, das der eigentliche Quell- und Zielverkehr nicht mehr als ein Drittel des vorhandenen Verkehrs ausmacht. Spätestens seit Fertigstellung der Kreisverkehrsplätze im Bereich Vitelliuspark, Hela-Baumarkt und Edisonstraße sowie dem „Bungertkreisel“ bietet die B 49/L 141 als leistungsstarke Verkehrsader eine hervorragende Verteilermöglichkeit für den Verkehr in die einzelnen Stadtbereiche. Alle aus Richtung Autobahn, Wengerohr, Altrich, Salmtal und Neuerburg/Bombogen kommenden Fahrzeuge haben die Möglichkeit, die Umgehungsstraße als Verteiler in die einzelnen Stadtbereiche zu nutzen. Aber wird der Autofahrer diese Möglichkeit auch annehmen oder sucht sich  der Verkehr neue Wege?

Um zur Beantwortung dieser Fragestellungen belastbare Zahlen zu erhalten, haben die Stadtverwaltung und die Stadtwerke gemeinsam mit dem Landesbetrieb Mobilität und zwei renommierten Verkehrsplanungsbüros ein aus mehreren Schritten bestehendes Konzept entwickelt, dass vom Fachbereich Verkehrsplanung der Fachhochschule Trier begleitet wird. Neben der theoretischen Betrachtung und empirischer Datenbeschaffung über Verkehrszählungen wird es einen mehrwöchigen Verkehrsversuch geben, in dem der Bereich zwischen ZOB und Oberer Burgstraße vorrangig nur für den eigentlichen Quell- und Zielverkehr freigegeben wird. In enger Zusammenarbeit mit der Straßenmeisterei, der Polizeiinspektion und der Kreisverwaltung wurde die für den Versuch erforderliche Beschilderung und Regulierung beginnend bereits von den Zufahrtsstraßen zur Stadt hin untersucht und abgestimmt. Es sind die Ziele Krankenhaus, Plein und Hasborn, die von außerhalb her kommend durch die Kurfürstenstraße geleitet und angefahren werden. Eine neue alternative Streckenführung wird für den sechswöchigen Versuchszeitraum ausgewiesen.

Ursprünglich war beabsichtigt, mit dem Versuch gegen Ende der Sommerferien zu beginnen. Bedingt durch die zeitweise Sperrung der L 52 Richtung in Richtung Hasborn und die für Oktober angekündigte Freigabe der Ortsumgehung Wengerohr wurde der Verkehrsversuch in den Herbst verschoben. Geplant ist die Maßnahme jetzt für den Zeitraum vom 4. Oktober bis 14. November 2011, also mit Beginn der Herbstferien. Rechtzeitig vor diesem Termin wird es eine Einwohnerversammlung zu diesem Thema geben, in der die einzelnen Maßnahmen vorgestellt werden und hierüber mit den Anwohnern diskutiert werden soll.

Es ist schade, dass eine gute, zielführende Untersuchung im Vorfeld von der lokalen Presse in Unkenntnis wirklicher Fakten negativ dargestellt wurde und so Ängste geschürt wurden. Niemand beabsichtigt, künftig den Kraftfahrzeugverkehr durch den Oberen oder Unteren Sehlemet, den Talweg oder die Mozartstraße zu führen. Diese Straßenzüge sind für die Aufnahme von Durchgangsverkehr nicht geeignet und stellen deshalb keine realistische Alternative dar. Ziel ist eine Verdrängung des Verkehrs auf vorhandene, leistungsfähige Straßenzüge, über welche die angestrebten Ziele gut zu erreichen sind. 

Vorrangiges Ziel der Überlegungen zur Verkehrssituation in der Oberstadt bleibt die gute Erreichbarkeit der Innenstadt. Hierzu gehört aber auch die Minimierung von unnötigem Verkehr im Bereich der Stadt, der Anwohner und Anlieger, Kunden und Besucher belastet und den eigentlichen Zielverkehr in die Innenstadt unnötig behindert.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen