Stimmen zur neuen Geschäftsstellenstruktur der Sparkasse EMH

EAZ befragt Ortsbürgermeister im Bereich Mosel

Enkirch/Traben-Trarbach. Die Nachricht über die Schließungen von 13 Geschäftsstellen sowie von 15 Standorten mit Selbstbedienungs-Terminals der Sparkasse Mittelmosel – Eifel Mosel Hunsrück erreichte die Mitglieder des Verbandsgemeinderates, sowie die an der Sitzung teilnehmenden Ortsbürgermeister kurz vor Sitzungsende.

In einer ersten Reaktion sprach Ortsbürgermeister Roland Bender, Enkirch von einem Unding und einer Unverschämtheit. Mit solchen nicht nachvollziehenden Maßnahmen blute die neue Verbandsgemeinde Traben-Trarbach immer mehr aus. Auch der Kinheimer Ortsbürgermeister Walter Klink findet die Schließungen der Sparkasse als einen „Hammer“. Er sieht die Bargeldversorgung der Einwohner, hier speziell für die älteren Mitbewohner, als ein Problem an. Die Nachfrage von Touristen nach Bankautomaten, die Wechselgeldbeschaffung und Bargeldfeinzahlungen werden nicht einfacher. Wieder sind wir auf dem Land die Benachteiligten, so Walter Klink. Er gab zu bedenken, dass nicht jeder Onlinebanking machen will und auch nicht nur bargeldlos zahlen will. Man wird nach mobilen Bankbussen fragen. Weiterhin stellt Klink die berechtigte Frage, was ist, wenn die VR-Bank die gleiche Schiene fährt ?

Auch der Bausendorfer Ortsbürgermeister Hans-Peter Heck spricht von einer schönen Bescherung, die uns die Sparkasse kurz vor Weihnachten gemacht hat. Es ist, so Hans-Peter Heck, „eine wahre Hiobsbotschaft, dass bereits am 01.02.2017 neben 12 anderen Geschäftsstellen auch die in Bausendorf geschlossen wird. Es ist ein Schlag ins Kontor, wenn man sich auf den Weg gemacht hat, unseren Ort infrastrukturmäßig nicht nur auf der Höhe zu halten, sondern auch zu verbessern und somit für die Bevölkerung lebens- und liebenswert zu erhalten. Was besonders nicht gut ankommt, ist die Art und Weise, wie uns diese Meldung erreicht hat. Dies stimmt einen mehr als bedenklich (Presse am 16.12.2016). Nach dem Motto „Warten bis zum Schluss und dann Augen zu und durch“. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Entscheidung bis zum Ende durchdacht wurde, hauptsächlich auch im Hinblick auf die Kundschaft aus der älteren Bevölkerung.

Vielleicht haben sich die Entscheidungsträger auch schon Gedanken gemacht, wie sie demnächst Geld und Überweisungen etc. an die Kundschaft bringen. Wenn nicht sollten sie sich mit der Überlegung des Bundestagsabgeordneten Patrick Schnider (CDU) vertraut machen und den Drohneneinsatz als Versorgungsmittel für die Eifel einsetzen.

Nach seiner Aussage an der VG-Ratssitzung in Enkirch legt der Enkircher Ortsbürgermeister Roland Bender im Gespräch mit der Eifel-Zeitung nach: „Über die Art und Weise der Bekanntgabe über die Presse, ohne vorhergehende Gespräche mit den betroffenen Ortsbürgermeistern: Der Zeitpunkt, kurz vor Weihnachten, die Menschen sind mitten in den Festvorbereitungen, Schließung der Sparkasse zum 01.02.2017, sechs Wochen nach Bekanntgabe, Weihnachten und Neujahr dazwischen, schnell haben es die Menschen wieder vergessen. Da unterstelle ich mal Absicht ! Wir Moselgemeinden leben sehr vom Tourismus, speziell Enkirch hat sehr viele Wohnmobilgäste, die auch immer wieder Geldautomaten nutzen. Wenn man diese Möglichkeiten auch genommen hat, befürchte ich große Probleme. Die Sparkasse EMH hat zudem andere Aufgaben als eine Bank. Sie hat Jahrzehnte sehr gut von ihren Kunden, auch von den Privatkunden gelebt. Nun wird mit diesem Kahlschlag diese jahrelange Vertrauensbasis erheblich gestört.

Auch der 1. Beigeordnete der VG und Reiler Ortsbürgermeister Artur Greis sieht die Sache wie sein Kollege aus Enkirch. Seine Meinung „Unsere Sparkasse in Reil ist schon seit Jahren zugemacht worden. Dafür haben wir noch Verständnis aufbringen können. Aber was jetzt von der Sparkasse EMH durchgezogen wird, ist eine Unverschämtheit gegen die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Bernkastel-Wittlich. Die Kommunalpolitiker werden regelrecht an der Nase herumgeführt, oder wie man besser im moselfränkischen sagt „verarscht“. An der Kreistagssitzung am 12.12.2016 kam über die Lippen des Landrats kein Wort, obwohl er es wissen musste. In Kreistagsdebatten, in Haushaltsreden wird über den Erhalt und die Stärkung des ländlichen Raums diskutiert, um wirtschaftliche Ziele zu erreichen und der Landflucht entgegen zu wirken.

Und genau in dieser Hinsicht sind die Finanzdienstleister vor Ort gefordert. Gerade kleine und mittelständige Betriebe brauchen im finanziellen Bereich gesunde und flexible Partner um rasch und leistungsfähig auf die Anforderungen im ländlichen Raum reagieren zu können. Das scheint der Sparkassenvorstandssprecher nicht zu wissen, sonst würde er nicht behaupten „Wir tun das Richtige“. Mit der Schließung von 13 Geschäftsstellen erreicht man genau das Gegenteil. Vielleicht sollten sich die Herren einmal in gewissen Landbereichen in Bayern erkundigen, dort geht man vor allen Dingen im ländlichen Raum, mit einem dichten Netz von Sparkasse und Volks- und Raiffeisenbanken einen erfolgreichen Weg.

Auch der Kröver Ortsbürgermeister Günter Müllers und die Leiterin der Tourist-Information Pia Leister-Dauns sehen in den Schließungen der Geschäftsstellen keine glücklichen Maßnahmen. Pia Leister-Dauns vermisst zum Beispiel ein Angebot von Bargeldeinzahlungen, dass durchaus mit technischen Mitteln mit der VR Bank zu regeln wäre. Auch Günter Müllers sieht Probleme beim Erstellen der Kontoauszüge. Auch hier könnte man mit technischen Möglichkeiten gemeinsam mit der VR Bank eine Regelung finden. Angesprochen auf das Sparkassengebäude in Kröv hat Ortsbürgermeister Müllers eigene Vorstellungen. Die Verbandsgemeinde Traben-Trarbach sollte es kaufen und anstatt teure Sanierungen in Traben-Trarbach vorzunemen, in Kröv im Gebäude der Sparkasse eine Zweigstelle der VG machen. Damit könnte viel Geld eingespart werden. khg

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