Stadthaus ist kein „Schnäppchen“

Wittlich. Wieder einmal Verwirrung und Unverständnis hat ein Bericht in der Lokalzeitung hervorgerufen. In einem Artikel im Trierischen Volksfreund vom 19. Oktober 2011 unter der Überschrift „Stadt nicht am Stadthaus interessiert“ wird dem Bürgermeister, dem Stadtrat und der  Verwaltung vorgeworfen, ihr fehlte der Realitätssinn. Die Stadt sei nicht daran interessiert, eine günstigere Alternative zum Rathausneubau zu diskutieren und genauer zu prüfen. In plakativer Aufmachung wird dem 8 Mio. Euro teueren Stadthaus der 12,6 Mio. Euro kostende Rathausneubau gegenübergestellt.

Nur eines ist an diesen Behauptungen richtig: Die Stadt will ein neues Rathaus neben der Verbandsgemeindeverwaltung Wittlich-Land bauen! Eine ernstzunehmende Alternative zu dieser Ratsentscheidung aus dem Jahre 2009 stellt der Ankauf des Stadthauses, in welchem die Stadtverwaltung seit 1996 untergebracht ist, nicht dar. Das über 15 Jahre alte Gebäude entspricht nicht mehr den Anforderungen, die heute an ein modernes Bürogebäude und seine technische Ausstattung gestellt werden. Da im Gebäude nichts gemacht wurde, besteht ein hoher Reparatur- und Sanierungsstau. Auch wären hohe Investitionen erforderlich, um die aktuellen gesetzlichen Werte beim Energieverbrauch zu erreichen. Hinzu kommt die starre Raumaufteilung, welche die Einführung moderner Organisationsformen verhindert. Mit der Zahlung des reinen Kaufpreises wäre es somit nicht getan.

So stellt sich denn heraus, dass die „offensichtlich billigere Alternative“ ein Danaergeschenk wäre. Unter dem Gesichtspunkt, dass die Investitionskosten nur 20 Prozent des auf die Lebenszeit eines Gebäudes bezogenen Aufwandes darstellen, gibt die Energieeffizienz des als Passivhaus geplanten Neubaues den Ausschlag.
Der Rathausneubau ist und bleibt die richtige Entscheidung. Langfristig kommt ein Rathausneubau die Stadt billiger als der Ankauf eines 15 Jahre alten, sanierungs- und modernisierungsbedürftigen Gebäudes.

Vor zwei Jahren hat die Eigentümerin des Stadthauses, die Nikolaus-Koch-Stiftung aus Trier, ein Angebot zum Ankauf vorgelegt. Dieses Angebot kam überraschend, hatte der Stadtrat doch gerade entschieden, das neue Rathaus in der Kurfürstenstraße zu bauen. Dieses Angebot wurde schriftlich am 23. September 2009 zurückgewiesen, weil bindende Entscheidungen des Rats vorlagen. Es ist fraglich, weshalb die Presse diese Sache jetzt wieder aufgreift. Die Chance zum Verkauf des Verwaltungsgebäudes an die Stadt hat die Stiftung verpasst. Im Jahre 2006 wurde in Abstimmung mit der Eigentümerin ein Wertgutachten erstellt. Damals wäre die Stadt bereit gewesen, das Gebäude zum ermittelten Wert zu erwerben. Der Kauf kam aber wegen der überzogenen Kaufpreisforderungen der Nikolaus-Koch-Stiftung nicht zustande.

Neubau neben der Verbandsgemeinde
 
Voraussetzung für funktionierende Kooperation

Den Wunsch, in Wittlich ein neues Rathaus zu bauen, gibt es schon seit Beginn der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Damals wurde ein Neubau in der Karrstraße vom Denkmalschutz verhindert, der einen Abriss der alten Schule nicht zulassen wollte. Die Schule steht schon lange nicht mehr, aber auch kein neues Rathaus. 2003 kam wieder Bewegung in die Sache: Der Stadtrat griff die 30 Jahre alte Idee auf und legte den Parkplatz Karrstraße als Standort des Rathauses fest. Erst auf Intervention des damaligen Innenministers Karl Peter Bruch wurde der Standort in die Kurfürstenstraße verlegt. Hintergrund war die Forderung des Ministers nach einer engen Kooperation mit der Verbandsgemeinde Wittlich-Land, deren Verwaltungsgebäude direkt neben dem geplanten Neubau steht. Von diesem Standpunkt ist das Ministerium bis heute nicht abgerückt, was die im Artikel zitierte Aussage des Pressesprechers des Ministeriums bestätigt. Räumlich von einander entfernt liegende Standorte führen zu „funktionalen, organisatorischen und letztlich wirtschaftlichen Unzulänglichkeiten“, die nur durch die unmittelbare Nähe beider Verwaltungsgebäude vermieden werden können.

Deshalb gibt es auch kein Zuschuss-angebot des Landes zum Ankauf des Stadthauses, wie in der Unterzeile der Überschrift des Artikels behauptet wird, sondern nur für den Neubau neben dem Verwaltungsgebäude der Verbandsgemeinde Wittlich-Land.

So entpuppt sich der Artikel in der Lokalzeitung als ein weiterer Versuch der Nikolaus-Koch-Stiftung, den Neubau zu verhindern, um ihr Gebäude gewinnbringend zu verkaufen. Die Stiftung hat bereits beim zuständigen Ministerium und beim Rechnungshof des Landes Rheinland-Pfalz ihre Immobilie als Alternative zum Rathausneubau ins Gespräch gebracht.

Jetzt hat sich die selbst als unabhängig bezeichnende Tageszeitung, deren Eigentümer der Verleger Nikolaus Koch war, vor den Karren spannen lassen. Man kann nur hoffen, dass die Überprüfungen des Rechnungshofes Rheinland-Pfalz bald abgeschlossen sind und mit dem Neubau begonnen werden kann, um so allen Gerüchten und Spekulationen den Boden zu entziehen. /uj

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