Sie bauen Brücken in die ganze Welt hinein

Trier. Sie gehen für 13 Monate nach Frankreich, Bolivien und Rumänien. Sie arbeiten in sozialen Einrichtungen in Kroatien, Indien und Kolumbien. Sie lernen Menschen und Kulturen kennen in Palästina, Kanada, Polen und Kroatien. 23 junge Frauen und neun junge Männer aus dem Bistum Trier machen sich im August im Rahmen der Sozialen Friedensdienste im Ausland (SoFiA) auf den Weg in alle Welt. Im Entsendungsgottesdienst in der Trierer Domkrypta erhielten die jungen Leute am 19. Juni von Prälat Franz Josef Gebert ihren Reisesegen.

„Wir senden diese jungen Menschen aus als Friedensboten in eine Welt, in der so viel Unfriede herrscht“, sagte Prälat Gebert in der vollbesetzten Krypta des Doms. Angehörige und Freunde der 32 jungen Leute waren aus allen Teilen des Bistums nach Trier gekommen, um zum Abschluss der umfangreichen Vorbereitungen auf den Einsatz den Segen für die künftigen Friedensdienstleistenden zu erbitten. Diese machten in einigen Szenen deutlich, mit welchen Vorurteilen ihre Zielländer belegt sind: Nach Bolivien sollen die Reisenden Altkleider mitnehmen, die Indien-Fahrerin sei doch zu alt für Kinderarbeit. Mit Afrika verbinden die Zuhörer „die Schwarzen“ und mit Rumänien die Vampire. Die junge Frau, die nach Palästina gehen will, muss sich die Unterstellung der Terroristen-Ausbildung anhören.

Sehr vielfältig seien Gedanken und Gefühle, mit denen der Friedensdienst im Ausland verbunden sei, führte Franz Josef Gebert in seiner Predigt aus. Für die Jugendlichen selber, aber auch für ihre Eltern stellen sich viele Fragen, gebe es Unsicherheiten und Ängste. Nicht zuletzt die politische Situation in einigen Ländern biete Grund zur Sorge.

Viele Abgründe, viele Brücken

Da sei das Bild der Brücke, die die Jugendlichen aus verzierten und mit Namen versehenen Holzstücken gebaut hatten, ein treffendes Symbol für den Lebensweg. Der sei nicht gerade, führe durch Kurven, enge Pässe und an Schluchten, über die man selber und mit Hilfe anderer Brücken bauen müsse. Wichtige Bausteine der Brücken der jungen Leute seien die Familien und Freunde, die deutschen Partnerorganisationen und der Verein SoFiA, aber auch der Gedanke, Gutes tun zu können sowie die Vision von der „Einen Welt“. Es brauche sehr viele Brücken über die politischen Abgründe, die verschiedenen religiösen Auffassungen und die persönlichen Schwierigkeiten der Menschen hinweg.

Prälat Gebert machte deutlich, dass Gott seinen Sohn Jesus Christus in die Welt gesandt habe, damit bewahrt und gerettet werde, was wertvoll und wichtig sei. Jesus sei die Brücke, über die die Menschen gehen könnten, die sie trage. Gleichzeitig solle jeder Mensch Gesicht, Stimme, Hände und Füße sein für andere Menschen. „Ihr seid Brücken, die Menschen tragen, ihnen Sicherheit und Sinn geben.“

„ein wenig mulmig“

Dass dieser Gedanke auch die Freiwilligen bestimmt, machten sie am Rande der Feier deutlich: „In meinem Jahr in Frankreich will ich neue Erfahrungen sammeln, durch meine Anwesenheit helfen und neue Freundschaften knüpfen“, sagte etwa  Anika Kirch aus Wiltingen. Ihre Eltern unterstützen die 18-Jährige, fühlen sich aber dennoch „ein wenig mulmig“. Es sei schon schwierig, das Kind loszulassen und für 13 Monate in die Welt zu entlassen. Genauso empfindet Bettina Clos aus Ottweiler, deren Tochter Sinah nach Kroatien gehen wird. „Wichtig ist aber eigentlich nur, dass sie zufrieden ist und für sich so eine tolle Chance ergreifen kann.“

 

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