Neue Missbrauchs-Beauftragte im Bistum Trier

Trier. Im Bistum Trier gibt es zwei neue Ansprechpersonen für Verdachtsfälle auf sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch Priester, Ordensleute oder andere kirchliche Mitarbeiter. Es sind die Juristin Gisela Lauer (53) aus Neuwied, und der Theologe und Psychologe Peter Rütten (63) aus Wittlich.

Bischof Dr. Stephan Ackermann hat die Ernennungen bekanntgegeben; gleichzeitig entpflichtete er Prälat Dr. Rainer Scherschel (69) von dieser Aufgabe. Ackermann dankte Prälat Scherschel für seine Dienste: „In den acht Jahren, in denen Rainer Scherschel dieses Amt bekleidet hat, hat er das mit großer Gewissenhaftigkeit und viel Einfühlungsvermögen getan. Insbesondere in den vergangenen Monaten, in denen viele Opfer den Mut gefunden haben, sich an uns zu wenden, hat er in schwierigen Situationen Großartiges geleistet und dabei auch die Grenzen der eigenen Belastbarkeit überschritten.“

Gisela Lauer engagiert sich seit über 35 Jahren im Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). Sie ist Mitglied des Katholikenrats, dem obersten Laiengremium in der Diözese. Von 1999 bis 2009 war sie Vorsitzende des Trierer Diözesanvereins. Schwerpunkte ihrer Tätigkeit waren Schwangerenberatung und Gewalt gegen Frauen. Die Betreuung junger Frauen ist ihr ebenso wichtig wie die Unterstützung von Mädchen, Frauen und Familien in schwierigen Lebenssituationen.

„Als Katholikin trage ich Mitverantwortung für meine Kirche. Dem möchte ich Rechnung tragen durch meine uneingeschränkte Solidarität für Opfer sexuellen Missbrauchs durch haupt- und ehrenamtlich in der Kirche Tätige“, begründet Gisela Lauer, warum sie sich ihrer neuen Aufgabe stellt. Die Sorge gelte den Opfern und dem achtsamen Umgang mit ihnen.

Peter Rütten war von 1988 bis 2007 Leiter der Lebensberatung des Bistums Trier in Wittlich. Vorher hatte er bei der Telefonseelsorge in Trier gearbeitet. Zu seinen Aufgaben in Wittlich gehörte unter anderem die Erziehungs-, die Partnerschafts- und die Familienberatung. Zudem war er mit der  Psychotherapie bei Sexualstraftätern im Gefängnis beauftragt. Bereits seit 2002 arbeitet er im Beraterstab des Bischofs von Trier für Fragen des sexuellen Missbrauches durch kirchliche Mitarbeiter. Derzeit ist er in Altersteilzeit.

Peter Rütten sieht seine Aufgabe als Missbrauchsbeauftragter darin, „freundlicher ‚Türöffner’ zu sein für alle Personen, die sich wegen eines sexuellen Übergriffes durch kirchliche Mitarbeiter an mich wenden.“ Es gehe darum, so sagt er weiter, diese Personen „mit respektvoller Freundlichkeit und der gebotenen Ernsthaftigkeit anzuhören und bei den ersten notwendigen Schritten zu begleiten.“ Dabei sei einer der ersten Schritte die Weitergabe der Meldung an den Bischof. „Denn seit den neuen Leitlinien ist die Gesamtverantwortung ‚Chefsache’.“

Kontakt: www.bistum-trier.de oder übers Telefon Frau Lauer: Tel. 01 51 – 58 05 23 33; Herr Rütten Tel. 01 51 – 58 05 23 34. Wer anruft, kann also wahlweise mit einer Frau oder einem Mann sprechen.

„Natürlich arbeiten wir im Team“, sagt Peter Rütten gegenüber der Eifelzeitung, „aber das heißt nicht, dass nicht jeder von uns beiden seine Aufgaben eigenständig wahrnimmt.“ Dabei sei das Anliegen, mit dem sich eine ratsuchende Person an die bischöflichen beauftragten wende, am Anfang meist keineswegs klar. „Das in der gebotenen Sorgfalt herauszufinden steht am Anfang. Das weitere Vorgehen auf Seiten der Kirche entscheidet der Bischof.“ Die Durchführung von Therapien gehört nicht zu den Aufgaben der Beauftragten.

Zu den neuen Richtlinien für den Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch kirchliche Mitarbeiter gehört die Verpflichtung anderer Mitarbeiter, die davon Kenntnis erhalten, dies den Beauftragten mitzuteilen. Gesetzliche Schweige- oder Mitteilungspflichten gegenüber staatlichen Stellen wie dem Jugendamt oder gegenüber Vorgesetzten bleiben davon unberührt. Jedes Gespräch wird protokolliert. Das mutmaßliche Opfer beziehungsweise dessen Eltern wird über die Möglichkeit informiert, Anzeige gegen den Täter zu erstatten.

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