Neue Heimat für die heimischen Mauer-Eidechsen

Gut angenommen wird von den umgesiedelten Mauereidechsen ihre neue Heimat am Mosel-Maare-Radweg. Auf knapp 45 Meter Länge finden die Tiere Unterschlupf, Nahrung und Möglichkeiten zum Sonnen in einer neu errichteten Mauer aus Ziegelsteinen und Schiefergestein. Erforderlich geworden war der Umzug durch den Abbruch der ehemaligen Betriebsgebäude von Merrem & Knötgen im Zusammenhang mit dem Neubau der Großsporthalle zwischen Radweg und dem ehemaligen Sportplatz der kreiseigenen Schulen. Fachlich begleitet wurde die Umsiedlung vom Landkreis Bernkastel-Wittlich, vom Naturschutzbund Wittlich (Nabu) und der Universität Trier.

Bekanntlich fallen die Mauereidechsen unter den Schutz einer artenrechtlichen Verordnung, so Hanspeter Mußler (Vorsitzender des Nabu Wittlich). Ihr hohes Aufkommen in Gemäuer, Schutt und Mauerspalten der Industriebrache von Merrem & Knötgen hätte die zügige Umsetzung des Großsporthallenneubaus an dieser Stelle stark verzögert. Nach den Worten von Hans Joachim Edelhoff vom Gebäudemanagement bei der Stadt Wittlich umging der abgestimmte Konsens mit den beteiligten Fachleuten einen möglichen Baustopp, der sich ohne Umsiedlung bis ins aktuelle Jahr 2011 hätte ziehen können.

Dazu war es erforderlich, die Überwinterung und Umsiedlung entsprechend artgerecht zu planen. Zu den vorbereitenden Arbeiten gehörte zum Beispiel, per Speichelprobe und DNA-Test abzuklären, ob es sich auch wirklich um die geschützte einheimische Mauereidechse handelt. Zu berücksichtigen war auch, dass die Mauereidechsen nur Winterruhe, aber keinen Winterschlaf halten. Bei steigenden Temperaturen wird diese Eidechsenart sogar im Winter aktiv, wärmt sich an geschützten Stellen und würde ohne Futterangebot in Gefangenschaft verhungern.

Bei mehreren Einsätzen über einen Zeitraum von gut drei Wochen rückten im Herbst 2010 Experten der Uni Trier und des Nabu an und trugen vorsichtig Ziegelmauern und Geröllhalden ab, um die dort hausenden Mauereidechsen einzufangen und sie in ihr gleichmäßig gekühltes und dunkles Winterquartier zu verbringen. Die erfolgreiche Bilanz: Rund 100 Tiere konnten bei der Aktion eingefangen und erfolgreich überwintert werden. Seit April 2011 haben sie die inzwischen errichteten Ziegel- und Schiefermauern bezogen. Passend zur Ernennung der Mauereidechse zum „Reptil des Jahres 2011“, das die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde ausgerufen hat.

Die rund 45 Meter lange Mauer bietet nicht nur genügend Abstand zur künftigen Großsporthalle und ihren Außenanlagen. Sie verfügt auch über die regelmäßigen Ritzen und Spalten, die die Eidechsen auch in Weinbergen oder Steinbrüchen als Unterschlupf und zur Nahrungssuche bevorzugen. Und auch die Ausrichtung nach Südwesten kommt den Sonnenanbetern entgegen. Vereinzelte Anrufe, man möge doch den Bauschutt entfernen, nimmt man aufgrund dieses „Umzugerfolges“ sehr gerne in Kauf.

Die Besonderheit der schützenswerten Bewohner unterstreicht und erklärt eine eigene Hinweistafel zwischen „Eidechsenmauer“ und Mosel-Maare-Radweg. Auf ihr lernt man mehr über die Nahrungsquelle der Reptilien, die Rivalitätskämpfe der Männchen oder die Möglichkeit, bei Gefahr auch den langen Echsenschwanz abwerfen zu können. /hg

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