Lesung am Cusanus-Gymnasium Wittlich aus “Das andere Leben” von Solly Ganor

Bilder: Dr.Michaela Schüssler-Schwab

Wittlich. Am 80-igsten Jahrestag der Reichspogromnacht (09.11.1938) konnten die Schülerinnen und Schüler der 10. bis 13. Klassen (und auch der 8C)  des Cusanus-Gymnasiums eine 90-minütige Lesung aus der Autobiografie “Das andere Leben” von Solly Ganor im Atrium der Schule miterleben, beindruckend gelesen und moderiert durch den Schauspieler Thomas Darchinger und am Vibraphon musikalisch begleitet durch Wolfgang Lackerschmid.

Im Zentrum der unter die Haut gehenden Lebensgeschichte steht der 17-jährige Solly Ganor, der, 1928 in Kaunas/Litauen geboren, im Sommer 1941 durch die deutschen Okkupatoren brutal aus seinem dortigen Leben gerissen und nach Internierung im Konzentrationslager Kaunas im Sommer 1941 nach dessen Auflösung 1944 über das KZ Stutthof/Danzig ins KZ Dachau verschleppt wurde. Im Außenlager  ‘Kauferring” des KZs Dachau erlebte er die grässliche Unmenschlichkeit und Bestialität der SS-Aufseher und die Vernichtung durch Arbeit am eigenen Leib.

Bilder: Dr.Michaela Schüssler-Schwab

Als eines der unzähligen jüdischen Opfer der Gewaltherrschaft der NS-Diktatur musste Solly Ganor schmerzhaftes Leid erfahren und durchleben: der sinnlose und menschenverachtende Tod von Angehörigen und Freunden, der tägliche Kampf gegen den Hunger, die Grausamkeit, Skrupellosigkeit und Willkür des Aufsichtspersonals, der Verlust seiner Freiheit und seiner Selbstbestimmung. Am 2. Mai 1945 wurde Solly Ganor auf einem Todesmarsch durch die verschneiten Alpen von amerikanischen Soldaten gerettet.

Die Auszüge aus der Biografie “Das andere Leben”, 1997 von Solly Ganor veröffentlicht,  bewegte die zuhörenden Schülerinnen und Schüler, was nicht zuletzt die konzentrierte Stille im Atrium während der Lesung bewies. Sie zeigten sich zudem beeindruckt von der schauspielerischen Leistung Thomas Darchingers, der es mit Hilfe seiner Stimme – mal feinfühlig und sensibel, mal scharfzüngig und aggressiv – verstand,  die Charakterzüge der Menschen im Lebensumfeld Solly Ganors wirkungsvoll zu zeichnen.

Vor allem der Appell Thomas Darchingers am Ende der Lesung, sich aktiv für Demokratie und Freiheit einzusetzen und beides im Alltag zu verteidigen und zu leben, der Aufruf aufzubegehren gegen Menschen, die unsere Werte mit Füßen treten, beindruckte und wird hoffentlich im Gedächtnis der Schülerinnen und Schülern noch lange nachwirken.

 

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