Landkreis stark in Sachen erneuerbarer Energien unterwegs

Bernkastel-Wittlich. „Klimaschutz, CO²-Minderung, Energieeinsparung, Steigerung der Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energien sind auch auf kommunaler Ebene wichtige Handlungsfelder in der Gegenwart und in der Zukunft.“ Mit diesen Worten eröffnete Landrätin Beate Läsch-Weber erst kürzlich ihre Rede anlässlich einer Veranstaltung der Sparkasse, die sich eben mit den erneuerbaren Energien befasste.

Und sie redet nicht nur, nein, im Landkreis Bernkastel-Wittlich wird auch angepackt. Denn wer Energie spart, spart immer gleichzeitig Kosten. In Deutschland werden für Heizung und Warmwasseraufbereitung 4 Prozent des Gesamtenergieaufwandes verbraucht. Dabei entstehen 20 Prozent des landesweiten CO²-Austoßes. Zugleich werden in privaten Haushalten rd. 85 Prozent des gesamten Energiebedarfs für Heizung und Warmwasser eingesetzt: beeindruckende Zahlen, die es zu drücken gilt.

Der erste Schritt auf diesem Weg ist eine durchdachte energetische Sanierung, die das Gebäude als einen großen Organismus betrachtet. Die ganzheitliche, nachhaltige Sichtweise ist gefragt, denn jedes Haus ist anders und ruft nach maßgeschneiderten Maßnahmen. Das ist beim privaten Häuschen nicht anders als bei Immobilien der öffentlichen Hand. Zum Beispiel bei den kreiseigenen Schulen.
So hat Bernkastel-Wittlich als Schulträger die Heizungsanlagen des Cusanus-Gymnasiums (2005), der BBS in Wittlich (2007) und der Kurfürst-Balduin-Realschule (2009) von Gas auf Biomasse (Holzhackschnitzel und Pellets) umgestellt. Neben der Reduzierung des CO²- Ausstoßes sind derzeit jährliche Kostenersparnisse im mittleren fünfstelligen Bereich (ca. 50.000 Euro) festzustellen. Die Landrätin kann rechnen: Die Investitionen in Höhe von 1,4 Millionen Euro bei gleichbleibenden Kosten für die Holzhackschnitzel und Pellets sowie den prognostizierten Gaspreissteigerungen werden sich langfristig amortisieren.

Jüngst hat der Kreis auch die energetische Sanierung an der Berufsbildenden Schule in Wittlich realisiert. Für die wärmegedämmte Fassade und den Einbau von Fenstern mit Dreifachverglasung  wurden, unterstützt durch das Konjunktur-Programm II, rund 2,5 Millionen Euro investiert. „Vor kurzem haben wir auch mit der Fenster- und Fassadenerneuerung an der BBS Bernkastel-Kues begonnen“, zählt Läsch-Weber weiter auf. Rund 700.000 Euro lässt der Landkreis sich dieses Vorhaben in den kommenden Monaten kosten, übrigens ebenfalls mit einer respektablen Förderung aus dem Konjunktur-Programm II.

Sanierungen sind die eine, vorausschauende Heiz- und Warmwasseraufbereitungsmöglichkeiten die andere Seite der Medaille. Um den Anteil regenerativer Energien im Wärmebereich auszubauen, wird der Landkreis in Kürze in Bernkastel-Kues auf Basis der Biomasse umstellen – ebenfalls gefördert aus dem Konjunktur-Programm II. In Rahmen dieses interkommunalen Kooperationsprojektes wird eine Heizzentrale auf der Basis einer Holzhackschnitzelfeuerung mit einer Leistung von rund 3.000 MWh pro Jahr errichtet. Einschließlich Gebäudeverteiler kostet das Projekt etwa 2,7 Millionen Euro.

Gegenüber den bestehenden dezentralen Heizanlagen mit Gas werden sich dadurch die CO²-Emissionen von 1.088 Tonnen um rund 880 Tonnen auf dann nur noch 209 Tonnen pro Jahr  reduzieren. Beate Läsch-Weber: „Ausgehend von den derzeitigen Gaspreisen rechnen wir dabei mit einer Kostenersparnis von etwa 90.000 Euro pro Jahr.“

Auf dem richtigen Weg zur nachhaltigen Verknüpfung von Ökologie und Ökonomie fühlt man sich auch mit der geplanten Installation von Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern kreiseigener Gebäude. 
 
Im Herbst 2009 wurde die 2,8 Millionen Euro teure PV-Freiflächenanlage im Entsorgungszentrum in Sehlem in Betrieb genommen. Sie hat eine Leistung von 780 kWp* bei einem Jahresstromertrag von maximal 800.000 Kilowattstunden, was einem durchschnittlichen Jahresstromverbrauch von ungefähr 220 Haushalten entspricht. Jede Kilowattstunde wird mit 31,94 Cent vergütet.

Viele Gebäude gehören dem Landkreis nicht, auf denen er PV-Anlagen bauen könnte. Schulen allerdings bieten ideale Möglichkeiten. Dazu hat der Landkreis eine Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Trierer ADD als Aufsichtsbehörde stellte bereits für den Fall eines positiven Ergebnisses der Studie eine Kreditgenehmigung in Aussicht. In 2011 und 2012 will der Kreis Bernkastel-Wittlich, falls machbar und wirtschaftlich, jeweils 1 Million Euro für PV-Anlagen auf seinen Schuldächern investieren. Die Gesamtleistung dieser PV-Anlagen soll 600 kWp* betragen.

Angesichts von jährlichen Heizungs- und Warmwasseraufbereitungskosten des Landkreises von zurzeit rund 600.000 Euro – diese Zahl stammt aus dem Jahr 2009 – für alle kreiseigenen Gebäude ist für den Landkreis ein Energiecontrolling und Energiemanagement von großer Bedeutung. Mit der Durchführung des Energiecontrollings hat der Landkreis ein externes Büro beauftragt.

*  kWp = (gesprochen: Kilowatt pik) ist die Maßeinheit für eine genormte Maximalleistung, insbesondere für die definierte höchste elektrische Leistung, die ein Gerät umsetzen kann. Der Begriff setzt sich zusammen aus der Einheit Watt und dem englischen Wort peak für Spitze.

Speziell in der Photovoltaik ist diese Maßeinheit zur Kennzeichnung der genormten elektrischen Leistung (Nennleistung) einer Solarzelle oder eines Solarmoduls gebräuchlich. Entgegen dem direkten Wortsinn handelt es sich dabei nicht um die maximale Leistung der Zelle oder des Moduls bei stärkster Sonneneinstrahlung, sondern um die abgegebene elektrische Leistung bei standardisierten Testbedingungen, die im Alltagsbetrieb meistens nicht erreicht werden. Die Testbedingungen dienen zur Normierung und zum Vergleich verschiedener Solarzellen oder Solarmodule. Die abgegebene elektrische Leistung der Bauteile unter diesen Bedingungen wird in den Datenblättern als Nennleistung angegeben.

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