Konrad Adenauer – oder: die Windkraft in der Verbandsgemeinde Manderscheid!

In der Blütezeit des Kurorts Manderscheid verbrachten viele Prominente die `Sommerfrische´ dort. Vom Geldadel angefangen – so die Industriellenwitwe Thyssen mit Gefolge – bis hin zu hochkarätigen Politikern, z.B. Bundespräsident Heuss und Außenminister von Brentano. Dass Bundeskanzler Adenauer auch darunter gewesen war, ist neu. Man könnte es aber glauben, denn sein berühmter Ausspruch „Wat intressiert mich mein Jeschwätz von jestern“ ist in Manderscheid up-to-date. Oder wie sonst kann man in Sachen Windkraft den plötzlich erkennbaren Politikwechsel bzw. Sinneswandel bei VG-Bürgermeister und VG-Ratsmehrheit erklären?

Haben VG-Bürgermeister und VG-Ratsmehrheit bis vor kurzem die Windkraft noch als Teufelswerk angesehen und das Gebiet der VG zum weit und breit einzigen weißen Windkraftfleck gemacht, scheint der Wind auf einmal aus der entgegen gesetzten Richtung zu wehen. Kehrtwende um 180°! Geld regiert die Welt?

Zwar hat die Planungsgemeinschaft in Trier, die in Sachen Windkraft das Sagen hat, der örtlichen Ebene noch gar nicht gestattet, Windkraftstandorte selbst auszuweisen. Doch schon blinken allerorten in der VG die Dollarzeichen in den Augen der Gemeindevertreter und es beginnt die `wilde Hatz´, um ja der erste zu sein, der sich ein großes Stück vom verlockenden Angebotskuchen der Investoren abschneidet! Besonders verwunderlich ist das in der Verbandsgemeinde Manderscheid. Denn weil sich an den vermeintlichen Fakten (Störung des Landschaftsbildes, negative Auswirkungen auf den Tourismus, pp.) gegenüber früher nichts geändert hat, hätte man die Windkraft schon vor mindestens 10 Jahren zulassen können, anstatt sie durch eine Alibiplanung zu behindern. Die Gemeindesäckel wären heute zusätzlich mit über 1 Mio. Euro gefüllt. Wer von den Verantwortlichen ersetzt den Dörfern diesen Verlust?

Es heißt, „die VG Manderscheid pfeift die Kommunen zurück“. Laut Bürgermeister Schmitz sollen alle Gemeinden vom Geldsegen solidarisch profitieren. Warum hat man das nicht schon lange bei der Gewerbesteuer gemacht, die innerhalb der VG in totaler Schieflage ist, und hier eine gerechte Verteilung herbei geführt? Weil das nicht funktioniert! Und bei der Windkraft soll das auf einmal klappen? Nichts anderes als eine Beruhigungspille! Schmitz wird sich an seinem Vorgänger Densborn messen lassen müssen, der beim großen Windwurf 1990 einen Holz-Vermarktungspool der Gemeinden auf die Beine gestellt hatte. Zum Wohle aller.

Außerdem: wo bleibt bei der Windkraft das Vergaberecht? Die Gemeinden sind nicht nur daran gebunden, wenn sie ein Mehrzweckgerät beschaffen oder einen Gehweg ausbauen. Gerade bei Verträgen mit solch einer langen Laufzeit (mind. 15 Jahre) und dem enorm hohen Pachtaufkommen (mehrere Mio. Euro) ist die Marktabfrage mittels Ausschreibung zwingend! Denn ein Vergabeverstoß kann zu gewaltigen Schadenersatzforderungen von geprellten Windkraftbetreibern führen. Für den entgangenen Gewinn haftet dann die Gemeinde. Und bevor man sich versehen hat, ist der Windkraft-Goldesel dann schnell in die Schuldengrube gestürzt.

Dass der Wald von Windkraftanlagen nicht verschont bleiben wird, ist von der Mainzer Politik beabsichtigt. Besitzt das Land doch riesige Staatswaldflächen, auf denen es hohe Windkraftpachten für sich realisieren kann.

Die Gemeinden ihrerseits sollten sich zur Milderung des Eingriffs nur solchen Investoren verschreiben, die bspw. Hiebunreifeentschädigungen und Ausgleichszahlungen für entgangene Jagdpachten zahlen (z.B. die Fa. `ABO Wind´). Zudem gibt es Anbieter, die das Genossenschaftsmodell praktizieren, wodurch die Bürger Teilhaber der Anlagen werden und am satten Gewinn finanziell beteiligt sind. Eine Art Schmerzensgeld für die nicht weg zu diskutierenden Schattenseiten der Windkraftanlagen!

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