„Goldenes Klassentreffen“ in Wittlich

50 Jahre Abitur am Cusanus-Gymnasium

klassentreffen_36_16Wittlich. In Anlehnung an die goldene Hochzeit kann man nach 50 Jahren Abitur vom „goldenen Klassentreffen“ sprechen. Zu diesem Jubiläum trafen sich die Schüler, die im Herbst 1966 am Cusanus-Gymnasium Wittlich ihre Reifeprüfung erwarben. Vier der 22 Abiturienten sind verstorben.

Ihrer wurde in einer stillen Minute gedacht. Von den 18 Lebenden nahmen 83 Prozent am Klassentreffen teil, ein beeindruckendes Zeichen starken Zusammenhalts über fünf Jahrzehnte. Zudem nahmen neun LebenspartnerInnen an dem Treffen teil.

Das Programm umfasste eine Präsentation alter Fotos, die Paul-Heinz Steffgen zusammengestellt hatte. Der Klassensprecher Richard Lütticken moderierte eine Vortragsrunde, in dem jeder zu einem Thema seiner bzw. ihrer Wahl sprechen konnte. Es war aufschlussreich, wie die Schule mit dem Abstand von 50 Jahren beurteilt wurde. Dieses Urteil fiel deutlich positiv aus. Eine Stadtführung durch den kunstkundigen Klassenkameraden Ulrich Deutschle beschloss das Nachmittagsprogramm.

Ein unterhaltsamer Abend in der Alten Posthalterei am Marktplatz markierte den Höhepunkt des Treffens. Das Foto zeigt die Abiturienten und ihre Lebenspartner auf der Freitreppe des historischen Hauses.

Abiturientia 1966 des Cusanus-Gymnasiums Wittlich mit Lebenspartnern

Einer der großen Unterschiede zu heute war, dass sich damals niemand Sorgen um Beruf und Arbeitsplatz machen musste. Jeder wurde gebraucht. Alle Abiturienten studierten, aber alle wählten ein Studienfach, das gebraucht wurde und eine gesicherte wirtschaftliche Existenz versprach. Das waren Fächer wie Chemie (1), Medizin (3), Lehramt (11), Ingenieurwesen (1), Informatik (2), Wirtschaft (2), Jura (1), Journalismus (1). Man sieht, dass Fächer wie Soziologie, Politologe oder Archäologie, deren Aussichten auf dem Arbeitsmarkt schlecht sind, nicht vertreten waren. Die Nachkriegsgeneration wuchs in Verhältnissen auf, die im Vergleich zu heute geradezu ärmlich wirken. Die resultierenden Erwartungshaltungen waren entsprechend bescheiden. Es gab große Fortschritte und insofern eine hohe Zufriedenheit mit der eigenen Entwicklung. Die 1966er investierten viel in ihre Ausbildung. Alle schlossen ihre Ausbildung ab. Sieben erwarben zusätzlich den Doktortitel, drei wurden Professoren.

Betrachtet man die heutigen Wohnregionen, so wird allerdings ein gravierendes Problem des Wittlicher Raumes und des Eifel-Mosel-Gebietes deutlich. Von den 22 Abiturienten leben nur zwei in Wittlich. Alle anderen haben ihre berufliche Tätigkeit außerhalb der Region ausgeübt. Die meisten fanden in den Ballungsgebieten entlang der Rheinachse Arbeit und Brot. Diese Regionen profitierten in den letzten Jahrzehnten massiv von der „Lieferung“ gut ausgebildeter junger Leute aus ländlichen Gegenden. Der Trend hält nach wie vor an. Es wäre für Wittlich und das Eifelgebiet extrem wichtig, diese negative Tendenz zu stoppen. Denn keine Region kann sich leisten, auf Dauer die am besten Ausgebildeten zu verlieren.

Das „goldene“ Klassentreffen klang in der Alten Posthalterei mit lustigen und wehmütigen Liedern aus. Musiklehrer Franz-Ferdinand Neidhöfer begleitete den Gesang auf einem 90 Jahre alten Schifferklavier und Paul-Heinz Steffgen assistierte auf der Gitarre. Das letzte Lied, das kurz vor dem Abitur entstandene „Yesterday“ der Beatles, ließ tief sitzende Emotionen und Erinnerungen aufsteigen. Was für eine Zeit? Und wo sind die Jahrzehnte geblieben?

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