Gewachsenes Interesse am Gedenken zum 9. November in Wittlich

Das Kulturamt der Stadt Wittlich, der Arbeitskreis „Jüdische Gemeinde Wittlich“ und das Emil-Frank-Institut organisierten am 9. November in unterschiedlicher Form würdige Erinnerungen an die Novemberpogrome des Jahres 1938. Bei den Veranstaltungen fiel das wieder gewachsene Interesse an der Begehung des Tages der Novemberpogrome in Wittlich auf und die Akzeptanz in der gesamten Bevölkerung, unabhängig von Herkunftsland und Religion.

Zur traditionellen Mahnwache auf dem Marktplatz versammelten sich rund 80 Personen und gedachten der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die vor 74 Jahren gerade am Marktplatz und in der Altstadt lebten. Erstmalig beteiligten sich Wittlicher Bürger islamischen Glaubens mit aktiven Beiträgen. So trug Frau Hacer Sarioglu einen Text zu Rassismus vor. Rechtsradikalismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung von Minderheiten waren neben dem Gedenken an das Schicksal der ehemaligen jüdischen Mitbürger die Themen der kurzen Texte, die von den Mitgliedern des Arbeitskreises „Jüdische Gemeinde Wittlich“ vorgetragen wurden.

Nach der Mahnwache legten Bürgermeister Joachim Rodenkirch und der Erste Beigeordnete Albert Klein Kränze der Stadt Wittlich und der Jüdischen Kultusgemeinde Trier vor dem Denkmal mit den Namen der im Holocaust umgekommenen Wittlicher Juden an der Synagoge nieder. Beeindruckend waren die klugen, kurzen und prägnanten Worte des Bürgermeisters, die die Kranzniederlegung begleiteten.

Die Pianistin Tatjana Blome und der Saxophonist Frank Lunte überzeugten danach ein  interessiertes Publikum mit ihrem Konzert „Ausgegrenzt und verfemt – Jüdische Komponisten im Nationalsozialismus“. Die Kompositionen von Wolfgang Jacobi, Paul Dessau, Günter Raphael, Ursula Mamlok und Erwin Schulhoff entstanden teils in den frühen 30er Jahren, der Blütezeit des Saxophons in Deutschland, aber auch in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts und im neuen Jahrtausend (Ursula Mamlok).

Hilfreich und unterhaltend waren die Erläuterungen Frank Luntes, der das Konzert einfühlsam und informativ moderierte. Neben den Biographien der Komponisten im Kontext ihrer Zeit ging Lunte auch auf die Geschichte des Saxophons und seiner Musik in Deutschland ein.
 

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