Gesellschaft ohne Migranten nicht mehr denkbar

Großes Glück für Wittlich, der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund steigt kontinuierlich. Seddik Bibouche hielt zu diesem Thema am Mittwoch 28.09.2011 um 19 Uhr in der Stadtbücherei Wittlich im Rahmen der Interkulturellen Woche 2011 einen Vortrag unter dem Titel „Migranten, Deutschlands größtes Kapital“. Der promovierte Pädagoge mit Lehrauftrag an der Uni Tübingen verwies in seinem Vortrag auf die Geschichte der Menschheit als eine Geschichte der Migration, denn Migration war schon immer ein Teil jedes Landes und ohne Migranten könnte die Gesellschaft mittlerweile sogar auseinander brechen. Wie diese Menschen also richtig inte-grieren? Fakt ist, dass eine völlige Integration nicht möglich ist. Das trifft noch nicht mal auf die Deutschen ohne Migrationshintergrund zu. Eine vollkommene Anpassung, die manche verlangen, ist realitätsfern. Schließlich will jeder ein Individuum sein und nicht wie alle anderen.

Ein Punker und ein Oberbayer, beide ohne Migrationshintergrund, unterscheiden sich ja auch. Aber es geht sogar noch einfacher: Wollen Sie etwa wie Ihre Mutter sein, Ihr Bruder, Ihre Schwester, Oma, Vater….? Nein. Dr. Bibouche erklärte des Weiteren, dass Integration immer mehr auf lokaler Ebene stattfindet. Migranten bezeichnen sich vielleicht nicht als Deutsche, aber als Kreuzberger oder Wittlicher. Sie sehen sich außerdem Schwierigkeiten gegenüber, wie z.B. den von vorneherein schlechteren Qualifikationsmöglichkeiten. Die Sozialarbeit steht an dieser Stelle vor dem Problem, nur eingeschränkt helfen zu können. So kann Sprachförderung oft nicht früh genug stattfinden. In der anschließenden Diskussion wurde vor allem auf das Rollenverständnis eingegangen. Die Stellung der Frau wurde in Städten wie Stuttgart durch Elternseminare erfolgreich verbessert, so Herr Bibouche.

Er gab in seinem Vortrag noch Anstöße zur Integrationspolitik.

Die Politik, die leider meistens von nicht Betroffenen gestaltet wird, schlägt oft einen falschen oder hoffnungslosen Weg ein. Positive Diskriminierung, d.h. gewollte Vorteile für Benachteiligte, oder eine Wiedergewinnung der Politik für jeden, wären ein guter Schritt in die richtige Richtung. Diesen langwierigen, kleinteiligen und teuren, aber alternativlosen Weg muss die Politik gehen, denn sonst ändert sich nichts und eins ist klar: Deutschland ist auf seine Migranten angewiesen. Bei dem heutigen demographischen Wandel könnte die Gesellschaft sonst ernsthaft in Schwierigkeiten geraten.
 

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen