Ein Thema, viele Meinungen

Region. Der Hochmoselübergang spaltet nach wie vor die Region: Während Landesregierung, Kreis-chefin Beate Läsch-Weber und die meisten Vertreter der lokalen Wirtschaft ihn als wichtige Verkehrsader und Garant für neuerliches Wachstum preisen, fürchten Winzer, Umweltschützer und die Grünen um Weine, Natur und das Image der Ferienregion Mosel ganz generell.

Lesen Sie in der EAZ drei Beispiele dafür, wie Bürger und Politiker zur Thematik Stellung beziehen.

Hochmoselbrücke verhindert notwendige  Investitionen in wichtige Verkehrsprojekte

Anlässlich der Verkehrs-Plänen von Minister Hering, am Hochmoselübergang festzuhalten, die B51 auszubauen und den Flugplatz Bitburg nicht zu unterstützen, erklären Ulrike Höfken, rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete und Jutta Blatzheim-Roegler, Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Verkehr von Bündnis 90/Die Grünen:

„Minister Herings Äußerungen machen deutlich: Der Landesregierung fehlt ein klares Verkehrskonzept. Das Festhalten an der Verschwendung von Steuergeldern für den Hochmoselübergang, obwohl an vielen anderen Stellen laut Hering das Geld fehlt, ist nicht vertretbar. Der Einsatz von derzeit veranschlagten 330 Millionen Euro für das Brückenprojekt und dessen Anbindung sind für uns indiskutabel und die Folgen ebenso:  Wir wehren uns gegen die befürchtete Beeinträchtigung der anliegenden Weinberge, die Zerstörung eines wichtigen  Naherholungsgebiets und der damit einhergehenden ernsten Bedrohung für Umwelt und Tourismus in der Region. Der „Geldregen“ für dieses Prestigeprojekt verhindert sinnvolle Maßnahmen in  anderen Bereichen wie bei der Verkehrssicherheit und bei dem notwendigen regionalen Ausbau bei der Bahn zwischen Trier und Luxemburg, obwohl Luxemburg zur Finanzierung bereit wäre, um die Situation für die Pendlerströme zu verbessern. 
Bei den Plänen zur B51 begrüßen wir zunächst die Absicht, endlich etwas gegen die fast täglichen Verkehrsunfälle zu unternehmen. Parallel zu den geplanten Maßnahmen muss jedoch geprüft werden, inwieweit ein Tempolimit, verstärkte  Kontrollen, Ortsdurchfahrtenverbote für LKW sowie eine LKW-Bemautung, zu realisieren sind. Erhebliche Mittel müssen auch für die Sicherheit auf anderen Bundesstraßen ausgegeben werden, wie z.B. für die B257, auf der es regelmäßig zu schweren Verkehrsunfällen kommt.

Zum Flugplatz Bitburg erklärt Minister Hering zum ersten Mal öffentlich und damit viel zu spät, dass die Landesregierung den Flugplatz Bitburg nicht unterstützt. Inzwischen wurde der Vertrag zwischen dem Investor und dem Eifelkreis und der Stadt Bitburg mit den Stimmen der SPD beschlossen. Als die Verträge in der Diskussion standen, hat der Minister geschwiegen. Erst jetzt unterstützt der Minister unsere langjährigen Forderungen – das Zögern geht nun auf Kosten von Anwohnern Umwelt und den realistischeren Projekten zum Ausbau der Erneuerbaren Energien auf dem zur Verfügung stehenden Areal.“

Ja zum Hochmoselübergang  und zum 4-spurigen Lückenschluss

Der Verein „Bürger für den Zivilflughafen Hahn e.V.“
startet Unterschriftenaktion

Sohrschied/Bernkastel. Um dem zügigen Weiterbau der A 60 bei Wittlich über die Mosel nach Rheinböllen mehr Nachdruck zu verleihen und es nach Kräften zu unterstützen, will der Verein  „Bürger für den Zivilflughafen Hahn“ mit einer Unterschriftenaktion „Ja zum Hochmoselübergang“ für dieses Straßenbauprojekt von europäischer Bedeutung werben. Wie der Vorsitzende Werner Kuhn sagte, handele es sich bei diesem Straßenbauprojekt mit dem Hochmoselübergang um eines der bedeutendsten Verkehrsprojekte in Rheinland-Pfalz; es sei Teil einer großräumigen europäischen West-Ost-Achse, die den niederländischen und belgischen Raum mit dem Rhein-Main-Gebiet und Südwestdeutschland verbinde. Die bessere Erreichbarkeit auch des Zivilflughafens Hahn bringe in der Folge auch die Ansiedlung und Sicherung von Arbeitsplätzen in der Region mit sich. Dies alles seien Beiträge, um vor allem auch junge Menschen und ihre Familien in den ländlichen Räumen zu halten.

Auf das seit dem 31. Juli 2008 bestehende uneingeschränkte Baurecht wies der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Alexander Licht MdL, hin. Die Unterstützer und Initiatoren des Bauprojekts fordern die politisch Verantwortlichen sowie Verwaltungen und Behörden dringend auf, alles zu unternehmen, um eine vierspurige Umsetzung ohne Lücken von Wittlich bis zum Anschluss bei Büchenbeuren schnellstmöglich zu gewährleisten. Alexander Licht MdL unterstrich, dass nach Abwägung und unter Berücksichtigung der vorgesehen Ausgleichmaßnahmen der Großraum Eifel-Mosel-Hunsrück durch die Fertigstellung des Bauprojekts eine insgesamt positivere Entwicklung und eine enorme Aufwertung durch wirtschaftliche Vorteile und neue touristische Impulse erfahren werde. Die bessere Anbindung des Flughafens Frankfurt-Hahn sei dabei auch ein wesentlicher Aspekt. Auch dort würden nach Auskunft der Geschäftsführung des Flughafens neue Arbeitsplätze geschaffen und der Flughafen auf Dauer gestärkt und gesichert. Weitere Informationen seien unter www.buergerfuerhahn.de zu erhalten. Unterschriftlisten könnten unter info@buergerfuerhahn.de angefordert werden.

Landesregierung gibt fehlendes Gutachten
zum Wasserhaushalt der Weinberge zu

Die Bürgerbewegung Pro Mosel und der BUND Rheinland-Pfalz haben immer wieder vor den möglichen Auswirkungen des Hochmoselübergangs auf die weltbesten Riesling-Weinlagen gewarnt. Der Trassenverlauf zwischen Zeltingen und Bernkastel ist mit tiefen Einschnitten in den Bergrücken verbunden und greift auf diese Weise in den Wasserhaushalt des Terroirs ein.

Hierzu gibt es kein Gutachten. Lange Zeit wurde dies bestritten und auf vorhandene Untersuchungen verwiesen, die jedoch – trotz mehrerer Anfragen – nie vorgelegt wurden. Jetzt gesteht die rheinland-pfälzische Landesregierung indirekt das Versäumnis ein: Auf ihrer Internetseite verweist sie auf neuere „ergänzende Untersuchungen“ zu diesem Problem durch das Amt für Geologie und Bergbau. (Quelle: http://www.hochmoseluebergang.rlp.de/faq.html#12)

Obwohl das Gutachten noch nicht vorliegt, kritisieren Experten schon jetzt, dass eine solche Untersuchung nicht innerhalb weniger Wochen zu realisieren sei und daher allenfalls auf Plausibilitätsaussagen basieren könne. Wissenschaftliche, aus Messungen abgeleitete Aussagen können in so kurzer Zeit nicht getroffen werden. Dafür wäre eine permanente Massenbestimmung der Wassermenge vom Oberboden bis mindestens 120 cm tief in den Untergrund — das ist der Durchwurzelungsbereich — notwendig gewesen.

Man kann davon ausgehen, dass etwa 50 % des Niederschlagswassers diesen Bereich passieren. Bei natürlichen Bedingungen des darüberliegenden Bodens kann dieses Wasser lateral abfließen. Um dies zu beurteilen, genügt eine „Betrachtung der geologischen und bodenkundlichen Gegebenheiten sowie einer ausführlichen Geländebegehung“ nicht.

Bürgerinitiative und Umweltverband halten einen umgehenden Stopp der Bauarbeiten für unumgänglich, auch um die betroffenen Weinlagen nicht zu gefährden. „Die Baumaßnahmen jetzt unverändert voranzutreiben, liefe auf einen Skandal hinaus.“, sagt der Vorsitzende der Bürgerinitiative, Georg Laska. „Wir erwarten von der Landesregierung jetzt ein deutliches Signal für einen verantwortungsvollen Umgang mit Deutschlands berühmtesten Weinlagen.“

 

 

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