Agrarpflanzen lässt der Winter kalt

Region. Wenn in der zweiten Hälfte der ersten Kalenderwoche des neuen Jahres die vorhergesagte Wetterumstellung eintritt und die Temperaturen deutlich in den Plusbereich steigen, geht eine für Rheinland-Pfalz ungewöhnlich lange und kalte Frostperiode zu Ende. Seit Jahren waren die landwirtschaftlichen Kulturen im Land nicht mehr über einen derart langen Zeitraum mit Eis und Schnee konfrontiert. Dennoch besteht laut Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz keine Sorge, dass die Pflanzen auf den Feldern Schaden nehmen.

Wie alle heimischen Pflanzen, so verfügen auch die im Herbst des Vorjahres ausgesäten und bis Frostbeginn bereits ausgetriebenen Getreide und Ölsaaten über eine innere Uhr, die ihnen rechtzeitig Winterruhe verordnete. Raps, Wintergerste und Winterweizen stellen daraufhin jedes Wachstum ein, verändern schrittweise ihren Stoffwechsel und verschaffen sich dadurch eine Frostresistenz bis zu minus 20 °C. Sehr hilfreich ist dabei die weitgehend geschlossene Schneedecke auf den Feldern im ganzen Land. „Sie wirkt wie eine schützende Decke und verhindert, dass Jungpflanzen extremen Frostgraden ausgesetzt werden“, sagt Frieder Zimmermann von der rheinland-pfälzischen Landwirtschaftskammer.

Die Kammer gehe deshalb davon aus, dass bei Wiedereinsetzen der Vegetation keine weitreichenden Frostschäden erkennbar werden dürften. Erst dann werde sich auch zeigen, ob es zu lokalen Frostschäden in den Weinbergen der sechs rheinland-pfälzischen Anbaugebiete gekommen ist. In ungünstigen Lagen könnten die Minustemperaturen sich zeitweise dem für Reben problematischen Bereich von minus 18°C angenähert haben.

Für die Ackerböden ist klirrender Frost ansonsten nützlich, weil das in der Bodenkrume enthaltene Wasser  sich beim Gefrieren um 9 Prozent ausdehnt und den Boden damit auflockert. Durch diese sogenannte Frostgare werden die Böden durchlässig für Sauerstoff, Wasser und Nährstoffe. Was der Ackerbauer allerdings nicht gebrauchen kann, sind späte Fröste, die die empfindlichen jungen Pflanzen voll erwischen und noch in der Keimphase zerstören.
Rinder mögen den Frost

Milchkühe mögen den Frost sogar ganz gerne, erzählt Manfred Zelder, der Vorsitzende des Kreisverbandes der Bauern und Winzer und selbst erfahrener Milchviehhalter. Sie reagieren zwar mit einer verminderten Milchproduktion auf  Sommertemperaturen von über 25 Grad plus. Bis minus 10 Grad im Winter fühlen sie sich dagegen richtig wohl. „Rinder waren ursprünglich Steppentiere, die kommen klar mit langen Wintern.“ Eine Belastung stellen harte Fröste eher für die menschlichen Halter der Tiere dar. „Man ist dermaßen fertig abends, wenn man heimkommt….“, gibt Zelder zu. Alles dauert länger, alles ist mühevoller, alles muss sich „erkämpft“ werden. Damit die Rinder sich wohl fühlen, muss halt das gesamte Umfeld stimmen: Das beginnt bei der laufend zu erneuernden trockenen Einstreu und endet bei beheizten Trinkbecken für das unabdingbar frische Wasser, das rund um die Uhr zur Verfügung stehen muss.

Und unsere Schweine? Die stehen in der Regel sowieso in wärmegedämmten und beheizten Ställen und brauchen sich um kalte Füße keine Sorgen zu machen!

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