„Bach statt Betablocker“

Susanne Schimmels feiert seltenes 70-jähriges Jubiläum im Kirchenchor Roth

Pfarrer Gerhard Schwan ehrt Mitglieder des Kirchenchores „Cäcila“ Roth zum 10- und 70-jährigen Jubiläum. vlnr.: Vorsitzende Claudia Kleis-Lenzen, Anna Beyer, Pfarrer Gerhard Schwan, Susanne Schimmels und Chorleiter Simon Hell. (Foto: Hermann Dahm)
Pfarrer Gerhard Schwan ehrt Mitglieder des Kirchenchores „Cäcila“ Roth zum 10- und 70-jährigen Jubiläum. vlnr.: Vorsitzende Claudia Kleis-Lenzen, Anna Beyer, Pfarrer Gerhard Schwan, Susanne Schimmels und Chorleiter Simon Hell. (Foto: Hermann Dahm)

Gerolstein. Jedes Jahr feiert der Kirchenchor „Cäcilia“ Roth am Fest der Namenspatronin im November. Eingeladen wird zum gemütlichen Abend mit Ehrung der langjährigen Mitglieder und obligatorisch wird tags drauf der Festgottesdienst musikalisch gestaltet. Dieses Mal gab es ein außergewöhnliches Jubiläum: Susanne Schimmels aus Gerolstein wurde für 70 Jahre aktive Teilnahme beim Rother Kirchenchor geehrt. „Schon statistisch gesehen übersteigt diese Mitgliedschaft die üblicher Lebenserwartung von Frauen in Deutschland um einige Jahre,“ bemerkt Pfarrer Gerhard Schwan bei der Ehrung und macht deutlich das eine 70-jährige aktive Teilnahme bei einer Chorgemeinschaft zu einer wirklichen Besonderheit zählt. “Sie haben etwa ein halbes Dutzend Päpste, Bischöfe und Gemeindepfarrer erlebt und erfreuen sich wahrscheinlich unter dem Motto Bach statt Betablocker nach wie vor bester Gesundheit.“sagt Pfarrer Schwan und überreicht eine Urkunde von Bischof Ackermann.Im jungen Alter von 17 Jahren und während des 2. Weltkrieges begann im Jahre 1943 die Geschichte von Susanne Schimmels und damit auch die Geschichte des Kirchenchores Roth, der bis zu diesem Zeitpunkt noch als reiner Männerchor agierte. Kriegsbedingt fehlte es zunehmend an Männerstimmen und so wurde in der schweren Zeit kurzerhand ein gemischtgeschlechtlicher Chor gegründet, der heutige Kirchenchor „Cäcilia“.  „Damals waren im Rother Gemeindehaus Flüchtlinge untergebracht und so haben wir in meinem Elternhaus, einen wenn auch kleinen Probenraum, für 20 Sängerinnen und Sänger zur Verfügung gestellt,“ erzählt Susanne Schimmels und erinnert sich auch an kleine Details von damals, wie zum Beispiel an den erst zweiten Auftritt des Chores, bei dem mitten im Weihnachts-Gottesdienst der Strom in der Kirche ausfiel und die Notenmappen plötzlich ihren Zweck verloren. Claudia Kleis-Lenzen überbringt als Vorsitzende des Kirchenchores die besten Wünsche und weiß das „Tant Sanni“, so wie Susanne Schimmels liebevoll mittlerweile von allen 30 aktiven Chormitgliedern genannt wird, nicht nur als Gründungsmitglied von den vielen schönen alten Geschichten erzählen kann, sondern auch gegenwärtig viel, viel Spaß  am Kirchengesang hat.

Heute zeichnet sich der Rother Kirchenchor unter Leitung von Simon Hell vor allem durch sein vielseitiges Repertoire aus, verbindet klassische Gesänge mit zunehmend zeitgemäßen modernen Kirchenliedern. Kein Wunder also das auch junge Leute im Chor  mitmachen und sogar schon mittlerweile ihre ersten Ehrungen erfahren. So wurde am gleichen Abend die erst 19-jährige Anna Beyer aus Müllenborn zum 10-jährigen Jubiläum geehrt.

Susanne Schimmels jedenfalls kann auch nach 70 Jahren in der Chorgemeinschaft noch gut mithalten. „Ich fühle mich auch von den jungen Mitgliedern sehr akzeptiert und überdies lassen sich auch für mich die modernen Stücke einfacher singen als zum Beispiel Lateinische. Nur die Lieder in Englisch…, das ist nicht so ganz mein Ding.“   sagt „Tant Sanni“ mit einem Lächeln im Gesicht. „Und wenn der Herrgott es will, darf ich auch noch weitere Jubiläen feiern.”

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