Zum Thema Postimmobilie und Stadtbürgermeister in Gerolstein erhielten wir folgende Lesermeinung: Wahrheit oder böser Traum?

Ich traue meinen Augen kaum, als ich in der Eifelzeitung las „Unverhofft kommt oft“ und zwei Wochen danach die Gegendarstellung des Gerolsteiner Stadtbürgermeisters sowie die Ausführungen von Klaus Dahm : Was ist los in Gerolstein? Kann es wahr sein, dass unser Stadtoberhaupt mal eben so aufgrund Insiderwissen eine Provision einstreichen wollte, die sogar das Jahres-Netto eines Normalbürgers übersteigt?

Er kannte die Beschlüsse seines Stadtrates nicht, weil er an der Sitzung nicht teilgenommen habe, sagt Bernd May. Das wäre ja eigentlich nicht verwunderlich, wenn man sich so das eine oder andere Projekt in Gerolstein ansieht (über die Hauptstraßen-Terassen sollte bereits im März mit den betroffenen Anliegern gesprochen werden – ist das etwa so passiert?).

Glaubwürdig ist das in keinem Fall: Das Bahnhof–Post–Sprudel–Gelände ist doch ein Herzensanliegen des Stadtbürgermeisters. Wie soll ich da für wahr halten, dass er die Protokolle der Rats- und Ausschuss-Sitzungen nicht gelesen haben will?
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Nein, für mich ist schwer vorstellbar, dass die mit Datum und Uhrzeit dargelegten Abläufe des Herrn Dahm frei aus der Luft gegriffen sind. Entsprechen sie wirklich den Tatsachen, dann steht eines mit Sicherheit fest: Gerolsteins Bürgerinnen und Bürger sollten mal wieder so richtig für dumm verkauft werden.

Und was hört man von unseren Stadtratsmitgliedern? Nix! Wie so oft, kein Kommentar! Sitzt der Schock so tief, dass sie die Sprache verloren haben oder plagt das schlechte Gewissen, dass sie es zugelassen haben, dass ein hauptberuflicher Immobilienmakler, Objekt-, Gebäude- und Hausverwalter sich mit seinem ersten Beigeordneten die Bälle zuspielt, wie‘s gerade zweckdienlich ist?

Wenigstens die Verwaltungsspitze wurde ja aktiv (auch wenn der Stadtbürgermeister sich selbst als Akteur ansieht) und hat die Kommunalaufsicht eingeschaltet. Vermeiden hätte man das Ganze schon viel früher können: Von Amts wegen hätte niemand darauf vertrauen dürfen, dass der Stadtbürgermeister („immer dann, wenn ich in meinem Hauptberuf tangiert bin, werde ich das in andere Hände geben“, auf die Frage im Wahlkampf, wie sich Beruf und Ehrenamt vereinbaren ließe) Wort hält und das richtige Augenmaß hierfür an den Tag legt. Eine derartige Ämterteilung gehört in der Hauptsatzung der Stadt Gerolstein festgeschrieben! Das hätte nicht nur eine Verwaltung erkennen und wissen müssen, sondern auch unser Stadtoberhaupt, das doch mit seiner Verwaltungslehre und –erfahrung in Wahlzeiten so sehr geglänzt hat.

Ich wünschte, das ganze wäre wirklich ein böser Traum. Ich kann‘s aber nicht so recht glauben: Zur Sicherheit habe ich mich mit einer Gabel in den Oberschenkel gepiekst – und siehe da, der Schmerz war zu spüren! Nein, ich war wach und die Worte standen tatsächlich so in der Zeitung. Was mich interessieren würde – außer der Wahrheit in dieser Angelegenheit – ist, was denken die Gerolsteiner darüber? Oder haben die Bürger keine eigene Meinung, wenn mit öffentlichen Geldern tatsächlich Insidergeschäfte finanziert werden sollten?

Salih Sarp, Gerolstein

Anm.d.Red.:
Herr Sarp ist Mitglied
der Bürgerunion Vulkaneifel 
 

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