Flußbach in babylonischer Gefangenschaft?

Was so euphorisch mit einer Bürgerversammlung am 20.04.18 im Bürgerhaus in Flußbach begann, ist bei einem xmal verschobenen Termin beim Innenministerium in Mainz am 28.11.18 zerplatzt: Die Vertreter der Gemeinde Flußbach sind mit dem  Begehren einer Fusion der Gemeinde Flußbach mit der Stadt Wittlich eiskalt abgewiesen worden .Es war voraus zu sehen, denn die SPD-Seilschaft zwischen Traben-Trarbach und  Mainz war mit Händen zu greifen. Man zog sich eiskalt auf juristische Positionen zurück ohne erst auf Argumente einzugehen: Angeblich werde das Allgemeinwohl beschädigt, verließe Flußbach die VG Traben-Trarbach. Ein bitterer Geschmack von Arroganz und Prinzipienreiterei bleibt zurück und nun ist die Stimmung vergiftet. Darf man sich über Gedanken an zivilen Ungehorsam wundern? – Wer hofft, die Flußbacher würden resignieren, der irrt sich. Sie glauben an ihre guten Argumente und werden weiter dafür streiten. – Aus der Geschichte wissen wir, dass man den Kampf um Freiheit nicht aufgeben sollte: So dauerte die babylonische Gefangenschaft der Juden 43, die der Ostdeutschen in der DDR 40 Jahre, bis die Herrscher ihre Gefangenen am Ende doch  ziehen lassen mussten. Es wäre nicht seriös, die Verbandsgemeinde Traben-Trarbach mit Babylon und deren Verbandsbürgermeister mit Nebukadnezar zu vergleichen, und doch gibt es  Parallelen: Menschen werden gegen ihren Willen fest gehalten, und dahinter steckt ein Verbandsbürgermeister!

Die Argumente für eine Fusion mit Wittlich könnten nicht überzeugender sein, doch das interessiert die „Platzherren“ nicht. Man darf bezweifeln, ob sie mit dem pauschalen und schwammigen Begriff „Allgemeinwohl“ juristisch am längeren Hebel sitzen, denn sie haben ihr Argument im Einzelnen nicht belegen können. Im Übrigen ist auch die Behauptung, die für einen Ausstieg Flußbachs  relevante Faktenlage habe sich seit der Bildung der VG Traben-Trarbach nicht geändert, schlichtweg falsch: Damals gab es  noch kein  Übernahmeangebot der Stadt Wittlich; das wird einfach unterschlagen. Wer kann ernsthaft behaupten, das Herauslösen eines kleinen 400 -Seelendorfes aus einer VG werde das Allgemeinwohl beschädigen, zumal im Gegenzug erdrückende Probleme der Gemeinde Flußbach mit einem Schlag gelöst wären? Zur Erinnerung: Die finanzielle Lage der Gemeinde ist desaströs und es ist damit zu rechnen, dass niemand mehr Bürgermeister oder Beigeordneter  werden will. Was wird sein, wenn im März 2019 Bürgermeisterwahl in Flußbach ist und keiner geht hin?

Wer bei der Bürgerversammlung am 20.04.18 dabei war, wird die kraftvolle, ja euphorische Aufbruchstimmung nicht vergessen, die maßgeblich der überaus sympathischen und souveränen Persönlichkeit des anwesenden Wittlicher Bürgermeisters Joachim Rodenkirch zuzuschreiben ist. Die historisch gewachsenen engen Beziehungen zwischen Flußbach und Wittlich wurden in einer Welle gegenseitiger Sympathie bekräftigt, so dass mancher im Raum wohl neidisch werden konnte. Es hätte enden können wie im Märchen, Joachim Rodenkirch und seine Stadtväter halten die Tür für Flußbach weit auf aber: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem (großen Zampano?) nicht gefällt!“- Unterm Strich bleibt das böse Gefühl einer Basta-Entscheidung und – was noch schlimmer ist – von kleinkarierter, repressiver Philosophie. – Hoffnung macht ein dieser Tage bekannt gewordenes, offizielles Gutachten, das empfiehlt, Mini-Gemeinden mit anderen Gemeinden zusammen zu legen. Dem widersprachen prompt wütende, populistische Proteste aus der Szene der Ewig-Gestrigen. – Mal sehen, vielleicht setzt sich doch noch der gesunde Menschenverstand durch. Übrigens: Wäre es nicht ratsam, einen renommierten Fachanwalt mit dem Flußbacher Anliegen zu beauftragen und dafür Spenden zu sammeln? 

Manfred Schmitz, Flußbach

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen