Dilettantismus und Ignoranz der Gerolsteiner Stadtpolitik

Wieder einmal haben sich in Gerolstein Bürgermeister, Verwaltung und Parteien das Recht und die Kompetenz angemaßt, ohne Information und Herstellung von Öffentlichkeit und Transparenz und ohne Hinzuziehung interessierter und fachkompetenter BürgerInnen über wichtige gestalterische Fragen der Raumgestaltung des Rondellvorplatzes zu entscheiden. Der Bauausschuss entschied sich für den Entwurf des Künstlers Bitzigeio(s.Bild). In Anbetracht des im Folgenden aufgeführten Handlungsverlaufes erscheint es eher dreist, dabei von einer angemessenen Bürgerbeteiligung zu sprechen.

1. Noch im Frühjahr 2009 hatte der Bauausschuss des Stadtrates Gerolstein einstimmig beschlossen, den Brunnen auf dem Rondellvorplatz in der bestehenden Gestaltung am Standort zu belassen und ihn nur zu sanieren.

Begründung:

• Standort und Form bleiben, weil der Brunnen mit der Rondelleingangsfassade gestalterisch ein Ensemble bildet (Platzgeometrie, Sandsteinmaterial, Kunst am Bau)

• Die Geometrie der Elemente sollte durch die neue Pflasterung noch betont werden.

• Der Brunnen wird von Einheimischen und Touristen positiv wahrgenommen und genutzt.

• In der aufgehobenen Fußgängerzone wirkt der Brunnen am gegebenen Standort als verkehrsberuhigendes Moment, weil er von den Fahrzeugen umfahren werden muss.

2. Im Frühjahr 2011 wurde der Brunnen abgerissen ohne jede öffentliche Information oder Diskussion. Als Begründung wurde lapidar mitgeteilt, wegen der maroden Substanz könne der Brunnen nicht saniert und verlegt werden, was aber wegen der veränderten Straßenführung der Oberen Marktstraße zwingend nötig sei. Ein Wiederaufbau des alten Brunnens wurde erst gar nicht ernsthaft als Alternative aufgeführt. Ein Wettbewerb (4 Künstler, Kostenrahmen 30.000€) sei ausgeschrieben, im Sommer werde entschieden.

3.Von einer Information der Bürger-Innen war weiterhin keine Rede, von einem Einbeziehen ganz zu schweigen.

• In der öffentlichen Bekanntmachung (Rats- und BürgerInformationssystem) und im TV wurde nur mitgeteilt, dass am Dienstag, dem 26.07.2011 um 17:00 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses Gerolstein eine Sitzung des Bauausschusses des Stadtrates stattfindet mit dem TOP 2 „Umbau und Sanierung Hauptstraße II. Bauabschnitt;  Gestaltung der Brunnenanlage am Rondellvorplatz; Vorstellung der Entwürfe und Auftragsvergabe“ – Die Entwürfe wurden nicht veröffentlicht.

• Laut „exklusiver Berichterstattung des TV vom 27.07.2011 fand aber keine Auftragsvergabe statt. Diese wurde um eine Woche verschoben auf die öffentliche Sitzung des Bauausschusses am 02.08.2011.
Die Alternative des Wiederaufbaus des alten Brunnens war weiterhin ausgeschlossen.
Der TV stellte in gleicher Ausgabe seinen Lesern die Entwürfe vor und fordert sie auf:
 „-welches ist Ihr Lieblingsmodell für den Brunnen am Rondellplatz in Gerolstein? Dann wählen Sie eins aus und machen Sie mit bei unserer Umfrage.” (Frist: 3Tage)

•  Der Stadtvorstand veröffentlichte die Entwürfe erst im Blättchen (28./29. 07.2011), also am Wochenende vor Kirmes und rief zur Meinungsbildung und Abstimmung mit einer Viertagesfrist auf. Die Ergebnisse sollen dann Basis der Entscheidung am 02.08.2011 durch den Bauausschuss sein. Eine gestalterisch zufriedenstellende und von der Bürgerschaft akzeptierte Lösung war so unmöglich gemacht worden.

Eine weitere Peinlichkeit: Laut TV vom 29.07.2010 ist der Künstler Ulrich Henn bestürzt über die Tatsache, dass der Brunnen in Gerolstein am Rondell für immer abgebaut und damit auch seine Statue Mutter und Kind entfernt worden sei. Dies habe der Schöpfer der Mutter und Kind Figuren am alten Brunnen in Gerolstein erst aus der Zeitung erfahren. Dieser für Gerolstein peinliche Vorgang macht die Ignoranz und das Banausentum des Gerolsteiner Stadtbürgermeisters, der Stadtverwaltung und der beteiligten Parteien wieder einmal offensichtlich. Dazu passt auch, dass der für solche Fragen zuständige Ausschuss Jugend/Kultur/Sport zu keiner Zeit mit dieser Angelegenheit oder mit der Neugestaltung der Hauptstraße befasst war. Auch das für ebenfalls für 30.000 Euro von einem Aachener Büro 2006 erstellte Gutachten zur Straßenraumgestaltung der Hauptstraße spielte keinerlei Rolle.

Hans Stief, Gerolstein

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