Besinnliches – Gerade jetzt…

Ist dir schon mal aufgefallen, dass ab Dezember solche oder ähnliche Aussagen immer häufiger zu hören sind? „Gerade jetzt“ verreckt mir das Auto…“Gerade jetzt“ geht die Waschmaschine kaputt…“Gerade jetzt“ verliere ich meine Arbeit oder „Gerade jetzt“ musste jemand sterben und diese schöne Welt für immer verlassen. Dabei ist es doch immer irgendwie „gerade jetzt…“
Warum fällt es einem immer besonders schwer sich von Dingen zu verabschieden oder zu trennen, wenn das Jahr sich dem Ende zuneigt? Verluste, ob menschliche oder materielle sind doch immer schlimm und zu jeder Zeit im Jahr passen die uns doch eigentlich gar nicht in den Kram.

Sind es nur noch ein paar Wochen, bis sich das Ende eines Jahres zeigt oder gar nur noch Tage oder Stunden, scheint es so, als ob sich alles noch schneller bewegt. Dabei rast die Zeit doch sowieso – so richtig langsam vergingen die Stunden doch höchstens als wir Kinder waren.

Wie lange mussten wir auf´s „Christkind“ warten. Die Zeit von mittags 15 Uhr bis abends 18 Uhr war die längste Zeit im Leben.
Wann passiert es einem heute noch, dieses Gefühl zu haben „die Zeit steht still“?
Wenn etwas Schlimmes passiert, man ohnmächtig und hilflos ist…? Wenn einem alles unter den Füßen weggerissen wird und man keine Perspektive mehr sieht…? Oder wenn man sich, verliebt, nach dem Partner sehnt?

Wenn du ehrlich zu dir selber bist, dann wirst du feststellen, dass du dafür sorgst, dass gerade die letzten Wochen im Jahr besonders schnell vergehen und voller Hektik und Stress sind. Du hetzt durch die Stadt um Geschenke für deine Lieben zu kaufen, lange liegen gebliebene Anträge und Formulare werden jetzt endlich ausgefüllt und auf den Weg gebracht, das Auto in die Werkstatt gebracht, eine neue Couch muss noch her… Als ob es nach dem 31.12. keinen 1.1. gäbe, packen wir uns gerade diese Zeit, in der man ein Jahr an sich vorüberziehen lassen könnte um noch einmal Bilanz zu ziehen, voll.

Dabei ist es doch egal, ob die Dauerwelle frisch oder vier Wochen alt ist? Oder ist es dir egal, wie du Ende Januar ausschaust? Denn dann ist deine Dauerwelle ja auch nicht mehr frisch.  Warum gehst du in den letzten Tagen des Jahres zum Arzt, wenn du schon im Herbst Schmerzen hattest? Warum trägst du jetzt Blumen auf´s Grab deiner Mutter, wenn sie dir doch ständig und das ganze Jahr über fehlt?
Siehst du, du bist selbst verantwortlich für die Hetze und Schnelllebigkeit am Ende des Jahres.

Würdest du diese letzten Wochen nutzen um zur Ruhe zu kommen, einen Gang runterschalten, wäre das nicht viel besser? Mit neuem Schwung ins neue Jahr starten, frisch, munter, wohl gelaunt mit neuer Energie. Nicht, weil die Energie in dir zu Beginn des Jahres am höchsten ist, nein, vielleicht einfach, weil du dich ein paar Tage ausgeruht hast.

Gerade jetzt…ja, gerade jetzt solltest du überlegen, was du im vergangenen Jahr geleistet hast, was dir Schönes begegnet ist und welche Traurigkeit du verkraftet hast. Gerade jetzt…ist der beste Moment dazu!
 
Bettina Stoll aus Filz

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