Anmerkungen zur Eisenbahntouristik

Für Ihre Ausgabe 35. KW 2010 habe ich etwas mehr Lesezeit als gewöhnlich gebraucht, bin ich doch aus dem Staunen nicht herausgekommen, was Sie so alles über Gerolstein und seine Eisenbahn zu berichten wissen, insbesondere „Petry-Firmen und –Vereine“. Ich bin gewiss nicht immer Ihrer Meinung. Doch diesmal haben Sie mich an einer sensiblen Stelle getroffen und mich zu einem besonders aufmerksamen Leser gemacht. Sie schreiben: „Es ist aller Ehren wert, wenn ein Unternehmer mit eigenen finanziellen Mitteln eine Investition tätigt, mit der er im Anschluss auch Geld verdienen will.“ Das haben Sie schön gesagt, so würde es auch mein Finanzamt formulieren. Ich bin solch ein Unternehmer, wie Sie ihn definieren, denn ich habe private Investitionen in Millionenhöhe in ein Kultur- und Tourismus-Projekt (Freilichtmuseum Burg Lissingen) im Stadtgebiet von Gerolstein getätigt.

Was viele anscheinend überrascht, ist meine Absicht, mit dem Erreichten auch Geld verdienen zu wollen. Dagegen bezeichnen Sie solches als „aller Ehren wert“. Das bringt uns wieder zusammen, weshalb ich Ihnen auch nachstehend etwas erzählen oder anvertrauen möchte. Ich habe leider oft die Erfahrung gemacht, dass Fremde glaubten, mir etwas sagen oder von mir etwas verlangen zu können, weil sie der Überzeugung waren, alles Geld, das ich insbesondere in die Restaurierung von Baudenkmälern gesteckt habe, sei mir geschenkt worden. Selbst Verwaltungen, Behörden, Dienststellen etc. treten so bei mir an und versuchen, mich zu maßregeln. Dagegen warte ich noch bis heute auf eine wirksame Unterstützung in finanzieller oder ideeller Art.

Es beeindruckt mich deshalb sehr, wenn ich jüngst in der Presse lesen konnte, dass das Land Rheinland-Pfalz dem Eigentümer der Burg Eltz einen Bewilligungsbescheid von 3,6 Millionen EUR für eine als notwendig erachtete Dach- oder Gebäudesanierung hat zukommen lassen oder Herrn Petry 2,4 Millionen EUR Landesmittel für mehr Mobilität. Selbst die darüber hinaus geleistete „Zwangsunterstützung“ des Landkreises Vulkaneifel sowie der Stadt Gerolstein von jeweils 180.000,- EUR beeindrucken mich noch zutiefst, wenn ich daran denke, was ich alles für Stadt und Landkreis getan habe und worauf ich bis heute vergebens warte. Die Burg Lissingen ist der Burg Eltz – soweit ein solcher Vergleich überhaupt möglich ist – auf ihre Art ebenbürtig. Ich habe sie allerdings nicht geschenkt bekommen, sondern musste sie Stück für Stück erwerben. Ich stehe auch nicht in einer Erbfolge von über 30 Generationen, welche die Übergabe einer geordneten und gepflegten Anlage garantiert, sondern musste selber für die Neuordnung eines von über 30 Generationen recht unterschiedlich genutzten Besitzes sorgen. Ich kann mich auch nicht auf einen etablierten Besucherbetrieb mit verlässlichen Einnahmen stützen, vielmehr muss ich mir auch solches erst noch selber aufbauen. Ein bisschen Unterstützung täte da schon gut.

Die Kreisverwaltung könnte mir vor allem behilflich sein bei der Besorgung einer angemessenen Finanzierung. Stattdessen saugt man mich aus. Die Stadt hat mir schon vor über 10 Jahren Parkmöglichkeiten in Aussicht gestellt, bis heute aber nichts davon wahr gemacht. Stattdessen wollte man mich jüngst zu einer Verkehrsregelung bringen, welche bei einem Besucheraufkommen ab 40 Personen einen von mir zu finanzierenden Ordnungsdienst auf den Plan rufen sollte, was das Zehnfache an Kosten gegenüber den zu erzielenden Einnahmen nach sich ziehen würde.

Mit solchen Schildbürgerstreichen werde ich nun schon seit 20 Jahren konfrontiert. Der Ortsvorsteher meinte jüngst, Besucher könnten doch ohne weiteres in der Burg selbst parken, sie sei ja groß genug. So weit ist selbst der Erzbischof von Köln gedanklich noch nicht gekommen, nämlich Besuchern vorzuschlagen, dem Verkehrsgedränge und der Parkplatznot um den Kölner Dom herum zu entgehen, indem sie einfach mit ihrem Wagen in den Dom hineinfahren.

Sie können mir glauben, dass es der schönste Tag meines Lebens wäre, wenn es möglich würde, die Burg einfach von Lissingen wegzuschaffen und an einen anderen Ort, in einem anderen Kreis, vielleicht auch in einem anderen Land zu verfrachten, wo man jedenfalls noch normal denkt. Das wäre der größte Wunsch, den ich überhaupt formulieren kann. Aber die Wirklichkeit sieht halt ganz anders aus und führt mich auch wieder auf die eingangs gemachten Bemerkungen zurück. In der letzten Woche hat sich mal wieder ein auswärtiges Gastronomenpaar für die Burg Lissingen interessiert und sich deshalb auch in Gerolstein umgesehen und umgehört, u.a. nach Austragungsstätten für Hochzeiten. In dem von ihnen gewählten Übernachtungsbetrieb hat man auf Anhieb die Burg Lissingen empfohlen. An anderer Stelle sei dagegen ein anderer Ort genannt worden.

Auf meine Nachfrage hin erfuhr ich, dass die andere Stelle die Tourist-Information war, und dass man dort den Lokschuppen empfiehlt. Als ich das hörte, fiel mir wieder ein, wie ich mich zu Anfang der Saison maßlos darüber geärgert und auch beschwert hatte, wie unzulänglich die Burg Lissingen in der Darstellung der Gerolsteiner Sehenswürdigkeiten wegkommt, und dass ich vergeblich auf den Rückruf einer Frau Petry gewartet habe. Inzwischen war allerdings die Redaktionsfrist abgelaufen und eine Änderung nicht mehr möglich. Jedenfalls scheint die Sache mit dem Lokschuppen System zu haben.

Dr. Grommes, Koblenz

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