Stefan Dohm – Lehrer und Paläontologe aus Duppach

Der 1862 in Duppach geborene Stefan Dohm wuchs in einer kinderreichen Volksschullehrerfamilie auf. Sein Vater, der gebürtige Oberkailer Johann Dohm (1822-1896), war 1846 als Lehrer an die neu errichtete Volksschule in Duppach gekommen und prägte während seiner über vierzigjährigen Lehrerzeit Generationen von Duppachern. Zu den Schulkindern, die von Lehrer Johann Dohm 221_dohm_04_15mit den Grundlagen der Bildung vertraut gemacht wurden, gehörte Josef (Bruder Wendelin) Meyer, der später als Missionar und Autor (Pseudonym: Jodokus) in den USA ein bekanntes Kind der Eifel wurde. 1850 hatte Johann Dohm die Gerolsteinerin Margaretha Feltes (1830-1900) geheiratet; aus der Ehe gingen insgesamt zehn Kinder hervor. Als Vater und Lehrer zugleich beeinflusste Johann Dohm den Bildungsgang seines vielseitig begabten Sohnes Stefan, der nach der Volksschule ins Lehrerseminar nach Wittlich wechselte. Nach erfolgreichem Abschluss trat Stephan Dohm 1884 seine erste Lehrerstelle in Salm an. 1888 heiratete der nun 26-jährige Dorfschullehrer die Meisenheimerin Elisabeth Sottong. Ob es mit dieser Familiengründung zusammenhing oder andere Motive die Hauptrolle spielten, wissen wir nicht: Jedenfalls bemühte sich Stefan Dohm um eine Versetzung nach Gerolstein. Mit Erfolg: 1890 wurde er Rektor der Gerolsteiner Volksschule und blieb dies bis fast an sein Lebensende. In diesen mehr als drei Jahrzehnten entwickelte sich die Volksschule Gerolstein zur größten im Kreis Daun. Schon der normale Unterricht an einer solchen Einrichtung erforderte, wie wir aus Biographien anderer Volksschullehrer – etwa der des Bausendorfers Kaspar Hebler – wissen, höchste Anspannung. Hinzu kamen weitere Aktivitäten: So versah Dohm z. B. an der 1813 eingeweihten Pfarrkirche St. Anna das Organistenamt und leitete den Kirchenchor „Cäcilia“ ebenso wie den Kreislehrerchor. Weitere vielfältige Tätigkeiten bei der Lehrerausbildung, in Lehrerausschüssen, Lehrerverbänden oder im Eifelverein trugen dazu bei, dass Dohm einer der wichtigsten Vulkaneifler Schulmänner seiner Zeit wurde.

Geradezu international machte sich der Gerolsteiner Hauptlehrer jedoch einen Namen als Paläontologe. In strapaziösem Selbststudium eignete sich Dohm außerordentliches Spezialwissen in dieser Wissenschaft von den Lebewesen früherer Erdzeitalter an. Seine Kenntnisse über die Verhältnisse in der Vulkaneifel vor Hunderten von Millionen Jahren waren einzigartig und wurden von akademischen Fachleuten weltweit anerkannt. Als begeisterter Erforscher von Fossilien urzeitlicher Lebewesen, vor allem der Dreilappkrebse (Trilobiten), muss Dohm sich wie in einem geologischen Garten Eden gefühlt haben. Sein gern zitierter Satz „Im weiten deutschen Vaterland gibt es keinen Ort, wo auf so eng begrenztem Raum so viele Gesteins- und Bodenarten vorkommen wie in Gerolstein“ war insofern auch ein persönliches Bekenntnis. Als kunstfertiger Fossilienpräparator ersten Ranges trug „Fossilienvater“ (so Peter Horsch) Stefan Dohm maßgeblich dazu bei, den Ruf Gerolsteins als Kerngebiet der Trilobiten-Erforschung zu untermauern. Seine von ihm und angeleiteten Mitarbeitern betriebene Präparierwerkstatt wurde ebenso Anziehungspunkt für Experten und Laien wie das von ihm in Zusammenarbeit mit Hotelier Matthias Heck eingerichtete geognostische Museum; mit seiner Präsentation von Fossilien und Mineralien war es einzigartig im Westen Deutschlands.

Naturforscher aus dem In- und Ausland kamen nach Gerolstein, um persönlich von Lehrer Dohms geologischem und paläontologischem Wissen über die Vulkaneifel zu profitieren. So besuchte beispielsweise auch der damals weltberühmte Zoologe Ernst Haeckel drei Tage lang das „Vulcan-Gebiet der wilden malerischen Eifel“ (E. Haeckel). Die von Dohm gefundenen und präparierten Trilobitenexemplare aus den Geeser Trilobitenfeldern wurden 1917 vom Paläontologen-Ehepaar Rudolf und Emma Richter im Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie als die „vollkommensten Trilobitenpräparate der ganzen Welt“ gewürdigt. Obwohl Stefan Dohm im Weltkrieg, als viele Lehrer eingezogen waren, auch noch auswärtige Lehrervertretungen übernahm, gelangen ihm selbst zu dieser Zeit von der Fachwelt gefeierte Funde wie der vollständige Panzer eines Lichas (Eifliarges) caudimirus. Mit wissenschaftlichen Fossilbenennungen wie Dohmophyllum oder Dohmiella setzten Paläontologen dem Autodidakten aus Duppach bleibende Denkmäler.
1923 wurde Gemeinderatsmitglied Lehrer Dohm aufgrund seines passiven Widerstandes gegen die französische Besatzungsmacht von dieser abgesetzt und musste die Eifel verlassen. Wegen schwerer Krankheit durfte er zwar schon Anfang 1924 zurückkehren, starb aber bereits im Februar 1924. Stefan Dohm hatte noch erleben können, dass sein Sohn Baptist (Batti) sich mit gleicher Begeisterung und Begabung wie der Vater für Paläontologie und Geologie interessierte. Dass Dr. Batti Dohm einige Jahre später mit „Stielauge der Urkrebs“ sogar einen höchst originellen Roman über diese Vorzeitlebewesen verfasste, hätte dem Vater gewiss gefallen.
Verfasser: Gregor Brand

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