Mana Binz aus Lieser

Monika Anna (genannt Mana) Binz kam am 14. Oktober 1949 in Lieser, am linken Moselufer vier Kilometer aufwärts vom Geburtsort des großen Denkers und Eifel-Moselaners Cusanus, zur Welt. Mütterlicherseits fest in einem Weingut verwurzelt, war der Großvater väterlicherseits einst aus der Eifel mit seiner Wandersäge an den Fluss gekommen und schließlich dort heimisch geworden. Nach dem Volksschulabschluss besuchte sie bis zum Abitur das Aufbaugymnasium in Wittlich. Prägend waren die Einflüsse durch zwei Aufenthalte in Frankreich, wo die Austauschschülerin in den Ferien von ihrer Gastfamilie das Geschenk erhielt, „als Vorbereitung für das weibliche Leben“ eine Schule für höhere französische Töchter zu besuchen.
Nach dem Abitur wollte Mana Binz Kunst studieren. Ihre Bewerbungsmappe für die Akademie in Düsseldorf war fertig. Der Vater, von Beruf ein solider und erfolgreicher Statiker, verbot ihr jedoch diese „brotlose Kunst“. Dennoch ging Mana Binz nach Düsseldorf, wo sie die Fluxus-Bewegung kennenlernte und von Joseph Beuys, Daniel Spoerri und Günther Uecker beeindruckt war. Das waren die freigeistigen Welten, die sie suchte und regional nicht finden konnte, obgleich die Künstler der Quadriga, einer kleinen Künstlergruppe rund um Bernkastel-Kues, ihr Kunstmaterialien, geistige Heimat und erste Orientierung gegeben hatten.

Damals wurde man erst mit 21 Jahren volljährig und so setzte sich der Vater am Ende durch, und Mana studierte eher widerwillig Jura in Bonn, wo sie im Hörsaal D ihren heutigen Ehemann traf, den sie nach erfahrungsreichen Wanderjahren zwanzig Jahre später heiratete.

Nach der Referendarzeit in Köln/Düsseldorf/Berlin zog es sie 1981 nach Süden an den Bodensee, wo sie bei der Firma Dornier im Bereich der neuen Technologien große Verträge verhandelte. Aus dieser Zeit resultiert ihre Faszination für alles Technische, vor allem für Hochtechnologie und Raumfahrt. 1986 wechselte sie auf Werben eines Headhunters zur deutschen Zentrale von HILTI nach München, um dort als Personalleiterin ihre Führungsfähigkeit noch effektiver einsetzen zu können.
Danach drängte es sie in die Selbständigkeit. 1991 gründete sie ihre eigene Consultingfirma in Düsseldorf und Brüssel und besetzte im Personal- und Organisationsberatungsgeschäft eine Nische speziell für die Besetzung juristischer Positionen und für die Organisation des Rechts in der Wirtschaft.

In all den Jahren hatte Mana Binz parallel in der Kunst gearbeitet. Die größere Freiheit der Selbständigkeit erlaubte es ihr nun, sich die Zeit selbst einzuteilen. Paradoxerweise wurde sie künstlerisch umso produktiver, je besser das Beratungsgeschäft florierte: Seit 1996 schuf sie in ihrem geräumigen Jugendstilhaus in Brüssel große „mobile Fresken“, Gemälde auf frei fallenden Stoffen in der Tradition der Tapisserien. Die größten dieser Bilder messen 350 cm x 270 cm; sie würden daher, auf Keilrahmen gespannt, durch die wenigsten Türen passen. Meist figurativ gemalt, erzählen sie Geschichten, die späteren Bilder dieser Periode sind abstrakt – gemeinsam haben sie die für Mana Binz charakteristischen lebensbejahenden Aussagen. Unter dem Titel “Mobile Fresken“ ist hierzu ein Bildband erschienen, herausgegeben vom belgischen Kunstkritiker Frans Boenders.

Im Jahre 1999, nach dem Tod beider Eltern, übernahm sie das elterliche Haus in Lieser und erweiterte es durch Zukauf und Umbau von mehreren Nachbarhäusern zu dem, was heute die Kulturwerkstatt Paulushof ist. Dort produziert sie ihre Werke. Die teilweise sakralen Kulturräume sind auch ein Appell der Künstlerin, die Ortskerne der Dörfer und Städte zu erhalten. Der von ihr gestaltete, klösterlich inspirierte Garten im oberen Teil des Hanggrundstücks hat 2005 den Preis des Südwestfunks als schönster Garten von Rheinland-Pfalz gewonnen.

Die Werke von Mana Binz sind aus unterschiedlichen Materialien wie Stahl, Kunststoff, textilen Stoffen, bemalten und verschmolzenem Glas geschaffen. Sie beherrscht aber auch klassische Materialien und Techniken wie Ölmalerei, Acryl, Kreide, Aquarell, Holz- und Siebdruck. Im Gegensatz hierzu begrenzt sich ihre soziale Plastik ARTECELLI nicht auf das materiell faßbare Werk: Das Kunstwerk ist interaktiv auf Reisen und sammelt in seinen geräumigen Stahlzellen Dinge von Menschen, die für diese mit Erinnerungen verbunden sind.

Jedes der Werke von Mana Binz bringt im Betrachter innere Welten zum Klingen. Erinnerungen werden wach gerufen und es entsteht ein Zugang zu verschütteten Begabungen und Fähigkeiten. Hieraus erwächst – ganz im Sinne von Cusanus – die individuelle Chance auf eine schönere, freiere, in Eigenverantwortlichkeit selbst gestaltete Zukunft.

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