Josef Feiten

„Wat dreht sich dat Mihleraod dack so bekemmert / un spillt fer en deierlich Lijd?“ So lauten die Anfangszeilen aus einem Gedicht Josef Feitens, das in seinem Buch „Häm-faohrt. En Duurflääwen zwesche Muusel un Äfel“ enthalten ist. Wie der Untertitel dieses ganz in moselfränkischer Mundart verfassten
Buches anzeigt, schildert Feiten in dem fünf Jahre vor seinem Tod (1957) von ihm selbst herausgegebenen und mit eigenen Zeichnungen versehenen Werk den Jahresablauf in einem Bauerndorf der Südeifel. Auch wenn sich Feiten erkennbar seinen Heimatort zum Vorbild genommen hat, unterschied sich das Leben in den meisten Eifeldörfern nach dem 2. Weltkrieg kaum vom dem in Hetzerath. Ob es um „Kirmes am Durf“, Beobachtungen „Beim Pluchfaohren“ oder Schilderungen wie „De Drääschmaschiine brommen“ geht: Feitens Gedichte sind künstlerisches Sprachdenkmal und Eifeler Zeitzeugnis zugleich.

Der heimatverliebte Josef Feiten wurde 1888 als Sohn des Dorfschullehrers im alten Hetzerather Schulhaus geboren. Die Feiten-Familie hatte ihre Wurzeln in Bengel und Bad Bertrich. In Bengel wurde auch Josefs Onkel, der Trierer Weihbischof Heinrich Feiten (1835– 1892) geboren, auf den sein Neffe oft angesprochen wurde, den er aber nicht mehr persönlich kennenlernte. Sicherlich hätten manche seiner Verwandten es gern gesehen, wenn auch der kluge und nachdenkliche Neffe die Priesterlaufbahn eingeschlagen hätte. Josef Feiten wollte aber lieber Lehrer werden. Nach dem Abitur 1910 studierte er in Bonn, München, Lyon und Straßburg Germanistik, Geschichte und Französisch. Gleich nach dem Staatsexamen 1915 musste er an die Fronten des Ersten Weltkriegs. Trotz der Erschütterungen der Kriegsjahre verlor der tiefgläubige Feiten nicht den Glauben an die Zukunft. 1919 begann er sein Berufsleben als Studienrat in Bernkastel-Kues und heiratete Susanna Tressel aus Saarburg-Beurig, eine Schwester des dichtenden Priesters Matthias Tressel, der unter seinem Künstlernamen Ernst Thrasolt als Erneuerer der deutschen religiösen Lyrik hohes Ansehen genoss. Mit Thrasolt arbeitete Feiten jahrelang eng zusammen. Bereits 1911 hatte er in Thrasolts Zeitschrift „Efeuranken“ frühe Gedichte veröffentlicht, später gehörte der Hetzerather zur Schriftleitung der von Thrasolt begründeten Zeitschrift „Das heilige Feuer“. Das erste Gedichtbuch Feitens erschien 1916, als er noch Soldat war; es folgten manche weiteren, auch ein Roman (Die Moselsage, 1927) und vor allem zahlreiche Artikel in Heimatzeitschriften und Jahrbüchern.

Wie dem Saarländer Thrasolt, so war es auch dem Südeifler Feiten ein Anliegen, lebensreformerisch durch umfassende Erneuerung sowohl den katholischen Glauben als auch die Liebe zum Deutschtum zu vertiefen. Körperliche Erneuerung: Das bedeutete Kampf gegen Alkohol (vor allem den „Schnapsteufel“), Nikotin und naturferne Lebensführung. Seelische Erneuerung: Für Feiten hing sie eng zusammen mit der Pflege des heimischen Dialekts. „Aus den Heilkräften unserer Volkssprache können wir wieder gesunden“, notierte er 1946 nach der größten Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Kein Wunder, dass er selbst immer wieder moselfränkisch dichtete und sich für Mundartdichter einsetzte. Peter Kremer, wie Feiten Autor und Lehrer, hielt „den schmächtigen, hageren Mann mit den fragenden dunklen Augen und den unruhigen Händen“ für einen begnadeten Sprachgestalter.

Der Hetzerather, der lange Jahre Lehrer in Essen war, freute sich, als er wieder zurück in seine trierische Heimat konnte. 1943 wurde Feiten – seit 1926 Dr. phil. – trotz seiner Distanz zu den unchristlichen Inhalten des Nationalsozialismus Dozent an der Lehrerbildungsanstalt Trier. Still und zurückhaltend, aber keineswegs weltfremd, bewährte sich Feiten nach dem Zweiten Weltkrieg als Oberregierungsrat und Schulrat beim Aufbau eines neuen Volksschulsystems, das nun ebenso wie die von Feiten mitorganisierte Lehrerausbildung den Werten der westlichen Demokratie verpflichtet war. Einen bleibenden Beitrag zur moselfränkischen Literatur erbrachte Feiten (zusammen mit H. Spoo) 1950 mit der Herausgabe des Buches „Ons Muselland“, in dem er zahlreiche Eifeler Dichter zu Wort kommen ließ. Viele Veröffentlichungen des produktiven Hetzerathers sind verstreut und schwer zugänglich. Es spricht alles dafür, dass eine nähere Erforschung seines Werkes und seiner Biographie zu interessanten Entdeckungen führen würde.

Verfasser: Gregor Brand
 

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen