Henry Regnery

„The godfather of modern conservatism“ – nicht nur für die New York Times war der Verleger Henry Regnery Pate und Leitfigur der amerikanischen Konservativen. Als Regnery 1996 mit 84 Jahren starb, war man sich einig, dass dessen 1947 gegründete „Henry Regnery Company“ maßgeblich auf die ideologische Szene in den USA eingewirkt hatte. Das war von vornherein die Absicht des Katholiken Regnery gewesen: Er wollte solchen Denkern und Dichtern ein Forum geben, die gegen den intellektuellen Zeitgeist für die traditionellen Werte der westlichen Zivilisation eintraten. Als Symbol für diese zu bewahrende Tradition wählte der Amerikaner die Porta Nigra aus. Die verblüffende Wahl des Trierer Wahrzeichens zum Verlagslogo hat nicht nur mit dessen altrömisch-katholischer Geschichte zu tun. Die Porta Nigra steht auch für die Herkunft der Regnerys, zu der sich diese Familie bis heute stolz bekennt. Henry Regnery war ein Enkel des aus Ensch stammenden gelernten Küfers Wilhelm Regnery (1845–1922), der mit seiner Frau Anna Junk in die USA emigrierte. 1877 wurde ihr ältester Sohn William – der Vater des späteren Verlegers – auf einer Farm in Wisconsin geboren. William brachte es in der Textilbranche zu großem Wohlstand und gehörte zu den Organisatoren des „America First Committee“ – einer einflussreichen Organisation, die sich bis zum Angriff auf Pearl Harbor gegen den Kriegseintritt der USA wandte. Für seinen Sohn Henry hatte die Eifeler Herkunft besondere Bedeutung. Er erwähnte öfters seine Urgroßmutter Maria Katharina Otten aus Oberöfflingen und führte die Tatkraft und Zähigkeit der Regnerys gern auf dieses Erbe aus der Vulkaneifel zurück.

Henry Regnery wollte nicht von vornherein Verleger werden. 1929 begann er ein Maschinenbaustudium, wechselte dann zum weltberühmten Massachusetts Institute of Technology, wo er Mathematik mit Bachelor-Abschluss studierte, ehe er 1933 zu einem zweijährigen Aufenthalt nach Deutschland aufbrach. Als Bonner Student bereiste der zeitlebens sehr deutschfreundliche Regnery öfters Eifel und Moseltal. Von der uralten Kulturlandschaft war er begeistert, wohingegen ihm die NS-Diktatur – wie jede Diktatur – zuwider war. Zurück in Amerika, studierte er bei Schumpeter in Harvard Ökonomie und erwarb in diesem Fach einen Masters-Abschluss. Anschließend arbeitete er im Unternehmen seines Vaters und startete mit dessen Hilfe einen erfolgreichen Textilbetrieb. Aus der 1938 geschlossenen Ehe mit der aus einer namhaften Quäker-Familie stammenden Eleanor Scattergood gingen vier Kinder hervor.
Seit den späten Dreißiger Jahren war Henry Regnery Gegner von Präsident Roosevelt. Im Krieg warf er Roosevelt Täuschung der Öffentlichkeit vor, zudem habe er durch den militärisch sinnlosen Bombenterror sowie die Forderung nach bedingungsloser Kapitulation unnötiges Leid über Millionen Menschen gebracht.

Regnery war davon überzeugt, dass die US-Verlage primär „links“ orientiert waren und dass konservative Autoren kaum eine Möglichkeit zur Veröffentlichung hatten. Um dem entgegenzutreten, übernahm Regnery, der auch selbst Bücher und zahlreiche Artikel verfasste, zunächst eine kleine Zeitschrift und gründete dann den nach ihm benannten Verlag. Die Henry Regnery Company bedurfte lange Zeit der Zuschüsse aus Regnerys Vermögen. Im Gegensatz dazu stand der ideelle Erfolg. Enorme Beachtung fand 1951 „God and Man at Yale“ (1951), dessen Autor W. F. Buckley, Jr. zu einem der bekanntesten US-Intellektuellen wurde. Regnery-Bücher wurden Bestandteil der öffentlichen Diskussion und beeinflussten die Politik. Neben solcher Aktualität war es Anliegen des Verlegers, bedeutende Werke der westlichen Zivilisation herauszugeben. Großzügig unterstützte Regnery neben klar konservativen auch andere kulturelle Einrichtungen, die dem Cello-Spieler und hochgebildeten Schöngeist am Herzen lagen.

Regnerys Unternehmen wurde mehrfach umstrukturiert. Aus dem ursprünglichen Verlag entstand 1993  „Regnery Publishing, Inc.“, heute ein Teil der Eagle Publishing Company. Auch nach dem Tod des charismatischen Verlegers sind Mitglieder des Regnery-Clans einflussreiche Akteure der politischen Rechten in den USA. Erfolgreicher denn je werden im Zeichen der Porta Nigra Bücher konservativer Autoren publiziert. Unabhängig von der eigenen Weltanschauung muss man zugestehen, dass diese eifelstämmige Familie der politischen Kultur in den USA ihren Stempel aufgedrückt hat.
 
Verfasser: Gregor Brand
 

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