Heinrich Alken

Bildhauer, Maler und Lehrer aus Mayen

Heinrich Alken
Heinrich Alken

Die Hauptquelle zum Leben Heinrich Alkens bildet die von ihm selbst verfasste „Geschichte meiner Familie zur Nachricht für meine Kinder“. Diese inzwischen auch im Internet nachlesbaren Aufzeichnungen, die 1992 vom Geschichts- und Altertumsverein für Mayen und Umgebung e.V. herausgegeben wurden, sind für Geschichtsinteressierte bis heute eine lohnenswerte Lektüre. Ausgiebig widmet sich Alken – 1753 als eins von 13 Kindern des Bauernsohns Jakob Alken und der sehr lebenstüchtigen Apolonia Niederehe geboren – darin auch seiner Osteifler Herkunft und gibt knappe, aber genealogisch wertvolle Hinweise zu den Biographien vieler „gewöhnlicher“ Eifler aus dem 18. Jahrhundert.Alken schrieb an diesen Aufzeichnungen bis kurz vor seinem Tod. Dem 1827 in seiner Geburtsstadt Mayen im Alter von 74 Jahren verstorbenen Alken war kein langer Ruhestand vergönnt. Noch bis 1826 hatte er fast 30 Jahre lang als Schulmeister die Mädchenschule in Mayen geleitet; seine letzten Schülerinnen waren teilweise die Töchter seiner ersten. In seiner Abschlussrede sparte der gutmütige, aber sittenstrenge Katholik nicht mit Kritik und Selbstkritik. Dass sich sein Ziel, „eine merkliche Sittenverbesserung unter die weibliche Jugend zu bringen“ bei manchen Mayener Mädchen als „eitle Luftschlösser“ erwies, führte er auch darauf zurück, dass er gegenüber den Eltern und deren übertriebener „Affenliebe“ zu ihren Kindern zu nachgiebig war. Seine Kritik zeigt, dass die Klage gegenüber überfürsorglichen Eltern keine Neuheit des 21. Jahrhunderts ist. Schulmeister Alken selbst konnte zum Thema Erziehung auch als Familienvater mitreden: Aus seinen Ehen mit der Jägerstochter Gertrude Newinger und nach deren Tod mit Eva Catharina Knauf gingen elf Kinder hervor.

Obwohl Heinrich Alken jahrzehntelang als Pädagoge arbeitete, war er alles andere als gelernter Lehrer. Als die Stadt Mayen ihn 1797 zum Lehrer an der Mädchenschule berief, bedeutete das für Alken eine Hilfe in größter materieller Not. Zuvor hatte er mit ganz unterschiedlichen Tätigkeiten versucht, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Bei seinem Vater Jakob erlernte er zunächst das Handwerk eines Weißbinders (Maler/Anstreicher) und Vergolders. Nach und nach bildete sich Alken an der Seite seines Vaters gleichsam nebenbei zum Bildhauer weiter und entwickelte darin eine solche Kunstfertigkeit, dass er zu einem der bedeutenden Eifler Bildhauer und Bildschnitzer seiner Zeit wurde. Seine vom Barock geprägten Malereien und religiösen Plastiken – Heiligenfiguren, Kreuzigungsgruppen, Madonnen – entstanden fast alle im Dienst kirchlicher Einrichtungen in Mayen und Umgebung. Wie bei den meisten anderen Eifler Handwerkskünstlern blieb die Persönlichkeit des Schöpfers dieser Kunstwerke im Hintergrund. In einer Abhandlung aus dem Jahr 1925 verwendete Studienrat Dr. F. Born viel Mühe darauf, einzelne der bis heute vorhandenen Meisterwerke Alken als Urheber zuzuorden und kunstgeschichtlich zu bewerten. Auch wenn Alken der Nachwelt vor allem als Künstler in Erinnerung ist, so war er doch selbst in materieller Hinsicht gegenüber dem Bildhauerberuf skeptisch und sah in ihr keine gesicherte Grundlage, seine große Familie zu ernähren. Ihm war bewusst, dass der neue Geist der Aufklärung eine Gefährdung religiös ausgerichteter Kunst bedeutete. Der vielseitig begabte Alken erlernte daher zusätzlich den Beruf eines Feldmessers und führte als „legalisierter Feldmesser“ die Vermessung von öffentlichen Plätzen, von Häusern und Waldungen durch.

Spätestens nach der Französischen Revolution sah Alken seine Befürchtungen bestätigt. Im Gegensatz zu den früheren adligen Herrschern hatte die neue französische Obrigkeit an kirchlicher Kunst kaum noch Interesse; Pfarrer, Kirchen und Klöster waren heftigen Anfeindungen ausgesetzt. In existenzielle Not geriet auch Heinrich Alkens Familie während der ersten Jahre der Franzosenherrschaft. Der als Künstler und Feldmesser kaum noch gefragte Mayener versuchte mit der Herstellung von Holzschuhen ein paar Taler zu verdienen, seine Ehefrau, Mutter von neun Kindern, arbeitete zudem als Näherin. In dieser bedrohlichen Lage wurde Alken, wie oben erwähnt, als Lehrer der Mädchenschule berufen. Auch hier war das Gehalt zunächst unsicher und kümmerlich; eine entscheidende Besserung trat erst ein, als der französische Präfekt ein festes Lehrergehalt einführte und das Schulgeld erhöhte. Ob diese fühlbare Aufwertung des Lehrerstandes Alkens Verhältnis zum napoleonischen Staat grundlegend verbesserte, ist nicht sicher. Für alle amtlichen Vorgänge galt die französische Sprache, „welches uns als geborene Deutsche nicht wenig Kummer machte“, wie er beklagte. Schlimmer noch war die Einberufung seiner Söhne Urban und Joseph zum Kriegsdienst für Frankreich; Joseph kam dabei ums Leben. Nicht zuletzt aus Sorge um seine rund 40 Enkelkinder und die zahlreichen Nachkommen seiner Geschwister begrüßte der zu wenig geförderte Künstler Heinrich Alken den Frieden unter der neuen preußischen Herrschaft. Verfasser: Gregor Brand

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