Friedrich Honigmann

Bergbauunternehmer aus Düren

205_honigmann_39_14Der Lexikonartikel der Deutschen Biographischen Enzyklopädie nennt als Beruf Friedrich Honigmanns schlicht: „Bergmann“. Wer diesen Begriff nur mit dem bekannten Bild von Kohlenstaub gezeichneter Männer verbindet, die ihr täglich Brot durch härteste Arbeit unter Tage verdienen, wird damit leicht irregeführt. Wenn man allerdings bei  „Bergmann“ im weiteren Sinn auch an jemanden denkt, dessen Leben und Trachten aufs Innigste mit Bergbau zu tun hat, dann passt es: Der 1841 in Düren geborene Friedrich Honigmann gehört zu den großen deutschen Montan-Unternehmern des 19. Jahrhunderts. Wie bei den meisten der aus Nordeifel hervorgegangenen Unternehmerpersönlichkeiten spielte auch beim Bergbaupionier Honigmann die familiäre Vorgeschichte eine Hauptrolle. Der Bergbau lag ihm – wie man früher gerne sagte  – im Blut: In dieser ursprünglich aus dem Mansfeldischen stammenden Familie gehörte der Bergbau zum Familienerbe. Meist wird der Beginn dieser Tradition mit Friedrichs Großvater Ehrenfried Honigmann (1775–1855) angesetzt, der es vom preußischen Markscheidergehilfen zum Bergamtsdirektor und Verantwortlichen für die westfälischen und märkischen Zechen gebracht hatte.  Dessen Sohn Eduard (1809–1886) – der Vater Friedrich Honigmanns – wandelte beruflich in den Spuren seines Vaters. Eduards Berufsweg führte ihn in die Eifel; 1847 wurde er Bergmeister beim Bergamt Düren. Er gab dem Steinkohlenbergbau in der Nordeifel um Aachen frühe Impulse und setzte als Bergbeamter, später als Unternehmer, wichtige bergbauliche Neuerungen durch. Aus der Ehe dieses Bergmeisters mit Maria Boelling, Tochter eines ostfriesischen Juristen, gingen außer Friedrich zwei weitere namhafte Persönlichkeiten hervor: der Bergwerksbesitzer Carl (1842–1903) sowie der Chemiker und Erfinder Moritz Honigmann (1844–1918).

Friedrich Honigmanns Ausbildung war ganz darauf ausgerichtet, die bergbauliche Familientradition fortzusetzen. Nach Studienjahren an den renommierten Bergakademien der alten Bergbaustädte Freiberg und Clausthal trat er in die Geschäftsführung der väterlichen Bergwerke ein. Kennzeichnend für die Lebensarbeit Friedrich Honigmanns wurden wegweisende Bergbaumaßnahmen, bei denen er nicht selten seiner eigenen ausgewiesenen Sachkenntnis stärker vertraute als der Meinung widersprechender Fachleute. So ließ er Probebohrungen zuweilen auch dann vornehmen, wenn sich Geologen skeptisch äußerten – und der Erfolg gab ihm Recht. Die von ihm initiierten Bohrungen bewiesen, dass entgegen der damals vorherrschenden Meinung durchaus ein geologischer Zusammenhang zwischen dem Wurmrevier des Aachener Raums und dem niederländischen Steinkohlengebiet besteht. Gerade für den niederländischen Bergbau wurde diese Entdeckung von Bedeutung. 1893 erhielt Friedrich Honigmann zusammen mit seinem Bruder Carl und dem niederländischen Ingenieur Henri Sarolea die Konzession für die „Oranje-Nassau-Mijnen“ bei Heerlen. Sofort begann er mit dem Abteufen der ersten Schächte, wenige Jahre später konnte dort der Kohlenabbau erfolgreich einsetzen. Diese und weitere Bergbauaktivitäten in der Provinz Limburg verschafften Fritz Honigmann den Ruf, der „Begründer des neuzeitlichen niederländischen Bergbaues“ (Helmuth Croon) zu sein.

Honigmanns Name ist bis heute mit einer Technik verbunden, die unter seiner Leitung erstmals 1896 angewendet wurde: das Honigmann-Verfahren, ein verbessertes anspruchsvolles Schachtbohrverfahren, besonders geeignet in den Schichten wasserführender Gebirge. Auch wenn es mittlerweile neuartigere Methoden gibt, so erwies sich das Honigmann-Verfahren im 20. Jahrhundert in etlichen Ländern  – bis nach China – als höchst nützliche Innovation. Auch bei der Entwicklung dieses Verfahren zeigte sich, dass Honigmann nicht nur die wirtschaftlichen Anforderungen eines Bergbauunternehmens zu meistern wusste, sondern auch in ingenieurtechnischen Detailfragen sehr sachkundig war. Seine technische Begabung war schon in seinen zwanziger Jahren hervorgetreten, als er einen Wetterapparat konstruiert und zur Anwendung gebracht hatte, mit dem in Gruben ausströmende Wasserdämpfe angesaugt werden konnten.
Bis 1900 hatte Honigmann zahlreiche Konzessionen im Gebiet Hückelhoven erworben.

Nach der Veräußerung seiner niederländischen Anteile konzentrierte er sich in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg auf dieses Abbaugebiet. Hier lag die später als „Sophia-Jacoba“ bekannt gewordene Grube, deren erste Schächte noch zu Lebzeiten Honigmanns abgeteuft wurden. Ab 1914 wurde in Hückelhoven Anthrazitkohle zur Brikettproduktion abgebaut; aus dem auf Honigmann zurückgehenden Kohleabbau der Grube Sophia-Jacoba ging später die modernste Steinkohlenzeche Europas hervor. Diese Entwicklung erlebte Friedrich Honigmann, Vater von vier Kindern, allerdings selbst nicht mehr. Bis an sein Lebensende im Jahr 1913 konnte er die berechtigte Hoffnung haben, dass sein einziger Sohn Eduard (1872–1917) die große honigmannsche Bergbautradition erfolgreich fortsetzte. Der Weltkriegstod Eduards setzte dieser Familientradition ein jähes Ende.

Verfasser: Gregor Brand

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