Franziskus Wendels aus Daun

Der Beruf des Künstlers war Franziskus Wendels, als er 1960 in Daun geboren wurde, nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Seine Familie hatte eine Bäckerei in Daun und es lag nahe, dass er den Familienbetrieb in vierter Generation weiterführen würde. Zwar machte Franziskus Wendels neben dem Abitur eine Bäckerlehre, aber entschied sich dann doch für einen anderen Weg.

Nach dem Zivildienst in Trier nahm er 1982 ein Studium der Bildenden Kunst an der Akademie für Bildende Künste der Universität in Mainz auf mit Katholischer Theologie für Lehramt im Nebenfach. Schon während der Studienzeit erhielt Franziskus Wendels Stipendien in Österreich und England und gewann mehrere Kunstpreise, unter anderen den 1. Preis beim Wettbewerb „Kunst und Künstler aus Rheinland Pfalz“. Darüber hinaus studierte er 1986/87 ein Jahr an der Ecole des Beaux Arts in Montpellier. Inspiriert durch zahlreiche Reisen widmete er sich in seiner Malerei vor allem dem Thema „Stadt“, welches er meist in großformatigen, expressiven Gemälden umsetzte. Das Interesse an diesem Thema erklärt sich sicher auch durch den Kontrast zur visuellen Welt seiner Kindheit.

Unmittelbar nach dem Fall der Mauer zog es Franziskus Wendels nach Berlin wo er ein weiteres Studium in den Fächern Philosophie und Kunstgeschichte begann und 1996 mit dem Magister abschloss. In dieser Zeit entstehen zahlreiche Gemälde die sich thematisch auf Berlin beziehen.

Die meisten Bilder jener Jahre sind Nachtbilder. Sie zeigen Straßen und Plätze, oft von einem erhöhten Standpunkt aus, erleuchtet von Straßenlaternen, Leuchtreklamen und Autoscheinwerfern. Die erleuchtete Großstadt ist für Franziskus Wendels ein Sinnbild unserer aufgeklärten Zeit, der es gelungen ist, die Dunkelheit aus eigener Kraft zu überwinden. Das Licht der Städte ist aber auch ambivalent, oft mit Schein und Täuschung verbunden. Auffallend an den Bildern ist, dass darin so gut wie keine Menschen zu sehen sind.

Während seiner Berliner Zeit erhält Franziskus Wendels  bedeutende Auszeichnungen wie das Arbeitsstipendium des Berliner Senates, das „European Artist in Residence- Stipendium“ mit Aufenthalt in Belfast und den zweiten Preis beim „Deutschen Kunstpreis“.

Ein einjähriges Stipendium in der Villa Concordia in Bamberg 1998/99 bringt eine Wende im Schaffen von Franziskus Wendels. Bedingt durch das ruhigere Umfeld werden die Bilder abstrakter. Motive wie Fenster und Innenräume erweitern das Spektrum seines Schaffens. Die expressive, starke Farbigkeit weicht einer monochromen Farbgestaltung, wodurch die Bilder weniger naturalistisch wirken und eine geheimnisvolle, rätselhafte Anmutung bekommen. Stipendien in Schloss Wiepersdorf bei Berlin und ein Gastaufenthalt in der Villa Romana in Florenz (beide 2001) bringen weitere, neue Facetten hervor.

Die Stadt tritt als Motiv in den Hintergrund. Dafür konzentriert sich sein Schaffen nun auf das Thema „Licht“. Seine Bilder erscheinen sehr viel reduzierter, zeigen oft nur Ausschnitte und spielen mit dem Grenzbereich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Franziskus Wendels sucht die Mehrdeutigkeit in seinen Werken. Ein Bild ist für ihn dann gelungen, wenn es einen Balancezustand erreicht hat, in dem unterschiedliche Deutungen und Wahrnehmungen möglich sind.

Neben der Malerei arbeitet Franziskus Wendels seit einigen Jahren auch mit Videos und Rauminstallationen, in denen er Themen seiner Malerei mit Leuchtfarbe in den dreidimensionalen Raum überträgt. 

Zahlreiche Museen und Kunstvereine haben die Arbeiten von Franziskus Wendels in den letzten Jahren gezeigt, darunter namhafte Institutionen wie die Hamburger Kunsthalle, das Haus der Kunst in München, das Museum Küppermühle in Duisburg und das Museum Ludwig in Koblenz. Er wird von mehreren Galerien in Deutschland und in Frankreich vertreten.

Seinen ersten Wohnsitz hat Franziskus Wendels seit einigen Jahren in Köln. Seiner Eifelheimat ist er allerdings nach wie vor sehr verbunden. In der ehemaligen Backstube hat er ein zweites Atelier, das er einmal im Jahr für das interessierte Publikum öffnet.

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