Franz-Josef Hahn aus Daun

Auch eine Reise von 1000 Schritten beginnt immer mit dem ersten Schritt. Diese Chinesische Weisheit, die die Geduld beschreibt, die man aufbringen muss, um seine Ziele zu erreichen, ist für Franz-Josef Hahn zum Lebensmotto geworden. Viele Erfahrungs- und Entscheidungsschritte, anfänglich oftmals ohne ein klar erkennbares Ziel, haben den gebürtigen Dauner zu dem gemacht, was er heute ist: Mitgründer und Leiter einer asiatischen Rückversicherung, Berater der Hongkonger Regierung in strategischen Fragen des Versicherungsmarktes sowie Aufsichtsratmitglied amerikanischer- und asiatischer Versicherungsgesellschaften.

Franz-Josef Hahn, Jahrgang 1957, wuchs in Daun zusammen mit seinen drei Geschwistern im Haushalt eines niedergelassenen Hausarztes und der aus Heidelberg stammenden Mutter auf. Kindergarten, Volksschule und die ersten Jahre im frisch gegründeten Neusprachlichen Gymnasium bestimmten seine Kindheit und Jugend in der Eifel. Kindheitserinnerungen blieben vor allem verhaftet mit dem Leben in und mit der Natur.

Die Vulkanlandschaft mit ihren Maaren, wo man im Sommer mit Freunden ausgelassen tollen konnte, im Winter die Schlitten- und Skifahrten sowie  Schneeballschlachten nach der Schule sind ihm heute noch so präsent, als wäre das alles gestern gewesen. Als es ihn Ende der achtziger Jahre mit seiner Familie nach Hongkong zog, war es eine Bucht auf einer verschlafenen Insel mit Strand, grün bewachsenen Bergen und Wasserfällen, die er als seine neue Heimat wählte. Er ist davon überzeugt, dass wahre Kreativität bei Kindern nur geweckt und entwickelt wird, wenn man ihnen genügend Freizeit und Freiheit gibt, um ihre eigenen Abenteuer zu erleben. So haben Franz-Josef Hahn und seine Frau bis heute einen ungewöhnlichen Wohnort, sie leben auf einer Motoryacht, die vor der Insel Lantau liegt.
 
Hier findet er die Zeit, zu denken und innovative Strategien zu entwickeln. Ein Beispiel ist eine neue Rückversicherung für Asien, der heute am schnellsten wachsenden Region der Welt. In China und Indien sowie in anderen Schwellenländern wachsen die mittelständischen Schichten rapide. Dies bringt eine starke Inlandsnachfrage mit sich. Besonders profitieren von diesem Trend Finanzprodukte, die werterhaltend und wertbildend sind. So gibt es ein starkes Bedürfnis, sich gegen Naturkatastrophen abzusichern. Im Laufe seiner Tätigkeit erkannte Hahn, dass sich die meisten Naturkatastrophen wie Taifune, Erdbeben, Überschwemmungen oder Tsunamis in dicht besiedelten Gegenden ereignen.  Anders als in Europa und Amerika, wo typischerweise 60 Prozent der Schäden durch Versicherungen gedeckt sind,  werden in Asien im Schnitt nur circa 15 Prozent der Schäden versichert. Seine neu gegründete Rückversicherung will Kapital und Risikomanagementwissen in die unterversicherten asiatischen Märkte bringen und damit einen Beitrag zu nachhaltigem wirtschaftlichem und sozialem Wachstum leisten.

Franz-Josef Hahn, der in Mainz Jura studierte und seine beiden Staatsexamina absolvierte, trat 1986 in die Münchner Rückversicherung, dem Weltmarktführer auf diesem Gebiet, ein. Früh in seiner Karriere lernte er das internationale Geschäft in den Niederlassungen in England und Italien kennen. Als in Hongkong eine Stelle für Marktentwicklung frei wurde,  bewarb er sich und stieß damit in ein für ihn neues Gebiet vor, das ihn seither nicht mehr losgelassen hat.

Nach sechs Jahren erfolgreicher Aufbauarbeit akzeptierte er das Angebot der regionalen Leitung des schweizerischen Konkurrenten Swiss Re, nach der Münchner Rück zweitgrößter Rückversicherer in der Welt. Er begleitete den Aufbau der Präsenz des Unternehmens in Asien und führte Innovationen im Bereich des Naturkatastrophenschutzes ein, die Swiss Re zu einem der Markführer in Asien machten. Um das Geschäft vor Ort aufzubauen, nahm Hahn einen Umzug in die chinesische Hauptstadt Beijing in Kauf.
 
Franz-Josef Hahn schied Ende 2008 bei der Swiss Re aus, um eine auf Asien zugeschnittene Rückversicherung zu initiieren. Anfang 2011, zum Beginn des Jahres des Hasen wird die neue Firma unter der Leitung von Franz-Josef Hahn in Hongkong mit großer Unterstützung der asiatischen Versicherungsindustrie eröffnet. Ein langer Weg von der Eifel in eines der pulsierenden Zentren Asiens – doch seine Eifler Wurzeln, so betont Hahn, habe er dabei nie verloren.

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