August Goebel

Amerikanischer Bierbrauer und Politiker aus Münstermaifeld

August Goebel
August Goebel

Auf dem Foto, das August Goebel (auch: Göbel) als jungen Infanterie-Leutnant aus Michigan im US-Bürgerkrieg (1861-1865) zeigt, sieht der 1839 in Münstermaifeld geborene Eifler im Dienst der Nordstaaten ernst und entschlossen aus. Einige Jahrzehnte später als Mitglied des Parlaments von Michigan war Goebel dagegen mehr für seinen Humor und seine Umgänglichkeit bekannt. So berichtet es der 2002 verstorbene Bier-Experte Peter H. Blum, dem wir die meisten Informationen zu Goebel verdanken. Vielleicht trug zu dieser Veränderung bei, dass der Eifelauswanderer zwischenzeitlich einen eindrucksvollen sozialen Aufstieg in seiner neuen Heimat geschafft hatte. Goebel war als Siebzehnjähriger in Detroit angekommen und hatte dort anfangs seinen kargen Lebensunterhalt als Gehilfe eines Buchbinders verdient. Gerade 20 geworden, schloss er sich 1859 den Scott Guards an, einer Miliz in Michigan. Als es 1861 zum Krieg gegen die Südstaaten kam, formierte sich aus diesen Scott Guards eine Infanterieeinheit der Nordstaaten-Armee, in deren Reihen Goebel an zahlreichen Gefechten teilnahm, ehe er als Captain aufgrund eines schweren Hörschadens entlassen wurde. Rund 15 Jahre nach dem Bürgerkrieg trat Goebel erneut der Scott Guards-Miliz bei, aus der er dann 1891 ehrenvoll als Oberstleutnant verabschiedet wurde. Dieser Rang erlaubte ihm, sich als „Colonel Goebel“ bezeichnen zu lassen, was in der amerikanischen Gesellschaft durchaus Eindruck machte. Weit wichtiger für seine Stellung in Michigan waren jedoch seine erfolgreichen unternehmerischen Aktivitäten. 1873 gründete er mit dem ebenfalls deutschstämmigen Theodor Gorenflo die Bierbrauerei „Alfred Goebel & Company“, die sich in den folgenden Jahren im hart umkämpften Detroiter Bierbrauergeschäft behauptete. Einen entscheidenden Schritt vorwärts machte die Goebel Brauerei 1889, als sie mit Hilfe britischer Investoren einige kleinere Detroiter Brauereien aufkaufen und ein imposantes neues Brauhaus errichten konnte. Unter der Firmierung „Goebel Brewing Company Ltd.“ führte Goebel das Unternehmen fortan als Präsident. Unterstützt wurde der Münstermaifelder von seinen Söhnen August jr. und dem Braumeister Fritz Goebel, die nach und nach in die Führung des Unternehmens aufrückten. Um 1900, als insgesamt 23 von Deutschstämmigen betriebene Brauereien in Detroit den Bierdurst der Großstadt und der Region stillten, zählte die Goebel Brauerei zu den Top-Bierbrauern in Michigan. Zu ihren härtesten Konkurrenten gehörte die benachbarte Stroh Brewery Company, die auf den aus Kirn eingewanderten Brauer Bernhard Stroh zurückging.

Goebel engagierte sich zwischen 1870 und 1890 in Michigan aktiv in der Politik. Der leutselige und großzügige Bierunternehmer, Vater von elf Kindern, wurde sowohl in das Parlament des Bundesstaats Michigan als auch in den Stadtrat von Detroit gewählt und gehörte mit weiteren kommunalen Ämtern, darunter dem des amtierenden Bürgermeisters, zu den führenden Persönlichkeiten der damals wirtschaftlich gewaltig aufstrebenden US-Metropole.
Als der gebürtige Rheinpreuße August Goebel 1905 starb, entwickelte sich Detroit gerade zur weltberühmten Autostadt. Die Aussichten für eine weitere Expansion der Goebel Brauerei waren nicht schlecht. Aber bereits rund ein Jahrzehnt begann sich die Lage zu ändern. Mit dem Kriegseintritt der USA breitete sich eine starke antideutsche Stimmung in den USA aus, unter der auch die „deutschen“ Brauereien zu leiden hatten. Wesentlich folgenreicher war jedoch jedoch der Sieg der Alkoholgegner, denen es nach jahrzehntelangem politischem Kampf – schon August Goebel hatte sich mit ihnen auseinandersetzen müssen – gelang, von 1918 bis 1933 in Michigan die Prohibition durchzusetzen. Für viele Alkoholproduzenten bedeutete dies den Todesstoß. Auch die Goebel Brauerei wurde geschlossen, das Betriebsgelände von einer Investoren-Gruppe unter Führung des Detroiter Anwalts Walter F. Haass aufgekauft und vermietet. Dies bedeutete jedoch noch nicht das endgültige Aus für die Biermarke Goebel. Nach Ende der Prohibitionszeit entschloss sich die Haass-Gruppe, die Produktion von „Goebel Beer“ mit neuer Ausrüstung wieder aufzunehmen. Vielfältige Marketingaktionen sorgten dafür, dass das als „National Michigan Beer“ angepriesene Goebel-Bier in ganz Nordamerika bekannt wurde. Sogar darüber hinaus: „Das einzige amerikanische Bier, das dreimal bei internationalen Bier-Wettbewerben gewonnen hat“, verkündeten Goebel-Anzeigen stolz. Im ersten Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg erreichte Goebels jährlicher Bierausstoß mit über 800.000 Barrel seinen Höhepunkt. Ab Ende der fünfziger Jahre geriet die Brauerei aufgrund veränderter Rahmenbedingungen in eine letzte Krise. 1964 kaufte der alte Konkurrent Stroh die Traditionsbrauerei auf. „Goebel Beer“ wurde zwar noch im vorwiegend lokalen Rahmen einige Jahrzehnte lang weiter angeboten, ist inzwischen aber nur noch Teil der US-Biergeschichte. Verfasser: Gregor Brand

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