Opferbeauftragter zum Jahrestag der Flutkatastrophe: Nichts und niemand soll vergessen sein

Am 14. und 15. Juli jährt sich zum ersten Mal die verheerende Flutkatastrophe im Norden von Rheinland-Pfalz und Teilen Nordrhein-Westfalens. Für viele Menschen veränderte diese Nacht vor einem Jahr grundlegend das Leben. „Nichts und niemand soll vergessen sein“, sagt der Opferbeauftragte der Landesregierung Rheinland-Pfalz, Detlef Placzek. „Wir gedenken am Jahrestag der Flutkatastrophe insbesondere der Menschen, die ihr Leben verloren haben oder noch vermisst sind. Aber auch aller Hinterbliebenen und Betroffenen, die körperliche oder seelische Verletzungen erlitten haben.“

Seit dem 15. Juli 2021 erhält der Opferbeauftragte viele Hilferufe Betroffener, die sich auf unterschiedliche Bereiche des alltäglichen Lebens beziehen und einen Spannungsbogen vom Ausfall einer Bushaltestelle bis hin zum existentiellen Ruin beschreiben. Immer wieder berichten Menschen von ihren traumatischen Erlebnissen während der Flutnacht und suchen nach psychologischer Hilfe. „Meine Aufgabe ist es, Menschen in einer emotionalen und finanziellen Ausnahmesituation größtmögliche Hilfestellung zu vermitteln“, so Placzek.

„Aktuell kursieren eine Vielzahl von Falschmeldungen, die ein verzerrtes Bild von der aktuellen Lage vor Ort wiedergeben. Zum Beispiel Meldungen von angeblich weiteren Todesfällen oder massenweisen Suiziden von Kindern und Jugendlichen, die insbesondere in den sozialen Netzwerken verbreitet werden, tragen nicht dazu bei, Betroffenen zu helfen“, betont der Opferbeauftragte. Placzek versuchte mehrfach, Kontakt zu den diese Meldungen verbreitenden Personen aufzunehmen und bot seine Hilfe an – bisher ohne Reaktion.

Die Flutkatastrophe hat immenses Leid verursacht. Die erlebte Solidarität, die zahllosen hauptamtlichen und freiwilligen Hilfskräfte, alle Bemühungen für den Wiederaufbau können dieses Leid nicht ungeschehen machen. Manifestiert hat sich jedoch infolge der Leistung zahlreicher Helferinnen und Helfer der Glaube an eine starke Gemeinschaft, die Unglaubliches schaffen kann. Ein gemeinsames Gedenken am Jahrestag schafft Verbundenheit und kann auch in zukünftigen Zeiten Halt und Zuversicht geben.

Eine langfristige, psychosoziale Nachsorgestruktur baut der Opferbeauftragte in Kooperation mit dem PARITÄTISCHEN Landesverband Rheinland-Pfalz / Saarland und den Selbsthilfekontaktstellen Westerwälder Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe, WeKISS, und Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle Trier, SEKIS, im Krisengebiet für die von der Flut betroffenen Menschen an ca. zehn verschiedenen Standorten auf. Im Rahmen der aufsuchenden Selbsthilfe hat dieses Angebot das Ziel, Betroffene, Angehörige und Helfende zusammenzuführen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich in Selbsthilfegruppen (sowohl begleitet, als auch selbstorganisiert) auszutauschen und gegenseitig zu stützen.

Das Angebot des Opferbeauftragten einer Hotline für direkte psychologische Unterstützung und zur Weitervermittlung von Angeboten besteht weiterhin. Betroffene, die das Gespräch suchen, erhalten unter der kostenlosen Hotline-Nummer 0800 0010218 psychosoziale Hilfe durch erfahrene Therapeutinnen und Therapeuten. Zudem bietet die ständige Vertretung des Opferbeauftragten in der Flutregion nach wie vor Sprechstunden vor Ort an. Informationen dazu gibt es hier: Opferbeauftragter des Landes Rheinland-Pfalz Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung (rlp.de)

Der Opferbeauftragte der Landesregierung, Detlef Placzek, wird am 14. und 15. Juli an mehreren Gedenkveranstaltungen im Ahrtal und in der Region Trier-Ehrang teilnehmen:

  1. Juli 2022  10.00 Uhr        Mitmach-Aktion „Bunte Straßen“ der SEKIS Gedenken in der Salmaue – KITA Wunderland , Salmaue 6, 54528 Salmtal

17.30 Uhr      Zentrale Gedenkfeier im Kurpark Bad Neuenahr-Ahrweiler

 Juli 2022

10.00 Uhr        Mitmach-Aktion „Bunte Straßen“ der SEKIS auf dem Marktplatz in Neuerburg

Im Anschluss Besuch und Rundgang durch die Gemeinde Kordel

16.00 Uhr        Ökumenischer Gottesdienst in Ahrbrück

auf der Wiese vor der Auferstehungskapelle ,  Denntalstraße 2, 53506 Ahrbrück

 

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