Forstamt Bitburg warnt vor Unfällen im Wald durch abbrechende Äste und Kronenteile

Beobachtung des Gesundheitszustandes und der Vitalität von Buchen, Gemeindewald Gindorf li. Revierleiter Richard Wagner, re. mit Fernglas Jürgen Weis, Forstamtsleiter Forstamt Bitburg Foto 2: Pilzbefall als Folge der Trocknisschäden am Stamm einer teilbekronten Buche, sogenannte Schleimfluss-Schäden, Gemeindewald Gindorf, li. Revierleiter Richard Wagner, re. Jürgen Weis Forstamtsleiter Foto 3: Abgestorbene Buche mit deutlich erkennbaren Pilzkonsolen- Baum der jederzeit zusammenbrechen kann (Fotos: A. Der, FA Bitburg)

Im Wald und somit auch an im Wald verlaufenden Wanderwegen besteht Gefahr von Ast- und/oder Kronenabbrüchen. Dies betrifft Bäume, die durch die Trockenheit der letzten 3 Jahre geschädigt sind. Daher sollten Waldbesucher dort besonders vorsichtig sein, wo sie im Wald oder an Waldrändern trockene Bäume erkennen.  Die Empfehlung lautet, den Wald vor allem bei Starkregen, bei Wind oder gar Sturmböen möglichst nicht zu betreten.

An einzelnen Stellen den Wald sperren – vor dieser Entscheidung stehen derzeit die Forstleute. Der Grund: Zahlreiche Bäume, insbesondere Laubbäume, haben tote Kronenäste oder sind ganz abgestorben. Von ihnen geht eine Gefahr durch Astbruch aus, auch können Kronenteile, ganze Kronen oder sogar ganze Stämme plötzlich auseinanderbrechen und zu Boden fallen. Davon betroffen sind vor allem alte Buchen, von denen dann eine erhöhte Gefahr ausgeht. Anders als bei der Baumart Fichte, haben Buchen eine große Krone mit breit verzweigten Ästen. Fichtenäste brechen auch in der Regel am Stamm und fallen daher unmittelbar am Stamm zu Boden. Die äußeren Äste von alten Buchen befinden sich je nach dem Durchmesser der Krone unter Umständen 10 bis 12 m vom Stamm entfernt. Die Buchenäste sind um einiges dicker und schwerer, wenn sie herabstürzen. Außerdem kann man kaum erkennen, wenn über einer unten noch dicht belaubten Krone bereits abgestorbene Äste hängen. „Wann ein toter Ast herabstürzt, kann niemand vorhersagen. Trockenes Holz bricht unvermittelt. Das bedeutet: Wer in den Wald geht, muss heute mehr denn je mit dieser Gefahr rechnen“, sagt der Leiter des Forstamtes Bitburg, Jürgen Weis. Deshalb rät er: „Meiden Sie den Wald bei oder unmittelbar nach heftigen Regenfällen, v.a. bei stärkerem Wind, Stürmen oder Gewittern. Die Gefahr von herabstürzenden Ästen getroffen zu werden, ist dann besonders groß.“

Den Wald in diesen Bereichen dauerhaft und großflächig sperren, ist keine Lösung. „Wir alle brauchen den Wald, u.a. zur Erholung. Er tut den Menschen einfach gut. Man muss aber aktuell vorsichtiger sein. „Im Wald muss man immer damit rechnen, dass ein Ast bricht“, so Revierleiter Richard Wagner, in dessen Revier vor allem Buchen im Bereich Gindorf und Badem betroffen sind. „Allein in meinem Revier sind bereits mehrere hundert Bäume, die sich in einem kritischen Vitalitätszustand befinden und es werden immer mehr“, berichtet er.

Aus Sicherheitsgründen werden an bestimmten Stellen im Wald geschädigte Bäume gefällt

„Das freie Betreten des Waldes zum Zwecke der Erholung ist in Deutschland grundsätzlich das ganze Jahr über gestattet, jedoch auf eigene Gefahr. Wenn im Wald z.B. durch einen herunterfallen Ast jemand verletzt wird und es zu einem Schaden kommt, zählt dies zum allgemeinen Lebensrisiko. Die Juristen sprechen von einer sogenannten waldtypischen Gefahr. Trockene Bäume sind ökologisch wertvoll und dienen der biologischen Vielfalt und dem Arten- und Biotopschutz. Sie alle zu fällen wäre falsch. Bäume mit Großhöhlen sind als Biotopbäume durch Naturschutzrecht besonders geschützt. Sie dürfen, außer bei Gefahr für Leib und Leben, gar nicht gefällt werden“, so Amtsleiter Weis. „Wir beschränken uns bei der Gefahrenabwehr auf im Wald befindliche Erholungseinrichtungen, wie Spielplätze, Sportmöglichkeiten wie Trimmpfade – also alles Orte, an denen sich viele Menschen durch künstlich geschaffene Einrichtungen eine Zeit lang aufhalten, statt nur vorbeizugehen. „Bäume, von denen in diesen Bereichen nach Einschätzung der Forstfachleute eine Gefahr für Waldbesuchende ausgehen könnten, werden i.d.R. vor der Fällung als sichtbares Zeichen mit einem roten Ausrufezeichen und einem diagonalen Strich versehen“, so Richard Wagner. „Dort kontrolliere ich im Gemeindewald die Bäume zweimal im Jahr auf Verkehrssicherheit“.

 

 

Sicherheit geht vor – bei allen forstbetrieblichen Maßnahmen 

„Unter dem Strich kostet die zumeist aufwändige Fällung von Gefahrenbäumen den Waldbesitzenden meist richtig viel Geld – Aber Sicherheit geht nun einmal vor. Das gilt für alle, v.a. auch für die täglich im Wald arbeitenden Forstwirte und Forstunternehmen. Wenn wir an einzelnen Stellen trocken gewordene, abgestorbene Bäume nicht vor der jeweils geplanten „normalen“ forstbetrieblichen Maßnahme – das kann auch eine Pflanzung sein – fällen, kann dies unter Umständen für die dort arbeitenden Personen nicht nur schwere Unfälle nach sich ziehen, sondern mitunter tödlich sein. Wenn die Entscheidung einmal gefallen ist, dass in Teilbereichen des Waldes das Totholz stehen bleibt, sind diese Bereiche bis zum Zusammenbrechen der Bäume sehr gefährlich. Dies kann dann auch zur  Folge haben, dass Forstpersonal, Unternehmer und Jäger über einige Jahre diese Waldareale nicht mehr betreten können“, so Amtsleiter Weis.

Klimakrise betrifft v.a. alte Bäume und die Erholung im Wald

„Es tut in der Seele weh, wenn alte Bäume, die schon über 100 Jahre im Wald stehen und  viel erlebt haben, durch den Klimastress der vergangenen 3 Jahre so extrem geschwächt sind. Wir ernten nachhaltig einzelbaumweise reife Bäume im zertifizierten Wald, damit einerseits daraus Möbel, Bauholz, Spielzeug, Papier und andere Produkte, andererseits aber auch neuer Wald entstehen und sich natürlich entwickeln kann. Viele Bäume, die aus Sicherheitsgründen jetzt notgeerntet werden müssen, wären ohne die Trockenheit noch eine lange Zeit im Wald belassen worden. Sie hätten dann vor dem Einsatz als Möbel und /oder Bauholz noch mehr Kohlenstoffdioxid gebunden und gespeichert und somit zum Klimaschutz beigetragen“, führt Revierleiter Richard Wagner aus.

Hintergrund: hier Buchensterben

  • Die Buche ist die häufigste Baumart in Rheinland-Pfalz, ihr Anteil beträgt rund 22 Prozent (bundesweit: 15 Prozent). Unter den gegebenen Verhältnissen eines atlantischen Klimas mit ausreichenden Niederschlägen in der Vegetationszeit sind Buchenwälder von Natur aus die flächendeckend prägenden Waldgesellschaften in unserem Land gewesen. Im Zuge des Klimawandels zeichnen sich hier Veränderungen ab.
  • Buchen reagieren genau wie andere Laubbäume auf Hitze und Dürre, indem sie ihre Blätter abwerfen – so verdunsten sie weniger Wasser. Im Folgejahr sind ihre Blätter oft kleiner, damit sie vorsorglich für eine geringere Kronenoberfläche sorgen und weniger Wasser verdunsten. Die Bäume brauchen allerdings die Blätter zum Wachsen (Fotosynthese). Leiden die Bäume lange Zeit unter Trockenheit, sterben sie ab, wobei gerade die Buche als Baumart des atlantischen Klimas durch den Klimawandel besonders betroffen ist – einem toten Baum hilft dann auch kein Regen mehr.
  • Wenn Bäume schwach sind, sind sie anfälliger für Krankheiten. Bestimmte Käfer und Pilze können Äste oder gar den Stamm befallen. Alte Buchen, die über 100 Jahre alt sind, leiden besonders, da sie sich nicht mehr so gut an sich verändernde Verhältnisse anpassen können wie jüngere Bäume.
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