Ausgelassene Silvesterfeiern – teils mit schweren Zwischenfällen

Von Gregor Tholl, Andreas Rabenstein und Sophia Weimer, dpa

Berlin. In vielen Ländern hat das neue Jahr bereits begonnen – und auch in Deutschland feierten Millionen weitgehend friedlich und ausgelassen. Doch schon am Silvesterabend kam es auch zu schweren Zwischenfällen. In Koblenz starb ein 18-Jähriger bei der Explosion eines Feuerwerkskörpers. Besonders in Berlin musste die Polizei zu zahlreichen Einsätzen ausrücken, die Einsatzkräfte hatten dem Jahreswechsel besonders angespannt entgegengeblickt.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner kündigte bereits am Sonntagabend ein hartes Vorgehen bei Randalen an. «Heute ist die Nacht, wenn’s denn notwendig ist, die Nacht der Repression, wo der Rechtsstaat sich versuchen wird, durchzusetzen», sagte der CDU-Politiker beim Besuch einer Polizeiwache in Berlin-Neukölln. In der Silvesternacht vor einem Jahr hatte es bundesweit Ausschreitungen und Angriffe auf Polizisten und Rettungskräfte gegeben, besonders betroffen war Berlin.

Böller, Molotowcocktails, Festnahmen in Berlin

Gegen 3.00 Uhr meldete die Berliner Polizei etwa 300 Festnahmen. «Diverse Angriffe mit Pyro, Schreckschuss & Flaschen auf Einsatz- und Rettungskräfte» würden gemeldet, hieß es.

Am Sonntagabend kam es zu einem Zwischenfall in der Nähe des Alexanderplatzes in Berlin-Mitte mit Hunderten Beteiligten. Nach Angaben der Polizei wurden aus einer Gruppe von rund 500 Menschen Böller geworfen. Die Polizei habe die Gruppe am Neptunbrunnen auseinandergetrieben und auf Feuerwerk kontrolliert, teilte die Polizei auf der Onlineplattform X (vormals Twitter) mit. «Aus einer ca. 200-köpfigen Gruppe, die sich an den Rathauspassagen aufhielt, wurden unsere Einsatzkräfte mit Pyro beschossen», hieß es weiter.

In Neukölln wurden gegen Mitternacht Autos mit Feuerwerkskörpern beschossen, auch Polizei- und Rettungsfahrzeuge, wie die Polizei mitteilte. Außerdem hätten Personen in der Hermannstraße in Neukölln mit Raketen auf Polizisten geschossen.

Mehr Verdächtige in Gewahrsam nach Kölner Terroralarm

Nach einem Terroralarm ist der Jahreswechsel am Kölner Dom unter hohen Sicherheitsmaßnahmen gefeiert worden. Dabei lief vorerst alles weitgehend ruhig ab. «Ein paar Böllerwerfer, einige Ingewahrsamnahmen, nichts Ungewöhnliches», sagte ein Polizeisprecher gegen 1.30 Uhr. Auf der Domplatte und dem Bahnhofsvorplatz sei es weitgehend friedlich zugegangen. Groß war die Sorge vor einem Zwischenfall. Ein Anschlag habe mit einem Auto verübt werden sollen, sagte der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns. Es habe sich herausgestellt, dass der schon an Heiligabend in Gewahrsam genommene Tadschike Teil eines größeren Netzwerkes sei, das sich auch auf andere Bundesländer und andere europäische Staaten erstrecke.

Unter massivem Polizeischutz zelebrierte Kardinal Rainer Maria Woelki dann am Abend die gut besuchte Silvester-Messe. Rund um die Kathedrale blieb es nach Polizeiangaben am Abend zunächst ruhig. «Ich danke unseren Sicherheitskräften, die schon in den Tagen vor Weihnachten damit begonnen haben, diese Kathedrale zu schützen und auch uns zu schützen, damit wir Gottesdienst feiern können und das Grundrecht der freien Religionsausübung auch in unserem Land weiter gewährleistet bleibt», sagte Woelki zu Beginn der Messe.

Schwere Unfälle mit privatem Feuerwerk

Trotz aller Warnungen kam es auch wieder zu schweren Unfällen mit Feuerwerk. In Koblenz endete das in einem Fall sogar tödlich: Ein 18-Jähriger starb am Sonntagabend beim Zünden eines Böllers, wie die Polizei mitteilte. Der junge Mann sei trotz Reanimation an den Folgen der Explosion gestorben. Die Ermittlungen zu den Umständen dauerten an. Die Polizei wollte zunächst keine weiteren Angaben zu dem Vorfall im Stadtteil Rübenach machen. Die Polizei rief abermals zum vorsichtigen Umgang mit Feuerwerkskörpern auf.

In der Oberpfalz in Bayern starb ein 18-Jähriger in der Silvesternacht an Verletzungen aufgrund eines Böllers. Der junge Mann warf nach bisherigen Informationen der Polizei in Eschlkam im Landkreis Cham einen Böller in ein Kunststoffrohr, um ihn darin explodieren zu lassen, wie ein Sprecher am Montag mitteilte.

Als der junge Mann mit dem Kopf über dem Rohr gewesen sei, sei der Böller explodiert und habe den Mann im Kopfbereich verletzt. Eine weitere Person sei bei dem Vorfall leicht verletzt worden. Die Kriminalpolizei ermittelt zu den Hintergründen des Vorfalls.

Die Berliner Polizei teilte mit, ein 40-Jähriger habe beim Zünden einer Signalrakete im Ortsteil Kaulsdorf eine Hand verloren. Unmittelbar nach der Zündung sei die Rakete in seiner Hand explodiert. Bei einer Durchsuchung sei weitere Pyrotechnik bei ihm gefunden und beschlagnahmt worden.

Polizei rückt in Leipzig mit Wasserwerfer an – um zu löschen

Im linksalternativ geprägten Leipziger Stadtteil Connewitz seien Gegenstände auf eine Polizeiwache geworfen worden, sagte ein Polizeisprecher am Montagmorgen. Menschen seien dabei nicht verletzt worden. Etwa 3000 Menschen versammelten sich gegen Mitternacht auf einer Kreuzung, den Angaben nach entzündeten sie aus Pyrotechnik, Müll und Baustellabsperrungen vier Feuer. Die Polizei rückte mit Wasserwerfern an, um zu löschen. Der Polizeisprecher sprach von einer «silvestertypischen Nacht».

Nach Corona-Pause wieder Höhenfeuerwerk in Berlin

Vor dem Brandenburger Tor in der Hauptstadt feierten bei der traditionellen Silvesterparty Zehntausende ausgelassen in das neue Jahr. Erstmals seit der Corona-Pandemie gab es wieder ein Höhenfeuerwerk. Etwa 45.000 Besucherinnen und Besucher waren trotz zeitweisen Regens und hohen Sicherheitsvorkehrungen zur ZDF-Silvesterparty gekommen. Laut Veranstalter war die Festmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule für 65.000 Menschen ausgelegt. Das ZDF übertrug die Party wieder live als Show mit dem Namen «Willkommen 2024». Für Stimmung sorgten etwa Ayliva, Luca Hänni und Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys.

Zehntausende auf den Straßen in Hamburg und Frankfurt

Auch in Hamburg starteten Zehntausende mit großem Feuerwerk und Party ins neue Jahr 2024. Dicht gedrängt verfolgten die Menschen etwa an den Landungsbrücken das Silvester-Feuerwerk. Rund 8000 Besucher waren allein dorthin gekommen, wie ein Polizeisprecher um kurz nach Mitternacht sagte. An der Reeperbahn seien es 10.000 bis 15.000 Menschen, es strömten aber immer noch weitere nach. Auch in der Frankfurter Innenstadt wurde gefeiert – nach Angaben der Polizei vorerst friedlich. Natürlich seien auch wieder Böller und Raketen in Menschenmengen abgefeuert worden, sagte ein Polizeisprecher am frühen Montagmorgen. Die Beamten seien dagegen konsequent vorgegangen.

Die Welt begrüßt nach und nach das neue Jahr

In weiten Teilen der Welt begann 2024 schon Stunden vor der deutschen Mitternacht. In Sydney erleuchtete vor der weltberühmten Kulisse von Harbour Bridge und Opernhaus um 14.00 Uhr MEZ eine Mega-Lichtershow den Himmel. Bis zum deutschen Abend war dann auch schon in Japan, Südkorea, Singapur, Taiwan, China, Indien und Dubai das Jahr 2024.

„ine Stunde nach Deutschland begrüßten die Menschen in London das neue Jahr – und dort gab es ein besonderes Jubiläum. Mit den Glockenschlägen von Big Ben und einem spektakulären Feuerwerk am Riesenrad London Eye läutete die britische Hauptstadt das Jahr ein. Vor 100 Jahren hatte die BBC erstmals das Glockengeläut des Uhrturms des Paralments live zum Jahreswechsel übertragen. Bis dahin war der typische Klang nur für die Menschen in der näheren Umgebung des Londoner Bezirks Westminster hörbar.

Ganzer Globus erst am 1.1. um 13.00 Uhr im neuen Jahr

Insgesamt dauert es 26 Stunden, bis der ganze Globus ins neue Jahr gerutscht ist. Amerikanisch-Samoa, das nur 220 Kilometer östlich von Samoa auf der anderen Seite der Internationalen Datumsgrenze liegt, wird das letzte Land sein – zwölf Stunden nach Deutschland. Um 13.00 Uhr MEZ am 1. Januar folgen dann nur noch zwei unbewohnte Inseln. (dpa)

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