Altersheim war gestern

Interview mit Martin Köning

Martin Köning
Martin Köning

Als das Seniorenheim St. Josef in Kröv vor 12 Jahren unter neuer Betreibergesellschaft als gemeinnützige GmbH an den Start ging, gab es 47  Mitarbeitende und 79 Bewohner. Heute zählt die Einrichtung 93  Mitarbeitende plus ca. 10 ehrenamtliche Helfer und immer noch 79 Bewohner. Die Eifelzeitung sprach mit Heimleiter Martin Köning über den Lebensabend im Allgemeinen und die gestiegenen Ansprüche der Senioren.

EAZ:  Herr Köning, viele Menschen fürchten sich davor, den Lebensabend in einem Altenheim zu verbringen. Sind diese Befürchtungen begründet?

M. Köning: Keiner will pflege- oder hilfsbedürftig werden, aber das Leben spielt manchmal anders, als wir uns das wünschen. Die Entscheidung für den Umzug in ein Altersheim ist meist sehr komplex motiviert und wird von verschiedenen Erwartungen begleitet. Außerdem ist der Begriff Altenheim für viele Menschen immer noch sehr negativ besetzt. Sie denken dabei an lieblose Verwahrung von alten und hilfsbedürftigen Menschen in schäbigen Institutionen, bei denen auf die Persönlichkeit und Würde der dort Untergebrachten wenig Rücksicht genommen wird. Doch zum Glück sieht die Realität heute ganz anders aus. Tatsächlich stellen die meisten  Seniorenheime eine sehr gute Betreuung älterer Menschen sicher und sorgen dafür, dass sich die Bewohner in ihrem letzten Lebensabschnitt rundherum wohlfühlen. In einem modernen Seniorenheim wird heute dafür gesorgt, dass die Bewohner mobilisiert und geistig gefördert werden. Darüber hinaus werden den Bewohnern zahlreiche Freizeitaktivitäten geboten. Und wir reden hier jetzt nicht nur von seniorengerechter Beschäftigungstherapie. Es werden Veranstaltungen, Ausflüge und Ausfahrten mit der Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern organisiert, um für Abwechslung im Alltag zu sorgen. Und einsam muss im Seniorenheim auch niemand sein, denn es wird viel Wert auf die Gemeinschaft gelegt, sei es beim Essen oder der Freizeitgestaltung. Angst vorm Seniorenheim muss wirklich keiner haben.

EAZ: Es gibt seit Jahren immer wieder neue Konzepte und alternative Wohnformen für Senioren. Was sollte man tun, wenn man nicht ins Altersheim, sondern solange wie möglich selbstbestimmt, in vertrauter Umgebung leben möchte?

M. Köning: Viele Senioren und ihre Angehörigen machen den großen Fehler, sich nicht rechtzeitig mit der Frage zu beschäftigen, wie sie leben möchten, wenn sie alleine nicht mehr zu Recht kommen. Erst wenn es gar nicht mehr anders geht, zum Beispiel nach einem Unfall oder wegen einer schweren Erkrankung, wird überstürzt nach einem Platz in einem Seniorenheim gesucht. Wenn man sich frühzeitig Gedanken macht, wie man das Lebensumfeld für das Alter gestalten kann und das Thema in der Familie rechtzeitig thematisiert, bieten sich auch Alternativen. Denn die meisten Pflegebedürftigen wollen nicht nur so lange wie möglich selbstbestimmt leben, sondern auch in ihrer vertrauten Umgebung gepflegt und versorgt werden. Doch tatsächlich stellt sich dies im Nachhinein oft nicht als die beste Lösung heraus, auch wenn Senioren durch professionelle Pflegedienste versorgt werden können. Denn wer nicht mehr mobil ist und das Haus kaum noch oder überhaupt nicht mehr verlässt, vereinsamt schnell. Nur wenn gewährleistet ist, dass sich Angehörige oder Freunde regelmäßig in ausreichendem Umfang um alte Menschen in ihrem Zuhause kümmern, ist diese Alternative empfehlenswert.

EAZ: Sicher spielen doch auch die Kosten für eine Pflegeeinrichtung eine tragende Rolle?

M. Köning: Die Kosten einer vollstationären Pflegeeinrichtung werden bestritten aus den Mitteln der Pflegeversicherung und aus dem Einkommen und Vermögen des Pflegebedürftigen. Reichen die Leistungen der Pflegekasse, das Einkommen und ggf. vorhandenes Vermögen immer noch nicht zur Bezahlung der monatlichen Gesamtkosten der Einrichtung aus, kann das Sozialamt die verbleibenden ungedeckten Kosten übernehmen. Das Sozialamt überprüft dann vorab routinemäßig die Einkommens- und Vermögensverhältnisse des Ehepartners des Pflegebedürftigen und die seiner Kinder.

EAZ: Das bedeutet, dass Kinder oder Ehepartner dann zum Unterhalt herangezogen werden?

M. Köning: Das kommt auf den Einzelfall an. Nur wenn bestimmte Einkommens- und Vermögensgrenzen überschritten werden, müssen die Kinder oder der Ehepartner Unterhalt für ihre pflegebedürftigen Angehörigen zahlen. Für Fragen zu diesem Thema ist das Sozialamt am Wohnort des Pflegebedürftigen zuständig.

EAZ: Sie bezeichnen Ihre Einrichtung als ein offenes und modernes Service-Kompetenzzentrum, das sich auf außergewöhnlich hohem Qualitätsniveau ausschließlich dem Wohl hilfsbedürftiger Menschen widmet. Haben sich denn die Ansprüche an ein Seniorenheim und das Personal in den letzten Jahren geändert?

M. Köning: Im Laufe der Jahre sind nicht nur die Ansprüche der Bewohner und der Angehörigen gestiegen, auch die Arbeit der Pflegekräfte und die Ansprüche an unser Haus haben sich grundlegend geändert. Neben vollzeitlicher Dauerpflege, Kurzzeitpflege, Tag- und Nachtpflege, sind auch neue Angebote, wie z. B. „Servicenior“ hinzugekommen. Unter dem Slogan „Älter werden neu sehen“ bieten wir mit dem Dienstleistungssegment „Servicenior“  Seniorinnen und Senioren der Region Zeitersparnis, Erleichterung und Lebensqualität zu Hause an. Heute beliefern wir täglich 230 Einzelhaushalte mit unserem Essen, bieten Dienst- und Serviceleistungen wie z. B. Wäscheservice, Hausmeisterservice, Haushaltsdienste usw., die allen interessierten Bürgern des Einzugsgebietes zur Verfügung stehen. Außerdem kümmern wir uns um die Entlastung von betreuenden Angehörigen und vermitteln die Begleitung Ehrenamtlicher. Darüber hinaus kooperieren wir in Kröv mit zahlreichen regionalen Pflegediensten in einer „Pflegeallianz“. So bietet z. B. unsere gemeinnützige Paritätische Sozialstation Pro Humanitas (PSH) häusliche 24 Stunden Betreuung an. Die GFA vermittelt gerne auch Haushaltshilfen.  Somit bieten wir den Seniorinnen und Senioren die Möglichkeit, solange es geht, in den eigenen vier Wänden leben zu können. Und wenn man dann unser Haus und unsere Dienstleistungen über Jahre kennt, kann man sich auch gut vorstellen, hier im St. Josef irgendwann seinen Lebensabend zu verbringen.

EAZ: St. Josef ist aber keine Spezialeinrichtung?

M. Köning: Wer wollen wir sein? Diese Frage haben wir uns am
Anfang gestellt und das unterscheidet uns auch deutlich vom Wettbewerb. Da man nicht alles gleich gut machen kann, haben wir mit den Pflegekassen vereinbart, dass im St. Josef keine Wachkoma-Patienten, keine Akutalkoholiker und keine suizidgefährdeten Menschen behandelt werden. Wir haben hier 79 Bewohner, 60 davon sind an Demenz erkrankt. Trotzdem würde ich uns nicht als ein speziell auf Demenz ausgerichtetes Seniorenheim bezeichnen. Das ist einfach gelebte Realität in der Altenpflege. Dennoch sind wir eine offene Einrichtung und erbringen eine Dienstleistung mit Menschen für Menschen.

EAZ: Zur stetigen Optimierung wurden Sie vor fünf Jahren als Qualitätsbeauftragter für die gesamte GFA berufen. Was sind hier Ihre Aufgaben?

M. Köning: Meine Aufgabe war es, das hohe Ziel der Zertifizierung zu erreichen. Heute hat das Einhalten des Qualitätsstandards im Haus höchste Priorität. Unsere Ausrichtung im St. Josef ist eindeutig. Qualität, Qualität und nochmals Qualität. Deshalb sind ausgebildete Fachkräfte unumgänglich. Darüber hinaus erhalten Pflegekräfte ohne Ausbildung bei uns die Möglichkeit einer Nachqualifizierung, um das Qualitätsniveau dauerhaft auf einem möglichst hohen Standard zu halten. Als anerkannter Ausbildungsbetrieb bilden wir in diesem Jahr sogar 6 Auszubildende plus Praktikanten aus. Und 1x pro Woche werden innerbetriebliche Schulungen für unser Personal durchgeführt..

EAZ: Eine letzte Frage, die nicht fehlen darf – Können Sie sich vorstellen, Ihren Lebensabend im St. Josef zu verbringen?

M. Köning: Das ist überhaupt keine Frage, natürlich würde ich das. Außerdem habe ich diese Tatsache meinem Personal schon lange angedroht. Doch mal im Ernst; ich kenne den Qualitätsstandard des Hauses, das Personal und die
Bewohner. Neben der Zertifizierung nach MAAS-BGW und den Auszeichnungen mit dem TÜV-CERT, TQP und dem Grünen
Haken, wird im St. Josef die dokumentierte Qualität wirklich gelebt, und das jeden Tag. Außerdem kann man sich aus einer umfangreichen Dienstleistungspalette ein maßgeschneidertes, auf den persönlichen Bedarf zugeschnittenes Angebot zusammenstellen lassen. Und die aktuell 147 Anfragen nach einem freien Platz in unserem Haus sprechen wohl für sich.

EAZ: Vielen Dank für das Gespräch.

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