Interview – „So können wir nicht weitermachen!“

Dietmar Weides
Dietmar Weides

Der 25. Mai wird wahrscheinlich ein Albtraum für alle Menschen, die sich schwer entscheiden können. Europawahl, Kommunalwahl sowie in einigen Städten die Wahl des Bürgermeisters und Bürger-entscheide. Vier, bzw mit Bürgermeisterwahl sind es fünf Wahlzettel, die auszufüllen sind. Etliche Kreuze dürfen pflichtbewusste Wähler machen. Was kostentechnisch sinnvoll ist, könnte gerade für die Europawahl zu Nachteilen führen. Dort kann man nur eine einzige Stimme für eine Partei abgeben. Bei der letzten Abstimmung über das EU-Parlament lag die Wahlbeteiligung nur noch bei rund 40 Prozent. Besserung ist nicht in Aussicht. Natürlich wird es Mitnahmeeffekte geben. Wer mit einem Gang zur Wahlurne am 25. Mai mehrere Kreuzchen machen kann, wählt vielleicht eher, als wenn er nur zur Europawahl extra losziehen müsste.

Andererseits: Wer sich über so viele Wahlen zeitgleich informieren soll, neigt schnell zur Kapitulation. Er geht gar nicht zur Wahl, oder konzentriert sich nur auf die Entscheidung, die sich für ihn unmittelbarer auswirkt – und das ist für viele Menschen die kommunale. Dazu kommen etliche Änderungen im Wahlablauf: Auf EU-Ebene dürfen erstmals Direktkandidaten gewählt werden. Eine gute Neuerung, die die Europawahl hätte beliebter machen können. Doch wer erst verstanden hat, warum Bürgermeister und Stadtrat jetzt getrennt und bald wieder zusammen gewählt werden und warum manche Kommunen erst 2015 über den Bürgermeister abstimmen, hat schnell keine Lust mehr, sich überhaupt noch  mit  Politik zu befassen.

Einer der sich gegen die Wahlverdrossenheit einsetzt und zu Änderungen bereit ist, ist Dietmar Weides aus Neroth. Seit über 30 Jahren lenkt er in einem erfolgreichen Dreierteam die Geschicke von TPS Röhrenwerke GmbH in Daun. Weides hat sein Ohr an der Basis. Er kennt die Sorgen und den Unmut der Menschen. Dietmar Weides ist Mitglied beim Bürgerunion Vulkaneifel e.V. und sagt: So können wir nicht weitermachen!“ Weides engagiert sich in der Vulkaneifel politisch, weil er etwas verändern will. Die Eifel-Zeitung hat mit Dietmar Weides gesprochen. Lesen Sie, was er zu sagen hat.

EAZ: Hinter der Überschrift scheint sich ein hohes Maß an Unzufriedenheit zu verbergen?

Weides: Das kann man wohl sagen! Finanziell geht es uns hier in Deutschland gut – noch jedenfalls – aber es ist sehr viel Ungerechtigkeit unterwegs; von der Sozialen Marktwirtschaft sind nur noch Ruinen übriggeblieben. Es gärt im Volk und die Spannungen nehmen zu. Außerdem sehe ich unsere Demokratie akut gefährdet, insbesondere die Meinungsfreiheit und das Mitbestimmungsrecht des Volkes, auch wenn uns alle Jahre wieder vorgegaukelt wird, wir hätten „eine Wahl“…

EAZ: Aber diese Wahl hat man ja auch, z.B. am 25. Mai.

Weides: Das schon, aber die traditionellen Blockparteien haben den Herausforderungen, mit denen wir auch in Deutschland sowohl in gesellschaftspolitischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht konfrontiert werden, nicht viel entgegenzusetzen, im Gegenteil: Die verstricken sich immer mehr in einem undurchsichtigen Politsumpf mit allem, was dazu gehört, wie jüngst ein Hamburger SPD-Politiker und der Grünen-Fraktionschef, die zwar gegen Steuersünder wettern, es aber selber nicht so genau nehmen. Das sind ja leider keine Einzelfälle. Außerdem lassen die sich immer mehr vor den Karren der Hochfinanz und der Großindustrie spannen, mit dem Ergebnis, dass immer mehr Kleinbetriebe „vor die Hunde gehen“ und aufgeben müssen. Das gilt auch für zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe, aber auch für etliche Mittelständler. Aber zum Glück gibt es ja noch alternative Parteien, auch wenn uns immer wieder eingeredet wird, dass viele „Gegebenheiten“ ein-fach alternativlos sind; aber das stimmt so nicht.

EAZ: Vielleicht klappt es ja mit einem neugewählten EU-Parlament besser?

Weides: Was bei diesem Parlament vielleicht besser laufen könnte, ist – nach meinem Ermessen – nicht zum Wohle der europäischen Bevölkerung. Aber wir können uns schon einmal auf noch undurchsichtigere Geldbeschaffungsmaßnahmen aus den Taschen der arbeitenden Bevölkerung einstellen… EU-Entscheidungen werden von den industriegelenkten Organen, wie z. B. der EU-Kommission oder dem EU-Rat getroffen. Die haben die eigentliche Macht und Gewalt, sind aber nicht vom Volk gewählt worden! Das Ganze ist eine Farce und wird den wirtschaftlichen Niedergang in der Eurozone noch beschleunigen. Ganz abgesehen davon, dass viele demokratisch gewählte Regierungen immer mehr an Einfluss verlieren und die Funktion des Volkes sich aufs Konsumieren beschränkt und gefälligst zu glauben hat, was ihm von den Medien vorgesetzt wird! Die nationalen und internationalen Behörden werden auf lange Sicht von einem global agierenden Kartell der Hochfinanz gesteuert. Das nennt man dann Globalisierung…
Dafür bedanken sich dann über 50.000 EU-Bürokraten, die eine Handvoll „gewählter“ Abgeordnete in Brüssel im wahrsten Sinne des Wortes „kontrollieren“.  Die Griechen und auch die Spanier sind nicht nur wegen Sparmaßnahmen auf die Straße gegangen, son-dern auch, um einer drohenden Versklavung bzw. dem Verlust ihrer Demokratie entgegenzutreten.

EAZ: Und welche Auswirkungen hätte das für unsere Region?

Weides: Waren Sie schon einmal in einer Warteschleife der Telekom? So ungefähr würde es sich anfühlen, wenn wir Eifeler unsere Interessen in Mainz, Berlin oder geschweige denn in Brüssel gewahrt sehen möchten. Wir werden ja jetzt schon übergangen, wo es eben geht. Man interessiert sich immer nur VOR den Wahlen für uns. Ansonsten betrachten uns insbesondere die Mainzer als Selbstbedienungsladen, aus dem man sich nach Herzenslust bedienen kann, ob es sich dabei um geplante Erweiterungen von Lavagruben handelt oder die Errichtung der zahlreichen Windräder, die man sogar in Naturparks aufbauen will! Auch über das Desinteresse am Erhalt unserer Wälder wurde ja schon berichtet. Wo bleibt denn da der Aufschrei der Grünen? Aber im Gegenteil, die machen da noch fleißig mit und forcieren diesen Raubbau an unserer Kulturlandschaft sogar. Brauchen wir die eigentlich noch?

EAZ: Welche Konsequenz ergibt sich für Sie aus Ihren Ausführungen?

Weides: Das dicke Ende kommt erst noch. Auch wenn jetzt wieder vor den Wahlen alles schön geredet wird. Davon wird insbesondere die Eifel als „strukturschwache Region“ nicht verschont bleiben. Wir brauchen kompetente und engagierte Leute, die unsere Interessen auch in Mainz nachhaltig vertreten können, und ich glaube nicht, dass die traditionellen Blockparteien das alleine schaffen. Die Mitglieder der Bürger Union Vulkaneifel e.V. sind bei vielen Problemen unserer Region hochmotiviert und die richtige Wahl.

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