Zukunftsforum: Damit Energie bezahlbar bleibt und sicher fließt

Mit Professor Klaus Töpfer: Kommunale Entscheidungsträger entwickeln mit EVM, GVW und KEVAG konkrete Lösungen für wirksame regionale Energiewende

Foto: Frank HomannKOBLENZ. Wo Klaus Töpfer, Bundesumweltminister a.D., auftritt, Roger Lewentz, Innenminister des Landes Rheinland-Pfalz, Schirmherr ist, und über 400 hochrangige Vertreter aus der Kommunalpolitik teilnehmen, geht es um zentrale Fragen: So geschehen am Montag (28. Oktober) beim dritten Zukunftsforum der Energieversorgung Mittelrhein GmbH (EVM) in der Rhein-Mosel-Halle in Koblenz. Das Thema diesmal: „Die Energiewende in der Region – Was sind die neuen Herausforderungen?“ Eine davon definierte Josef Rönz, Vorsitzender der EVM-Geschäftsführung, schon bei seiner Eröffnungsrede: „Die Energiewende geht nicht gratis aber kostengünstiger“, meinte er angesichts der aktuellen Situation. Die Hälfte des Strompreises für private Energieverbraucher machen nämlich inzwischen staatliche Umlagen, Abgaben und Steuern aus, ein Großteil davon ist für die Finanzierung der Energiewende.

Vor zwei Jahren wurde das Zukunftsforum von der EVM ins Leben gerufen. Sein  Ziel:  Impulse für die Energiewende zu geben und eine Plattform zu sein, die zu konkreten Lösungen für die Region führt. Dabei sind sowohl dem Veranstalter als auch den Akteuren der Kommunen vier Rahmenbedingungen wichtig: Die Konzepte müssen wirksam und wirtschaftlich sein, von einem Großteil der Bevölkerung akzeptiert werden, den Kommunen Vorteile bringen und die Verbraucherpreise nicht weiter nach oben treiben. Einigkeit über das „Wie“ herrscht unter den Beteiligten auch – und das schon seit dem ersten Zukunftsforum 2011 in Ochtendung: Eine solche Energiewende kann nur gemeinsam gelingen – in einer konzertierten Aktion von Kommunen, Bürgern und starken regionalen Energieversorgern mit kommunalen Anteilseignern.

Für Letzteres haben die Energieversorger am Mittelrhein zwischen Eifel, Hunsrück und Westerwald seit dem zweiten Zukunftsforum, das 2012 in Daun stattfand, die Weichen gestellt: EVM, die Gasversorgung Westerwald GmbH (GVW) und die Koblenzer Elektrizitätswerk und Verkehrs-Aktiengesellschaft (KEVAG) gehen zusammen. Sie fusionieren, um leistungsfähiger für die Region und im Wettbewerb zu werden. Deshalb ist das dritte Forum auch zugleich das erste, das von allen drei Energiedienstleistern veranstaltet wurde.

Konkrete Erfolge zählen

Dass das Zukunftsforum wirklich kein Debattierclub ist, sondern zu vorweisbaren Erfolgen mit Vorteilen für die Region führt, belegte Josef Rönz an Beispielen. Im ersten Zukunftsforum haben die Teilnehmer – über Partei- und Verwaltungsgrenzen hinweg – unter anderem vier Handlungsfelder definiert: Vorrang für erneuerbare Energien, Dezentralisierung der Energieversorgung, Senkung des Energieverbrauchs und Schaffung innovativer Infrastrukturen. Windenergie auszubauen, wurde als ein vorrangiges Ziel eingestuft. Es folgte ein Windfachforum der EVM für Kommunen. Die EVM entwickelte daraufhin ein Windpark-Beteiligungsmodell für Kommunen und Bürger. Die Verbandsgemeinde Unkel hat sich bereits dafür entschieden. Sie plant gemeinsam mit der EVM nach diesem Modell einen Windpark. Weitere Kommunen in der Eifel und im Westerwald sind mit der EVM im Gespräch. Ebenfalls auf den Schulterschluss mit Kommunen setzt die KEVAG: Sie betreibt in einer gemeinsamen Gesellschaft mit der Ortsgemeinde Görgeshausen einen Solarpark mit rund 5.500 Modulen und einer Leistung von 1,3 Megawatt. Auch bei Heizenergie und Speichermedien geht es voran: Bei Boppard betreibt die EVM die größte Bio-Erdgasanlage des Landes, wo zudem das Biogas in Erdgasqualität aufbereitet wird. In Frankfurt am Main ist das Unternehmen an einer Anlage beteiligt, die Strom in Wasserstoff  umwandelt – einer sogenannten Power-to-Gas-Anlage – und so speicherfähig macht.

Energiewende beschäftigt Gesellschaft

Klimaschutz und das Sicherstellen einer nachhaltigen und zuverlässigen Energieversorgung sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Sie beschäftigen Politik, Energieversorger und Bürger gleichermaßen. Zentrale Punkte sind dabei die Kosten der Energiewende und ihre Auswirkungen auf die Verbraucherpreise, das Aufrechterhalten der Systemstabilität und Versorgungssicherheit sowie die Akzeptanz der Gesellschaft – auch von Anlagen in ihrer Nachbarschaft. Ein Zurück gibt es nicht, da herrscht Konsens bei Akteuren wie Veranstaltern. Die Energiewende wird für richtig und wichtig erachtet, es bleibt die Frage nach der Ausgestaltung. Knapp ein Viertel des Strombedarfs in Deutschland wird bereits aus erneuerbaren Energien erzeugt. Der weitere Ausbau führt nicht nur zu fundamentalen Veränderungen der Erzeugungsstruktur, sondern auch der Infrastruktur und des Landschaftsbildes. Was sich über 100 Jahre in der Stromversorgung kontinuierlich entwickelt hat, wird sich in den nächsten zehn Jahren komplett umdrehen.

Gesetzgeber ist gefordert

Das Gelingen der Energiewende hänge wesentlich von einer grundlegenden Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ab, betonte Professor Klaus Töpfer, Bundesumweltminister a.D. und langjähriger Direktor des UN-Umweltschutzprogramms UNEP, in seinem Impulsvortrag. Er sieht in der Energiewende eine große Chance für Kommunen, die Wirtschaftskraft und Lebensqualität zu steigern, sofern sie vernünftig gemacht ist. Es gehe jetzt nicht mehr um Anschubfinanzierung, sondern um eine Integration des Ökostroms in den Wettbewerb und ein ganzheitliches Konzept forderte er: „Die Mechanismen sind heute zum Teil kontraproduktiv und treiben die Verbraucherpreise in Form von höheren Umlagen unnötig nach oben. Das darf nicht sein“, betonte er.

Für weitere wertvolle Impulse zu den aktuellen Herausforderungen sorgte auch diesmal wieder die Diskussion hochkarätiger Experten: Professor Timo Leukefeld, Experte für Energieautarkie, rät zu kleinen pragmatischen Schritten und empfiehlt der Politik, die Energiewende nicht nur auf Strom zu beschränken, sondern um den Wärmesektor zu erweitern. Dr. Holger Krawinkel, Fachbereichsleiter Bauen, Energie und Umwelt im Verbraucherzentrale Bundesverband, mahnt einen Masterplan bei der Bundesregierung an und fordert Fairness bei der Kostenverteilung. Mit im Podium war auch Manfred Sattler, Bürgermeister der Ortsgemeinde Wassenach und Präsident der IHK-Koblenz. Er appellierte an die Landesregierung, ihre Vorgaben zu korrigieren: Zum Beispiel hält er es nicht für ausreichend, die Energiewende auf Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu beschränken. Die Vorgabe, 100 Prozent des im Land verbrauchten Stroms auch in Rheinland-Pfalz zu erzeugen, sei am Bedarf vorbei gedacht.

Energiezukunft regional selbst gestalten

Für die konkrete Umsetzung in der Region halten die Akteure einen engen Schulterschluss  von Kommunen und Versorgern für ein entscheidendes Erfolgskriterium. „Aus Partnern werden Miteigentümer“, fasste Josef Rönz die Entwicklung zusammen. „Wir werden uns als Energieversorger künftig gemeinsam dafür einsetzen, den Kohlendioxidausstoß zu reduzieren und Energie möglichst effizient einzusetzen“, führte er weiter aus. Allein durch das Engagement der EVM werden der Umwelt im nördlichen Rheinland-Pfalz schon 162.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr erspart. Erreicht wurde dies durch Förderprogramme zum Austausch alter ineffizienter Heizungen, durch Beratung, Contracting für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, den Aufbau von Nahwärmenetzen sowie einer konsequenten Einkaufspolitik: Für Privatkunden kauft die EVM schon seit Jahren ausschließlich Ökostrom aus Wasserkraft ein. Ganz neu bei der EVM: Sie hat für ihre Kunden in den 10 Kundenzentren EnergiesparShops eingerichtet. Dort gibt es praktische kleine Helfer zu kaufen, die das Energiebewusstsein fördern und Energiesparen einfacher machen.

Die EVM versorgt im nördlichen Rheinland-Pfalz über 151.000 Kunden mit Erdgas, Ökostrom und Wärme sowie rund 186.000 Einwohner mit Trinkwasser. Faire Preise sowie ein umfassender und persönlicher Service stehen dabei im Mittelpunkt. Die EVM engagiert sich konsequent für den Ausbau erneuerbarer Energieerzeugung und die Erhöhung der Energieeffizienz, um die Energiewende in der Region voranzutreiben. Durch ihre Aktivitäten werden jährlich 162.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart. Die EVM betreibt das Stromnetz in Cochem und gemeinsam mit ihrer Unternehmenstochter Gasversorgung Westerwald GmbH Erdgasnetze in 255 Kommunen. Die EVM ist zudem Betriebsführerin dreier Wasserwerke und des Abwasserwerks in Remagen.

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