Petra Schneider, Landtagskandidatin der BUV BürgerUnion, informiert: Eifelkonferenz 2010: „Mobilität im ländlichen Raum“

Auf dem Land unterwegs – Wie sieht die Zukunft aus?

Am Freitag, den 29.10.2010, fand im Jugendstilkraftwerk in Heimbach/Eifel (NRW) die Eifelkonferenz 2010 statt. Es drehte sich alles um das Thema Mobilität im ländlichen Raum. Vertreter der Eifelkreise und -kommunen aus NRW und Rheinland-Pfalz sowie der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens haben sich für mehr Mobilität im ländlichen Raum stark gemacht. An der Eifelkonferenz nahmen über 400 Teilnehmer teil. Das Grußwort sprach Landrat Spelthahn (Kreis Düren). Das Impulsreferat „Mobilität im ländlichen Raum“ präsentierte  Professor Dr.-Ing. Vallée von der RWTH Aachen.

„Es ist ein dickes Brett, das wir bohren müssen“, sagte Dr.-Ing. Vallée.“ Weil die Kosten für die Infrastruktur steigen, wird es zwangsläufig zu einer Re-Urbanisierung kommen. Um zu sparen, seien sowohl im Bereich Versorgung als auch im Verkehr überörtliche Zusammenschlüsse notwendig und, so Vallée, bei allen Dingen müsse die Bevölkerung unbedingt einbezogen werden.

Beispiele aus der Eifel zur Verbesserung der Mobilität

Dann wurden Beispiele aus der Eifel zur Verbesserung der Mobilität im ländlichen Raum vorgestellt:

HEIKO – rollende Supermärkte. Geschäftsführer Dr. Reinhard Steinkamp berichtete über das überaus erfolgreiche Geschäftsmodell des mittelständischen Familienunternehmens aus Neuendorf. Die Firma beschäftigt 165 Mitarbeiter und hat 68 Verkaufsfahrzeuge. Die HEIKO-Wagen rollen vor die Haustür, so dass auch Senioren ohne Verkehrsmittel einkaufen können.

OpenRide – Mitfahren 2.0 ist ein Pilotprojekt im Kreis Düren, das momentan von Forschern des Fraunhofer Instituts entwickelt wird. OpenRide zeigt eindrucksvoll, wie eine Mitfahrzentrale im 21. Jahrhundert aussehen muss. Fahrer und Mitfahrer können über OpenRide unterwegs von ihrem Mobiltelefon aus spontan Mitfahrgelegenheiten einstellen oder suchen.

Des Weiteren wurde ein kommunales Mobilitätskonzept der öffentlichen Verwaltungen in Wittlich vorgestellt. Durch individuelle Maßnahmen soll der individuelle motorisierte Verkehr auf öffentlichen Verkehr, Fahrrad und Fahrgemeinschaften verlagert werden.

Mit dem „Center Young Service Team“ stellt die Gemeinde Lontzen aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens ein Mobilitätsprojekt im Jugendbereich vor. In den ländlichen Gemeinden stellen sich immer wieder Mobilitätsprobleme, um beispielsweise Veranstaltungen außerhalb der Ortschaft zu besuchen. Hier hat die Gemeinde Lontzen reagiert und einen Heimfahrdienst für Jugendliche – organisiert und verwirklicht durch Jugendliche – eingerichtet.
 
„Markt der Möglichkeiten“ stellt gute Beispiele vor Auf einem „Markt der Möglichkeiten“ wurden am Nachmittag neben den zuvor genannten Projekten gute Beispiele für die Verbesserung der Mobilität außerhalb der Ballungsgebiete vorgestellt. In einem Zelt vor dem Jugendstil-Kraftwerk präsentierten sich 20 Aussteller. Dieser Markt war öffentlich und kostenfrei, so dass sich alle Bürger und die Teilnehmer der Konferenz über zukunftsorientierte Mobilitätsprojekte und Verkehrsmittel informieren konnten.

Podiumsdiskussionen – Das Leben in der Eifel im Jahr 2030

Am Nachmittag gab es zwei Podiumsdiskussionen. Eine zum Thema „Mobilität der Bevölkerung in der Eifel“ mit dem Dürener Landrat Spelthahn, Professor Dr.-Ing. Vallée und je einem Regierungsvertreter aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, aus Rheinland-Pfalz und aus Nordrhein-Westfalen. Dann eine weitere Podiumsdiskussion zum Thema „Mobilität und wirtschaftliche Entwicklung in der Eifel“ mit je einem Regierungsvertreter aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, aus Rheinland-Pfalz, aus Nordrhein-Westfalen sowie je einem Vertreter der Kammern.
 
Es wurden Szenarien vorgestellt, die einen Blick in die Zukunft werfen und zeigen, wie man sich das Leben im Jahre 2030 in den Eifelregionen vorstellen kann: Da soll es nur noch wenige kleine Außenorte in den Gemeinden bzw. Dörfern geben. Die dann mittlerweile überalterte Bevölkerung lebt dann verstärkt in größeren Ortszentren, wo auch die wesentlichen Versorgungsangebote konzentriert werden. Denn (Szenario 2030 wie gesagt): Nur noch wenige Bewohner der Außenbereiche können sich noch die sehr teure Infrastruktur wie Wasserversorgung und Kanalisation leisten.
 
Es fahren im Jahre 2030 möglicherweise viele Eifeler mit dem Elektrofahrrad zur Arbeit. Wahrscheinlich wird aber nach wie vor das Auto bei der Mobilität den größten Anteil ausmachen. Wahrscheinlich gibt es aber verstärkt Mitfahrzentralen. Und auch das Thema Tele-Arbeitsplätze wird im Jahre 2030 ein starkes Thema sein.

Datenautobahn – Leistungsfähige Breitbandversorgung für jedes Eifeldorf

Wichtig ist, dass die Versorgung mit schnellem DSL-Internet in allen Eifelgebieten endlich vorankommt. Hier wäre es in den letzten Jahren wünschenswert gewesen, wenn die Eifel-Landkreise bei diesem Thema zusammengearbeitet hätten. Denn: Für fast 600‘000 Einwohner der gesamten Eifelregion hätte man sicherlich mit der Telekom und weiteren Anbietern besser verhandeln können. Aber selbst für den Landkreis Vulkaneifel hat niemand für den gesamten Kreis die Federführung bei diesem Thema übernommen. Dies hätte sicherlich für den gesamten Vulkaneifelkreis die WFG Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Vulkaneifel übernehmen können. Jetzt haben in der jüngsten Vergangenheit aber zumeist die Vulkaneifel-Städte und -Gemeinden das Thema jeweils selbst angepackt. Dies bedeutet aber, dass die kleineren Dörfer möglicherweise für lange Zeit außen vor bleiben. Deshalb wäre es im Zeichen der elektronischen Mobilität wirklich sinnvoll gewesen, dass zumindest für jeden Eifelkreis eine zentrale Stelle das Thema mit den entsprechenden Gesellschaften bearbeitet hätte.

Demographischer Wandel und seine Herausforderungen

Die Bevölkerung in der gesamten Eifel geht bis 2030 stark zurück, im Vulkaneifelkreis um etwa 12 % (ca. 13 % bis 2035 und ca. 19,4 % bis 2050). Dies führt sicherlich dazu, dass im Jahre 2030 das Bus- und Bahn-Angebot auf wenige wichtige Basisstrecken schrumpft. Wer dann noch auf dem Land lebt, nutzt verstärkt möglicherweise Dienste wie zum Beispiel rollende Supermärkte. Wer sich „da draußen“ krank fühlt, lässt seinen Puls im Jahre 2030 elektronisch messen und verbindet sich möglicherweise online mit seinem Arzt, um eine Diagnose zu erhalten. Wichtig ist, dass die Verwaltungen der Eifelkreise alles daransetzen, die ärztliche Versorgung auf dem heutigen Niveau zu halten, denn jetzt schon sieht man, dass es für Arztpraxen nach Pensionierung der Ärzte nicht genügend jüngere Ärzte gibt, die ihren Beruf auf dem Lande ausüben wollen.
 
Ob dieses und andere Szenarien in 20 Jahren Realität werden, ist aber noch ungewiss. Jetzt muss etwas getan werden, damit die Landflucht beendet wird. Da, wo noch nicht geschehen, müssen die Ortskerne saniert werden. Es dürfen keine neuen Wohngebiete außerhalb der Ortskerne geschaffen werden. Die Infrastruktur dafür ist viel zu teuer. Die Dörfer müssen attraktiver gemacht werden. Wichtige und wirklich denkmalschutzwürdige Gebäude können renoviert werden; andere, bereits größtenteils verfallene Gebäude müssen gegebenenfalls mit staatlicher Hilfe abgerissen werden, damit attraktives Bauland innerhalb der Ortskerne entsteht. Die Grundstückspreise in den Ortskernen dürfen nicht höher liegen als in den heutigen Außenlagen.
 
Auf insgesamt 11 Leitlinien hat sich die Zukunftsinitiative Eifel in der Eifelkonferenz 2010 in Heimbach verständigt. Diese 11 Leitlinien sollen beim weiteren Handeln und Planen unbedingt berücksichtigt werden.

Das Schlusswort hielt Ministerpräsident Lambertz von der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, wo nächstes Jahr im ostbelgischen St. Vith die vierte Eifelkonferenz stattfindet. Themen werden dann die Berufsauswahl und –weiterbildung sein.

Die Eifelkonferenz 2010 in Heimbach war eine gelungene und wichtige Veranstaltung. Es bleibt zu hoffen, dass viele Teilnehmer nicht nur neue Erkenntnisse gewonnen haben, sondern auch mithelfen, die notwendigen, realen Schritte zur Verbesserung der Infrastrukturen in den Eifelkreisen durchzuführen und dabei auch das Thema des demografischen Wandels berücksichtigen.

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